Wissenschaft und Forschung 22.04.2025

Zuckerhaltige Getränke unter Verdacht: Neue Risikofaktoren für Mundhöhlenkrebs



 

In einer US-amerikanischen Langzeitstudie wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Getränke und dem Auftreten von Mundhöhlenkarzinomen (OCC) bei Frauen untersucht. Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum sogenannter „sugar-sweetened beverages“ (SSBs) das Risiko für Mundhöhlenkrebs deutlich erhöhen kann, und das auch bei Frauen ohne klassische Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum.

 
Zuckerhaltige Getränke unter Verdacht: Neue Risikofaktoren für Mundhöhlenkrebs

Foto: Gurih – stock.adobe.com

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Im Rahmen der renommierten „Nurses Health Study“ und ihrer Fortsetzung wurden über einen Zeitraum von rund 30 Jahren die Gesundheitsdaten von mehr als 160.000 Teilnehmerinnen ausgewertet. Dabei lag der Fokus auf dem Einfluss von Ernährungsgewohnheiten auf die Entstehung seltener Krebserkrankungen. Frauen mit früheren Krebserkrankungen oder unplausiblen Ernährungsangaben wurden vorab ausgeschlossen. Die Untersuchung stützt sich auf prospektive Datenanalysen mit statistisch adjustierten Risikoabschätzungen. Im Studienverlauf wurden 124 Fälle invasiver OCC dokumentiert. Dabei zeigte sich: Frauen, die täglich mindestens ein zuckerhaltiges Getränk konsumierten, wiesen ein fast fünffach erhöhtes Erkrankungsrisiko auf im Vergleich zu jenen, die weniger als einmal pro Monat zu solchen Getränken griffen. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses erhöhte Risiko auch bei Frauen bestand, die nie oder nur gelegentlich rauchten oder Alkohol konsumierten Gruppen, die bislang als niedrig gefährdet galten. In dieser Teilgruppe lag das Risiko sogar um das 5,5-Fache höher. In absoluten Zahlen bleibt die Inzidenz zwar gering: Die Rate stieg rechnerisch um etwa drei zusätzliche Fälle pro 100.000 Frauen. Dennoch deutet sich laut den Autor:innen eine neue potenzielle Risikogruppe an, insbesondere unter jungen Frauen ohne klassische Expositionen.

Die Ergebnisse werfen wichtige Fragen auf: Könnte der hohe Konsum zuckerhaltiger Getränke eine eigenständige Rolle in der Entstehung oraler Karzinome spielen? Und inwieweit sind weitere Bevölkerungsgruppen, etwa Männer oder andere Alterskohorten betroffen? Die Studienautor:innen plädieren für weiterführende Untersuchungen in größeren Kollektiven, um die bislang noch unzureichend verstandene Ätiologie von OCC zu erweitern.

Quellen: Gomez-Castillo L, Cushing-Haugen KL, Useche M, et al. High Sugar-Sweetened Beverage Intake and Oral Cavity Cancer in Smoking and Nonsmoking Women. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. Published online March 13, 2025. doi:10.1001/jamaoto.2024.5252

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