Personalmanagement 26.01.2023
90 Prozent der Arbeitnehmer gehen krank in die Arbeit
Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass kranke Arbeitnehmer:innen sich daheim in Ruhe auskurieren können. Corona hat hier kurzfristig zur Sensibilisierung beigetragen - denn wer krank arbeiten geht, schadet nicht nur sich selbst, sondern steckt im schlimmsten Fall auch seine Kolleg:innen an.
Beschäftigte stehen unter Druck
Beschäftigte gehen nicht etwa aus Nachlässigkeit krank arbeiten, sondern weil sie unter enormem Druck stehen - entweder direkt durch die Arbeitgeber:innen oder weil eine Vertretung fehlt, die während des Krankenstandes die Arbeiten übernehmen könnte. Das macht es für Arbeitnehmer:innen oft schwierig, sich die Zeit zu nehmen, die sie brauchen, um ganz gesund zu werden.
Ines Stilling (Bereichsleiterin Soziales, AK Wien) und Ludwig Dvořák (Bereichsleiter Arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz, AK Wien), präsentierten die Ergebnisse einer großen Online-Befragung und fordern Kündigungsschutz für kranke Arbeitnehmer:innen:
90% gehen krank in die Arbeit
Um mehr über die Probleme zu erfahren, mit denen Arbeitnehmer:innen bei diesem Thema konfrontiert sind, wurde von der AK Wien eine Online-Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse sind alarmierend: 90% der Befragten gehen krank in die Arbeit. Die Hälfte der Befragten wird im Krankenstand von Vorgesetzten kontaktiert.
Außerdem hat sich gezeigt, dass Präsentismus im Hotel- und Gastgewerbe und im Handel besonders ausgeprägt ist - also in jenen Branchen, in denen es oft Probleme mit den Arbeitsbedingungen gibt. Im Krankenstand gekündigt wird am häufigsten im Hotel- und Gastgewerbe, gefolgt von Transport und Verkehr.
Insgesamt lässt die Befragung den Schluss zu, dass viele Arbeitnehmer:innen den reibungslosen Ablauf im Betrieb und ihre Jobsicherheit über ihre Gesundheit stellen.
Unsere Forderungen
- Einen Kündigungsschutz im Krankenstand (Kündigung im Krankenstand soll als verbotenes Motiv angefochten werden können)
- Eine gesetzliche Regelung, wonach Zeitausgleich während eines Krankenstandes nicht konsumiert werden kann (analog zum Urlaub)
- Homeoffice darf von Arbeitgeber:innen nicht dafür missbraucht werden, ihre Beschäftigten anzuweisen, von daheim aus krank zu arbeiten.
Hintergrund der Befragung
Die Befragung war im Oktober 2022 auf der Seite der Arbeiterkammer Wien aufrufbar und wurde über soziale Medien beworben. Insgesamt haben 7.412 Personen die Befragung angeklickt, 6.506 Arbeitnehmer:innen haben die Fragen vollständig ausgefüllt.
Die Ergebnisse sind zwar nicht im statistischen Sinn repräsentativ, liefern aber trotzdem wertvolle Informationen zu den Gründen, warum Arbeitnehmer:innen im Krankenstand arbeiten gehen.
Frauen und jüngere Beschäftigte sind besonders betroffen Bestimmte Personengruppen sind stärker betroffen als andere: Frauen mehr als Männer, Führungskräfte mehr als Beschäftigte ohne Personalverantwortung und jüngere mehr als ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So gaben beispielsweise 30 Prozent der unter 29-Jährigen an, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Bei den Beschäftigten, die 60 Jahre und älter sind, trifft das nur auf 17 Prozent zu. Auch befristet angestellte Beschäftigte und solche, die neu im Unternehmen sind, gehen eher trotz Krankheit zur Arbeit als Alteingesessene. Aufklärung ist eine Führungsaufgabe "Die Befragung zeigt auch, dass sich die Beschäftigten klare Ansagen und Regeln von ihren Führungskräften für den Krankheitsfall wünschen", so Baas. "Hier gibt es eindeutig Nachholbedarf. 65 Prozent der Befragten haben noch nie mit ihrem Arbeitgeber über das Thema gesprochen." Quelle: Techniker Krankenkasse |
Quelle: Portal der Arbeiterkammern