Wissenschaft und Forschung 08.04.2025

Neue Pilotstudie: Kaugummi setzt Mikroplastikpartikel frei



 

Eine neue Pilotstudie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology Letters der American Chemical Society (ACS), weist auf eine bislang unterschätzte Quelle von Mikroplastik im menschlichen Körper hin: handelsübliches Kaugummi. Die Untersuchung zeigt, dass beim Kauen Mikroplastikpartikel aus der Kaumasse freigesetzt und über den Speichel aufgenommen werden können.  

 
Neue Pilotstudie: Kaugummi setzt Mikroplastikpartikel frei

Foto: ant – stock.adobe.com; Generiert mit KI

Im Zentrum der Studie standen gängige Kaugummis, deren Kaumasse oft synthetische Polymere wie Polyvinylacetat oder Polyethylen enthält, Stoffe, die strukturell Kunststoffen ähneln. Die Forschenden simulierten Kausituationen unter kontrollierten Laborbedingungen und analysierten die Zusammensetzung des Speichels nach dem Kontakt mit den Kaugummis. Ergebnis: In mehreren Proben wurden Mikroplastikpartikel mit Durchmessern unter 5 Mikrometern nachgewiesen. Die Konzentration variierte je nach Kaugummimarke und Kaurhythmus.

Mit dieser Untersuchung betritt die Wissenschaft Neuland, denn bislang lag der Fokus auf der Aufnahme von Mikroplastik über Nahrung und Getränke. Dass auch alltägliche Produkte wie Kaugummi zur Belastung beitragen könnten, eröffnet neue Perspektiven für die Erforschung von Expositionswegen im oralen Bereich. Die beteiligten Wissenschaftler:innen betonen, dass es sich um eine Vorstudie mit begrenztem Umfang handelt, weiterführende Untersuchungen zur klinischen Relevanz, zur möglichen Resorption über die Mundschleimhaut sowie zur langfristigen gesundheitlichen Auswirkung seien notwendig.

Die Studie wurde unter anderem vom King’s College London und der University of Portsmouth durchgeführt. Sie reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Forschungsarbeiten, die Mikroplastik nicht nur als Umweltproblem, sondern zunehmend auch als potenzielles Gesundheitsrisiko betrachten. Angesichts der omnipräsenten Nutzung von Kaugummi, gerade auch in medizinischen Kontexten zur Förderung der Speichelproduktion oder als Trägermedium, könnte das Thema künftig auch im zahnmedizinischen Diskurs an Bedeutung gewinnen.

Quelle: American Chemical Society. „Chewing gum can shed microplastics into saliva, pilot study finds.“ Environmental Science & Technology Letters, März 2025. https://www.acs.org/pressroom/presspacs/2025/march/chewing-gum-can-shed-microplastics-into-saliva-pilot-study-finds.html

Hinweis der Redaktion: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine journalistische Aufbereitung aktueller wissenschaftlicher Studienergebnisse. Die dargestellten Inhalte beruhen ausschließlich auf den in der zitierten Fachpublikation veröffentlichten Daten. Es wurden keine spezifischen Produktmarken oder Hersteller untersucht oder benannt. Die Redaktion nimmt keine Bewertung einzelner Kaugummiprodukte oder deren gesundheitlicher Unbedenklichkeit vor. Unser Ziel ist es, vorrangig über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren.

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