Marketing 18.10.2022
15 Bewerbungen in kürzester Zeit – Social Recruiting war unsere Rettung
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Von wegen einfach: Während die Mitarbeitersuche über die Agentur für Arbeit in der Vergangenheit ausreichte, sind heute neue Wege vonnöten, damit der Mangel an qualifizierten Fachkräften den Arbeitsalltag in kieferorthopädischen Praxen nicht gefährdet. Maßgeschneidertes Social Recruiting war für unsere Praxis in Ludwigsburg die Rettung – heute steht uns sogar ein Pool an potenziellen Bewerbern zur Verfügung.
Es sind Studien wie die kürzlich veröffentlichte Erhebung des Beratungsdienstleisters PwC, die im Mund einen faden Nachgeschmack hinterlassen können. Dem medizinischen Sektor brechen die Fachkräfte weiter weg. Bis 2035 soll es 1,8 Millionen offene Stellen in der Branche geben, die sich um das wohl wichtigste Gut des Menschen kümmert: seine Gesundheit. Aktuell schon gäbe es einen „Versorgungsengpass“, rund sieben Prozent der Jobangebote werden nicht besetzt – für Patient*innen bedeutet das, Abstriche bei der optimalen Versorgung machen zu müssen. Und es betrifft längst nicht mehr nur die Pflegeheime und Krankenhäuser.
Auch im kieferorthopädischen Praxisalltag macht sich der Fachkräftemangel inzwischen deutlich bemerkbar. Vor Jahren sind Bewerbungen für die Kieferorthopädie regelrecht hereingeschneit, am Ende gab es ein ganzes Portfolio von qualifizierten Kandidat*innen, die in einer Praxis durchstarten wollten. Heute gibt es bei uns nur noch selten mal eine Initiativbewerbung, und diese proaktive Meldung hängt dann meist mit einem privaten Umzug zusammen. Oft war es früher einfach möglich, offene Stellen durch die Arbeitsagentur zu besetzen, mittlerweile braucht es ein breiteres Portfolio an Maßnahmen, um den immer dünner werdenden Strom von eingehenden Bewerbungen nicht ganz versiegen zu lassen.
Unattraktives Berufsfeld: schlechtes Image, unflexible Arbeitszeiten
Am Ende kann das Resümee des Fachkräftemangels desaströs ausfallen: Es gibt schlichtweg zu wenig ausbildungswillige Menschen oder ausgebildete Fachkräfte, die sich für die Arbeit in der Praxis interessieren. Die Kieferorthopädie hat beim Nachwuchs ein zentrales Problem: Zu den geregelten Öffnungszeiten, in denen eine Praxis besetzt sein muss, kommen oft noch Sprechstunden bis nach 18 Uhr hinzu. Es ist schwierig, die helfende Hand einfach mal vor 16 Uhr in den Feierabend zu schicken. Partner*innen unserer Mitarbeiter*innen leben häufig flexiblere Arbeitszeitmodelle vor, und das schafft Erwartungen. In einem Bürojob ohne Patienten- oder Publikumsverkehr ist das einfacher möglich, weshalb auch immer wieder Mitarbeitende von uns in andere Branchen abwandern. Selbst 40 Tage Jahresurlaub, gelegentlich arbeitsfreie Freitage und deutliche Gehaltssteigerungen haben am Ende nicht mehr geholfen.
Diese Sorgen treiben nicht nur spezialisierte Branchen oder ländliche Ärzt*innen um, sie sind bei den meisten Kolleg*innen stetiger Begleiter. Als Praxis in einem Ballungsgebiet wie Ludwigsburg mit vergleichsweise hohen Mieten wohnen einige unserer Mitarbeiter*innen nicht mehr im unmittelbaren Umfeld. Sie müssen teils fast eine Stunde kalkulieren, um zur Arbeit zu kommen – für uns als Arbeitgeber bedeutet das im Umkehrschluss, alles zu ermöglichen, um diese Mitarbeitenden zu halten. Wir bieten z. B. Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr oder garantiert freibleibende Parkplätze vor der Praxis.
Qualifiziertes Fachpersonal – was heißt das überhaupt?
Wie passt das zusammen mit den Anforderungen, die gerade Kieferorthopäd*innen an neues Praxispersonal haben? Interessierte, engagierte Mitarbeitende wünschen wir uns, solche mit manuellem Geschick und vor allem Teamfähigkeit. Ob Kandidat*innen zu diesem Wunschimage passen, lässt sich oft schon bei der Gestaltung der Bewerbungen erahnen. Mittlerweile ist der Bewerbungsprozess allerdings nicht mehr so ausführlich wie noch vor zehn Jahren – das soll nicht falsch verstanden und ganz klar kein Loblied auf Vergangenes sein. Denn heutige Bewerbungsprozedere sind oft einfacher, smarter und führen schneller zum Ziel. Um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen, kann man beispielsweise ein Interview vor Ort führen, potenzielle neue Mitarbeiter*innen an einem Probetag in kleine Aufgaben einbinden und so testen, ob eine Bewerberin oder ein Bewerber gut mit dem Team harmoniert.
Die reibungslose Zusammenarbeit ist das A und O für das fehlerfreie Funktionieren der komplexen Prozesse im Praxisalltag. Die Praxisabläufe sind ein Geflecht, das auf vielen Ebenen ineinandergreift. Wenn geeignetes Personal fehlt, sind die Auswirkungen aufgrund der vielen Schnittstellen immens.
Social Recruiting als Antwort auf den Fachkräftemangel
Bewerbermangel gepaart mit hohen Anforderungen an das Personal – die Herausforderungen sind riesig. Wer sich für die Zukunft mit seiner Praxis fit machen möchte, muss heute neue Wege einschlagen, um beim Fachpersonal weiterhin attraktiv bewertet zu werden. Als besonders Erfolg versprechend zeigt sich derzeit Social Recruiting.
Was ist Social Recruiting?
Unter Social Recruiting, auch Social Media Recruiting genannt, versteht man die Suche nach Personal in sozialen Netzwerken. Wer möglichst viele junge Menschen ansprechen möchte, kommt heute insbesondere an Instagram und Facebook nicht vorbei.
Mit Social Recruiting können Praxen den Kreis der potenziellen Bewerber*innen um eine wichtige Gruppe erweitern: sogenannte passiv Suchende. Das sind Fachkräfte mit einem geregelten Job, die zwar nicht aktiv suchen und sich nicht auf Jobportalen umschauen, die aber auch nicht völlig zufrieden sind und sich gern weiterentwickeln möchten. Sie sind grundsätzlich bereit, in einen besseren Job zu wechseln, wenn dieser sich anbietet. Wenn sie sich bewerben, tun sie das nicht aufgrund äußerer Zwänge, sondern weil sie es wirklich wollen – das macht sie zu einer sehr interessanten Personengruppe (Abb. 1).
In unserer Ludwigsburger Praxis haben erste Erfahrungen allerdings gezeigt, dass Social Recruiting nicht gleich Social Recruiting ist und es auch hier auf branchenspezifische Expertise ankommt. Erst die zielgruppenspezifische Ausrichtung führte schließlich zum Erfolg. Der medondo recruiter hat uns geholfen, die Zielgruppe nicht nur zu verstehen, sondern diese auch gezielt über Plattformen wie Instagram oder Facebook anzusprechen – von der treffsicheren Selektion des Zielgruppenprofils über die Erstellung einer qualitativ hochwertigen, individuell gestalteten Anzeige bis hin zur Umsetzung des Quick-LeadBewerbungsformulars.
15 Bewerbungen innerhalb kürzester Zeit
Mithilfe der Expert*innen von medondo haben wir ein ansprechendes und vor allem authentisches Video mit persönlichen Botschaften an potenzielle Bewerber*innen erstellt, anstatt einfach nur Bilder unserer Praxis zu zeigen. Schon nach kürzester Zeit trudelten die ersten Bewerbungen ein. Der Strom hielt mehrere Wochen an, sodass uns am Ende 15 Bewerbungen erreichten. Darunter motivierte und fähige Leute, sogar mehrere kieferorthopädische Zahntechniker*innen, die besonders schwer zu finden sind. Mittlerweile haben wir einen ganzen Pool an geeigneten potenziellen Mitarbeitenden.
Social Recruiting: Einfacher Bewerbungsprozess sorgt für Begeisterung
Neben der zielgruppenspezifischen Ansprache besteht ein großer Vorteil des Social Recruitings in der Einfachheit des Bewerbungsprozesses. Im Vergleich zur klassischen Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf & Co. sind die kurzen Quick-Lead-Formulare auf Social-Media-Plattformen schnell ausgefüllt. Neben Kontaktdaten oder Ausbildungsinformationen können Praxen über die Formulare zusätzlich ihre wichtigsten Fragen an zukünftige Mitarbeitende platzieren, um die Eingänge frühestmöglich selektieren zu können. Für Bewerber*innen senkt dieser Prozess die Hürden enorm, für Praxisinhaber*innen zahlt das Social Recruiting zugleich auf eine moderne und digitale Außendarstellung ein (Abb. 2).
Social Recruiting – worauf kommt es an?
Grundlegende Voraussetzung für erfolgreiches Social Recruiting ist eine konsistente und qualitativ hochwertige digitale Präsenz. 75 Prozent der Bewerber*innen informieren sich vorab über den potenziellen Arbeitgeber. Neben Bewertungsplattformen wie etwa Kununu nutzen sie dafür am häufigsten Arbeitgeber-Websites sowie Social-Media-Kanäle, sagt eine Studie von Kanaleo.
Es führt also kein Weg daran vorbei, sowohl in einen sympathischen Social-Media-Auftritt als auch in eine professionelle Praxis-Website zu investieren, die ansprechend und zeitgemäß gestaltet ist. Hier bietet sich Gelegenheit, Werte und Besonderheiten der Praxis zu kommunizieren und Einblicke in den Alltag zu geben: Wer arbeitet hier? Wie sieht es hier aus? Welche Philosophie wird hier gelebt? Gibt es eine:n Feel-Good-Manager*in? Wer seine Praxis erfolgreich als Marke etabliert, spricht damit nicht nur Bewerber*innen an, sondern stärkt auch die emotionale Bindung seiner Mitarbeitenden. Ein wichtiges Stichwort heißt „Wohlfühlpraxis“.
Diese Authentizität kann über die Social-Media-Stellenanzeigen transportiert werden. Praxisinhaber und Teammitglieder sollten die Werte der Praxis ausstrahlen. Am Ende sollte dort mit kurzen und prägnanten Aussagen und starker, emotionaler Bildsprache – beispielsweise einem Foto der neuen Arbeitskolleg*innen – das versprochen werden, was der Job auch tatsächlich bietet. Wer sich modern, persönlich und authentisch präsentiert, gewinnt das Vertrauen neuer potenzieller Teammitglieder (Abb. 3).Die emotionale Ebene ist nicht zuletzt auch für die Mitarbeitenden, die bereits heute die Praxis am Laufen halten, extrem wichtig. Sie sind diejenigen, die sich, wie wir Praxisinhaber*innen auch, mit einem neuen Teammitglied gut verstehen müssen. Aufgrund einer vergangenen heftigen Erfahrung mit Diskrepanzen innerhalb des Teams sind wir auf dieses Thema besonders sensibilisiert und achten darauf, unsere Mitarbeitenden in die Bewerbungsphase miteinzubinden, anstatt ihnen neue Kolleg*innen einfach „vorzusetzen“. Bei uns entscheidet meistens das vorhandene Team selbst, ob jemand nach der Probezeit weiter dabeibleibt oder nicht.
Social Recruiting ist die Zukunft
Für die Zukunft unserer Praxis ist Social Recruiting die Rettung gewesen – gerade in den letzten zwei Jahren, als durch Umzüge, schulische Weiterentwicklung, Schwangerschaften und einjährige Elternzeit unseres Zahntechnikers fast zeitgleich fünf Fachkräfte nicht mehr mitarbeiten konnten. Wir hatten erstmalig seit 15 Jahren Selbstständigkeit existenzielle Bedenken, ob wir in dieser Form als kieferorthopädische Praxis weitermachen können. Durch die Social-Recruiting-Kampagne von medondo sind wir heute wieder gut aufgestellt und arbeiten mit einem starken, motivierten Team. Hier sehe ich die Zukunft der Fachpersonalsuche.
Dieser Beitrag ist in den KN Kieferorthopädie Nachrichten erschien.