Branchenmeldungen 21.02.2013
Stevia für Diabetiker nicht gesünder als andere Zuckerersatzstoffe
Das Süßungsmittel Stevia ist für Diabetespatienten nicht besser oder schlechter als andere Zuckerersatzstoffe geeignet. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin.
„Stevia ist eine weitere
Alternative zu Zucker, die keine Kalorien erhält“, erklärt Professor Dr.
med. Stephan Matthaei, Präsident der DDG. „Nicht mehr und nicht
weniger.“
Seit
der Entfernung von Diabetikerprodukten aus dem Handel gelte, dass alle
gesunden Lebensmittel grundsätzlich gleichermaßen geeignet seien für
Diabetespatienten wie für Nicht-Diabetespatienten. Lediglich für
Menschen, die an der angeborenen Stoffwechselstörung Phenylketonurie
leiden und zugleich Süßstoffe benötigen, sei Stevia eine gute
Alternative, so Matthaei.
Steviolglycoside, umgangssprachlich „Stevia“ genannt, sind seit Dezember
2011 unter der Bezeichnung „Lebensmittelzusatzstoff E 960“ als
Süßungsmittel in der Europäischen Union zugelassen. Stevia wird aus der
Pflanze „Stevia rebaudiana“ gewonnen, auch als „Süßkraut“ oder
„Honigkraut“ bekannt. Stevia ist zweihundert- bis dreihundertfach süßer
als Zucker und praktisch energiefrei. Der Verzehr von Steviolglycosiden
gilt bei Einhaltung der duldbaren Tagesdosis (ADI) von vier Milligramm
pro Kilogramm Körpergewicht und Tag als unbedenklich. Ob die Gefahr
einer Überdosierung besteht, ist derzeit noch ungeklärt. Stevia ist
weder kariesfördernd noch krebserregend, schädigt nicht das Erbgut und
stört auch nicht die Fruchtbarkeit oder Entwicklung des Ungeborenen.
Dies gelte in gleicher Weise für andere Süßungsmittel, betont Professor
Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG aus Tübingen. So hat
die amerikanische Diabetes Gesellschaft „American Diabetes Association“
fünf künstliche Süßungsmittel getestet und für unbedenklich erklärt:
Acesulfam, Aspartam, Saccharin, Sucralose und Neotam. „Es gibt keinerlei
belastbare wissenschaftliche Belege, die zeigen, dass diese Süßstoffe
in den zum Verzehr empfohlenen Mengen krebsfördernd sind“, erläutert
Fritsche.
Der DDG Experte tritt auch der mitunter geäußerten Behauptung entgegen,
wonach Süßstoffe oder eine angeblich damit verbundene
Insulinausschüttung Hungerattacken auslösen und sogar süchtig machen
können. „Wenn überhaupt, vermittelt Insulin bei schlanken Menschen ein
Sättigungssignal ans Gehirn“, so Fritsche. Bei übergewichtigen Menschen
dagegen sei das Gehirn vermutlich unempfindlich gegenüber Insulin.
Deshalb komme das Sättigungssignal möglicherweise nicht mehr im Gehirn
an. „Nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich wissen, können weder
Zucker noch Süßungsmittel süchtig machen“, erläutert Fritsche.
Unabhängig davon sollte jeder darauf achten, nicht mehr als die
empfohlenen Mengen Süßstoff oder mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag zu
sich zu nehmen.
Lediglich für Menschen, die unter der sehr seltenen
Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie leiden und zugleich aufgrund von
Diabetes Süßstoffe benötigen, ist Stevia eine gute Alternative. Wer an
Phenylketonurie erkrankt ist, verträgt die Aminosäure Phenylalanin
nicht. Da das Süßungsmittel Aspartam Phenylalanin enthält, müssen
Betroffene es meiden – Stevia hingegen enthält wie weitere Süßstoffe
kein Phenylalanin. „Das dürfte jedoch insgesamt nicht mehr als ein
Dutzend Menschen in Deutschland betreffen“, betont Fritsche.
Erforscht ist unterdessen, warum Stevia nicht nur süß, sondern auch
bitter schmeckt. Dafür sorgen die beiden Geschmacksrezeptoren hTAS2R4
und hTAS2R14, wie Wissenschaftler der Technischen Universität München
und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam Rehbrücke
(DIfE) herausfanden. In hoher Konzentration löst Stevia lakritzartige,
bittere Geschmacksnoten aus.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft