Wissenschaft und Forschung 20.11.2025
Künstliche Intelligenz erkennt Kopf-Hals-Karzinome im Speichel
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Speichel enthält winzige Spuren dessen, was im Körper so vor sich vorgeht: Stoffwechselprodukte, Proteine und Moleküle. Sie erzählen, ob Zellen gesund arbeiten oder aus der Reihe tanzen. Ein Forschungsteam der Yonsei University in Seoul hat nun ein Analyseverfahren entwickelt, das Kopf-Hals-Tumoren mit fast hundertprozentiger Genauigkeit allein über Speichelproben erkennen kann. Das kürzlich in Advanced Science (DOI: 10.1002/advs.202517710) vorgestellte Verfahren nutzt die Raman-Spektroskopie, also die Wechselwirkung von Licht und Molekülen, kombiniert mit einem lernfähigen Algorithmus. Dazu wird der Speichel auf ein Substrat aus goldenen Nanostrukturen und Graphen aufgebracht. Diese Oberfläche verstärkt dann molekulare Schwingungen um ein Vielfaches, sodass sich Stoffwechselmuster sichtbar machen lassen, die bei Tumorerkrankungen verändert sind. Die KI ordnet die Spektren anschließend der Gruppe „gesund“ oder „Krebs“ zu.In der Studie wurden 50 Proben untersucht. 25 von Patientinnen und Patienten mit diagnostiziertem Kopf-Hals-Karzinom und 25 von gesunden Personen. Das Modell erreichte dabei eine Genauigkeit von 98 Prozent.
Neben der reinen Klassifikation gelang es den Forschenden auch, einzelne Stoffwechselprodukte zu identifizieren, die in Zusammenhang mit Tumorerkrankungen stehen könnten. Erhöhte Werte zeigten sich unter anderem für Taurin, Methionin und Thiocyanat. Alles Substanzen, die bereits in früheren metabolomischen Untersuchungen auffällig waren, so die Autoren. Das Verfahren gilt noch als experimentell.