Branchenmeldungen 21.02.2011
Churchills Zähne unterm Hammer
Wie die englische Tageszeitung "The Guardian" am Donnerstag, den 29. Juli, in seiner Online-Ausgabe mitteilte, wurden Oberkieferzahnprothesen des britischen Premierministers Winston Churchill in Norfolk, England, für 15.000 ₤ (ca. 18.000 €) versteigert. Die Prothesen, in mehrfacher Ausführung, wurden so gefertigt, dass Churchill sein natürliches Lispeln beibehalten konnte. Aus Angst einmal ohne dazustehen, führte er stets zwei Exemplare mit sich.
Der Sohn des Churchill-Zahntechnikers Derek Cudlipp erhoffte sich vom Verkauf einen Erlös um die 5.000 ₤ (ca. 6.000€). Aber ein Sammler und Churchill-Fan bot das Dreifache. Der herausnehmbare Zahnersatz wurde extra lose gefertigt, um Churchills berühmte Art und Weise seiner Aussprache aus der Zeit der großen Radioansprachen während des Zweiten Weltkrieges beizubehalten.
Bildquelle: © The Hunterian Museum at The Royal College of Surgeons, London
„Von Kindheit an hatte Churchill ein sehr markantes natürliches Lispeln, er hatte Schwierigkeiten mit den S’s,“ weiß laut Guardian Jane Hughes, Lehrbeauftragte am Hunterian Museum des Royal College of Surgeons (Königliche Akademie der Chirurgie) in London zu berichten. Mit schwarzen englischen Humor fügt Hughes hinzu: „Das sind die Zähne die die Welt retteten.“ Das medizinische Museum stellt ein Duplikat von Churchills Prothesen in einer Glasvitrine zur Schau, nebst den berühmten „Dritten“ von Queen Caroline, der geschiedenen Gattin von King George IV.
„Churchill wollte sein Lispeln beibehalten, weil er dafür schon so bekannt war,“ sagt Hughes. „Die Prothesen saßen nicht richtig fest im Mund, und das war gewollt.“ Die Prothesen wurden vom Zahntechniker Derek Cudlipp in drei- oder vierfacher Ausführung angefertigt. Es wird vermutet, dass Churchill eine dieser Zahnprothesen mit ins Grab genommen hat. Dieser Zahnersatz wurde erst zu beginn des Krieges hergestellt, als Churchill ungefähr 65 Jahre alte gewesen sein muss.
Zwar war Churchill nicht nur wegen seiner Reden an die Nation während der Kriegsjahre berühmt gewesen, doch seine zahnmedizinische Gesundheit war weit weniger bekannt. Churchill hatte wohl als Kind große Probleme mit seiner Zahngesundheit und verlor schon früh etliche seiner natürlichen Zähne, vermutet Hughes. Der Staatsmann schätzte die Dienste seines Zahnarztes Wilfred Fish derart, dass er ihn zum Ritter schlagen lassen wollte.
Churchill diente als britischer Premierminister von 1940 bis 1945 und von 1951 bis 1955. Ob dem neuen Besitzer die Zahnprothesen Churchills passen, ist nicht überliefert – für den Preis würde der Sammler wohl heutzutage festsitzenden Zahnersatz bekommen.
Quelle: The Guardian