Wissenschaft und Forschung 11.07.2025

Leidet die Seele, leidet der Mund mit



Vieles spielt sich im Verborgenen ab, doch in der Mundhöhle wird es sichtbar. Psychische Erkrankungen zeigen sich nicht nur in der Seele, sondern auch in Form typischer oraler Symptome. Eine Übersichtsarbeit beschreibt, wie Stress, Angst und Depression den Mund krank machen kann.

Leidet die Seele, leidet der Mund mit

Foto: O – stock.adobe.com / KI-generiert

Psychische Erkrankungen hinterlassen oft keine sichtbaren Spuren. In der Mundhöhle dagegen können sie zum Vorschein kommen, lange bevor eine Diagnose gestellt wird. Rund 30 Prozent der Patienten in der Zahnarztpraxis zeigen laut einer Übersichtsarbeit unerkannte psychopathologische Symptome. Die Autoren listen eine ganze Reihe typischer Befunde auf. Dazu gehören Burning-Mouth-Syndrom, rezidivierende Aphthen, oraler Lichen planus und myofasziale Schmerzsyndrome. Auch parafunktionelle Gewohnheiten wie Bruxismus, Nägelkauen oder Wangenbeißen gelten als Ausdruck emotionaler Belastung. Häufig entstehen zudem erosive Zahnschäden durch stressbedingtes Erbrechen oder Essstörungen.

Ein besonderes Augenmerk legen die Autoren auf medizinisch nicht erklärbare orale Symptome wie Dysästhesien oder Halitophobie. Sie sind für die Betroffenen real und oft hoch belastend, auch wenn sich kein organischer Befund findet. Umgekehrt zeigen Menschen mit Depression, Angststörung oder Schizophrenie häufig schlechte Mundhygiene und haben ein höheres Risiko für Parodontitis, Karies und Zahnverlust. Zahnärzte sehen diese Anzeichen oft als Erste. Die Autoren fordern deshalb, psychosomatische Zusammenhänge konsequenter wahrzunehmen und bei Bedarf psychologische Unterstützung einzubinden. Die Mundhöhle spiegelt mehr als nur den Zustand der Zähne. Sie zeigt, wie eng Körper und Psyche verflochten sind. 

Quelle: dpa

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