Patienten 30.03.2023
Sportzahnmedizin: Präzision & Technik für mehr Leistung
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Viele Patienten fallen in bestimmte Gruppen. Sei es aufgrund des Alters, besonderer Lebensumstände bzw. -gewohnheiten oder Risikofaktoren. In den meisten Fällen raten die Zahnärzte gerade den Risikogruppen einen gesunden Lebensstil an, um die Zähne gesund und schön zu erhalten. Doch was ist mit Patienten, die aufgrund Ihres Berufs oder freizeitlichen Engagements bereits einen solchen Lebensstil mitbringen müssen? Was ist mit Sportlern? Bei diesen Patienten setzt man eine gesunde Ernährung und Fitness voraus, was viele der gängigen Risiken wie Rauchen oder Diabetes mellitus ausschließen sollte. Doch worauf kommt es dann bei dieser Patientengruppe an? Im folgenden Interview gibt Sportzahnmediziner Dr. Niels Hoffmann, mit eigener Praxis in Leipzig, darauf Antworten.
Herr Dr. Hoffmann, Sie haben in Leipzig die erste Praxis für Sportzahnmedizin eröffnet. Warum lohnt sich diese Spezialisierung und warum haben Sie sich als Zahnarzt für diesen Schwerpunkt entschieden?
Seit dem Studium liegt mein Fokus auf Ästhetischer Zahnmedizin. Um auf höchstem Niveau bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, ist das ideale Zusammenspiel von neuester Technik und maximaler Präzision erforderlich. Im Leistungssport entscheiden häufig Millisekunden über Sieg oder Niederlage. Die Sportzahnmedizin ist eine noch relativ junge Spezialisierung, die sich höchster Präzision und Technik bedient, um Leistungsverbesserungen zu erzielen – seien sie noch so klein. Sie stellt für mich deshalb eine logische Ergänzung zum Bereich der Ästhetischen Zahnmedizin dar. Neben der Leistungsoptimierung im Sport als Ziel sind auch Traumata im Frontzahnbereich Themen, die sich überlagern.
Was macht die Sportzahnmedizin aus und sind Sportler eine spezielle Patientengruppe?
Neben der Akutversorgung bei einer Sportverletzung liegt der Hauptfokus in einer intensiven Diagnostik zum akribischen Auffinden und Eliminieren leistungsmindernder Störfaktoren sowie der Leistungsverbesserung durch spezielle Aufbisshilfen. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit mit Sportmedizinern, Physiotherapeuten sowie Trainern unabdingbar. Der Sportler als spezielle Patientengruppe erwartet von uns als Spezialisten für Sportzahnmedizin dieselbe Leidenschaft, Hingabe und Genauigkeit, die er auch in sein Training investiert.
Welchen oralen Krankheitsbildern stehen Sie in der Praxis bei Sportlern gegenüber und mit welchen Wünschen kommen diese Patienten zu Ihnen?
Sportler, speziell im Ausdauerbereich, konsumieren häufig isotonische Getränke und kohlenhydratreiche Riegel. Die Säuren und der enthaltene Zucker greifen in Folge die Zahnoberfläche an. Eine Karies kann schnell entstehen, die wiederum zu Zahnfleischentzündungen und im schlimmsten Fall zu Parodontose führt. Eine Zahnerkrankung beginnt meist unbemerkt und schleichend und kann sich bereits im Anfangsstadium negativ auf die Leistungsfähigkeit und Regeneration des Sportlers auswirken. Umfassende Vorsorgemaßnahmen und eine individuelle Beratung sind essenziell, um die Folgen der sportorientierten Ernährungsweise auf die Zähne zu reduzieren und im Optimalfall zu vermeiden.
Neben der Sportzahnmedizin gehört die Ästhetische Zahnmedizin zu Ihrem Tätigkeitsschwerpunkt. Wie erleben Sie als Praktiker den Wandel dieser Disziplin vom „reinen Bleaching“ hin zu einer Lifestyle-Zahnmedizin?
Der Trend zur Selbstoptimierung ist auch in der Zahnmedizin ein zunehmend spürbares Thema. Ein gesundes und strahlendes Lächeln ist Ausdruck von Lebensfreude und sollte jedem Menschen vergönnt sein – heutzutage mehr denn je. Die bekanntesten Instagram-Influencer posten zu den Themen Beauty und Fashion. Ein perfektes Lächeln wird hier selbstverständlich dargestellt und damit auch Wunsch und Objekt der Begierde von Menschen, die von Natur aus nicht mit schönen Zähnen gesegnet sind. Ich habe mir das Ziel gesetzt, diesem Wunsch nach einem natürlichen und perfekten Lächeln nachzukommen und es zu realisieren.
Zähne müssen nicht nur schön, sondern auch kräftig sein. Warum ist die Verbindung von Funktionalität und Ästhetik so essenziell?
Auch in der Ästhetischen Zahnmedizin gilt das Credo: Form follows Function. Ich beobachte seit geraumer Zeit eine Zunahme der stressbedingten Abnutzung der Zähne durch nächtliches Knirschen. Eine Wiederherstellung der Ästhetik ist hier nur unter Berücksichtigung der Funktion möglich. Solche Fälle sind häufig multidisziplinär und erfordern alle Facetten der modernen Zahnmedizin für ein ideales Ergebnis. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass neben den bestehenden funktionsanalytischen Verfahren vor allem die Berücksichtigung des „Facial-driven Smiledesigns“ mit Einbeziehung zusätzlicher Punkte, wie Gesichtsform und Lachlinie, dem behandelnden Zahnarzt in der Therapieplanung und späteren Umsetzung eines Falls maximale Sicherheit und Unterstützung bieten und zusätzlich eine nie dagewesene Transparenz in der Patientenkommunikation ermöglichen.
Was können Sie Kollegen raten, die ebenfalls in der Sportzahnmedizin starten wollen?
Kollegen, die sich in diese Richtung weiter spezialisieren möchten, empfehle ich den Kontakt zu erfahrenen Kollegen, beispielsweise im Rahmen einer Hospitation. Mittlerweile besteht auch die Möglichkeit, über modulare Fortbildungsreihen (z. B. der DGSZM) die theoretischen Grundlagen zu vertiefen. Eine anschließend regelmäßige Weiterbildung ist absolut essenziell.
Herr Dr. Hoffmann vielen Dank für das Gespräch.
Dieser Beitrag ist unter dem Originaltitel „Sportzahnmedizin: höchste Präzision und Technik für Leistungsverbesserung“ in der CD cosmetic dentistry erschienen.