Wissenschaft und Forschung 21.03.2013
Tumordiagnostik: Neue Methode ermöglicht gezieltere Behandlung
Das Team von Markus
Hengstschläger, Leiter des Instituts für Medizinische Genetik an
der MedUni Wien, hat eine neue Methode zum Nachweis komplexer
Enzymderegulationen in einzelnen Zellen entwickelt und im
renommierten Fachmagazin „Nature Protocols“ veröffentlicht. Die
Methode wird künftig noch gezieltere Behandlungen von
Krebserkrankungen ermöglichen.
Eine normale Zelle im Körper
verwandelt sich in eine Tumorzelle, wenn Enzyme, die für die
Übertragung von Signalen verantwortlich sind, verändert
(„dereguliert“) sind. Diese Veränderungen können vielfältig
sein und z.B. die Enzymmenge, die Enzymaktivität, die Lokalisation
des Enzyms innerhalb der Zelle oder auch die Fluktuation des Enzyms
während des Zellzyklus („Leben“ der Zelle als der Zeitraum
zwischen zwei Zellteilungen) betreffen. Bisher konnte in einer
Analyse meist nur eine dieser Dimensionen untersucht werden.
Mit der neuen Methode können nun
gleichzeitig mehrere Dimensionen der Enzymderegulation nachgewiesen
werden, und das mit wesentlich weniger Untersuchungsmaterial als
bisher notwendig. Hengstschläger: „Je früher und sensitiver der
Nachweis tumor-auslösender Veränderungen von Enzymen in Zellen
möglich ist, umso eher können therapeutische Maßnahmen gesetzt
werden und umso genauer können die zellulären Effekte von
Tumormedikamenten untersucht und bewiesen werden.“
Die neue Methode basiert auf dem
Verfahren der „Durchfluss-Zytometrie“, einem bekannten
High-Tech-Messverfahren, bei dem viele Zellen gleichzeitig nach
bestimmten, unterschiedlichen Eigenschaften analysiert werden können,
und wurde jetzt im Fachmagazin „Nature Protocols“ veröffentlicht.
Die Autoren haben die neue Methode bereits für eine Reihe von
Proteinen angewendet, die bei der Tumorentstehung relevant sind und
deren Regulation in normalen Zellen (Stammzellen oder Fibroblasten)
mit jener in bestimmten Tumorzellen verglichen. In zukünftigen
Forschungsprojekten wollen die Wiener WissenschafterInnen um Markus
Hengstschläger nun die Methode an einer großen Anzahl verschiedener
entarteter Zellen, die für einzelne Tumorerkrankungen
charakteristisch sind, testen.
Service: Originalpublikation in
Nature Protocols
Rosner M., Schipany K., Hengstschläger
M. (2013): “Merging high-quality biochemical fractionation with a
refined flow cytometry approach to monitor nucleocytoplasmic protein
expression throughout the unperturbed mammalian cell cycle” Nature
Protocols 8, 602-626 (2013), doi: 10.1038/nprot.2013.011
Quelle:
Medizinische Universität Wien