Personalmanagement 10.03.2020

Wertschätzung und ordentliche Bezahlung für ZFAs

Sie werden händeringend gesucht: Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA). Doch der Fachkräftemangel ist nicht nur der geringeren Zahl an Schulabgängern geschuldet, sondern in Teilen hausgemacht. Denn in vielen Praxen gelten Azubis schlicht als billige Hilfskräfte. Entweder sehen sie vor lauter Putzen kaum einen Zahn oder sie werden im Behandlungszimmer, am Empfang oder in der Verwaltung ins kalte Wasser geworfen, ohne wirklich Grundlagen zu lernen. Und dann geht es noch ums Geld …

Zwar erhöhten sich ab Januar 2020 die Tarifgehälter für ZFA in Hamburg, Hessen, im Saarland und Westfalen-Lippe, in den anderen Bundesländern gibt es jedoch keinen Gehalts- und Manteltarifvertrag, maximal Empfehlungen. Kein Wunder, dass die Unzufriedenheit enorm ist. „Daher Augen auf, schon bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs“, rät Stefanie Deininger, gelernte ZFA, Mitglied im Verband medizinischer Fachberufe e.V., Klinikmanagerin im AllDent Zahnzentrum Stuttgart und aktiv im Prüfungsausschuss der örtlichen Bezirkszahnärztekammer: „Für mich ist der Stellenwert des Berufsbildes zu wichtig. Er hat mehr Anerkennung verdient.“

Paten unterstützen Auszubildende

Dabei sieht Stefanie Deininger auch die Schwierigkeiten von Arbeitgebern, die in dem anspruchsvollen Beruf ausbilden. Diese klagen nicht nur über die geringe Zahl an Bewerbern, sondern auch über Defizite der Schulausbildung oder mangelnde Sekundärtugenden, wie Disziplin, Umgangsformen oder Pünktlichkeit. Zusätzlich haben auch die Berufsschulen Probleme, Fachlehrer aus dem zahnärztlichen Bereich zu rekrutieren. Hohe Durchfallquoten in den theoretischen Fächern der Abschlussprüfungen sprechen eine deutliche Sprache. Daher hält sie es für umso wichtiger, dass man sich im Betrieb für die Auszubildenden Zeit nimmt: „Wir haben bei AllDent gute Erfahrungen mit Paten gemacht.“ Das sind erfahrene Kräfte, die beispielsweise bei der korrekten Bearbeitung des Berichtshefts helfen, bei Schwierigkeiten in der Berufsschule unterstützen, praktische Fragen beantworten können oder auch mal mit Literatur weiterhelfen.

Von Bezahlung bis Überstunden: Unzufriedenheit ist groß

Dabei sind die Azubis vom ersten Tag an in die Praxis integriert. Sie werden langsam an die Arbeit am Behandlungsstuhl, am Empfang, in der Abrechnung, an Steri oder Röntgen herangeführt. Wer lange genug zugeschaut hat, darf erste kleine Arbeiten selbst übernehmen. Nach und nach erweitern sich Können und Selbstvertrauen. Hin und wieder ein Lob motiviert zusätzlich. Wer sich angenommen und wertgeschätzt fühlt, bleibt einer Praxis treu, heißt es.

Das scheint eher unüblich zu sein. Denn insgesamt ist die Unzufriedenheit groß, wie eine Umfrage des Verbands medizinischer Fachberufe vom September 2019 zeigt.1

Über 37 Prozent der Teilnehmer haben mehrmals im Monat an einen Wechsel des Arbeitgebers gedacht und fast ebenso viele (36 Prozent) daran, gleich aus dem Beruf auszusteigen.

Die Frustration deutet sich schon in der Ausbildung an. Nur 42 Prozent der Befragten wollten danach im Beruf ZFA arbeiten, 18 Prozent sagten sicher „nein“ und 39 Prozent waren sich nicht sicher. Die Werte steigen mit der Ausbildungsdauer, von 8 Prozent kurz nach dem Ausbildungsstart bis 30 Prozent am Beginn des dritten Ausbildungsjahres. Wer sich mit angehenden Zahnmedizinischen Fachangestellten unterhält, erfährt sehr schnell warum. Hauptpunkt sind oft chaotische Arbeitsbedingungen. Überstunden sind mehr die Regel als die Ausnahme. Die Bezahlung ist oftmals nicht zufriedenstellend und in so manchem Team hapert es am Arbeitsklima.

Gruppenkuscheln mit Klinikmanagerin Stefanie Deininger. Im AllDent Zahnzentrum Stuttgart befinden sich derzeit sieben ZFA in der Ausbildung, vier im dritten Ausbildungsjahr, eine im zweiten und zwei im ersten Lehrjahr. Im Bild von links: Maria Vasileiadou, Jessica Eppert, Rosaria Cicciu, Stefanie Deiniger, Zahra Aksoy, Marija Maric und Janette Falge. © AllDent

Lernbereitschaft und soziale Kompetenzen sind ein Muss!

Stefanie Deininger brennt erkennbar für ihren Beruf, der trotz seiner Komplexität gerne unterschätzt wird. Gut 60 Prozent der Ausbildung umfassen zahnmedizinische Inhalte. 40 Prozent sind Tätigkeiten im Bereich der Praxisorganisation und -verwaltung. Wenn es um Behandlungen am menschlichen Kopf geht, sollten mindestens die Grundlagen von Medizin und Hygiene plus die dazugehörigen Fachbegriffe sitzen. Lernbereitschaft ist eine Grundvoraussetzung, da neue Technologien auch vor der Zahnarztpraxis nicht halt machen, ob bei Materialien, Behandlungs- oder Diagnosetechniken. Auch in der Patientenverwaltung, der Terminplanung oder der Dokumentation bleibt die Zeit nicht stehen; Stichwort: „digitalisierte Praxis“.

Ein Onlineportal des Deutschen Ärzteverlags wirbt sogar dafür, in die ZFA-Ausbildung zu gehen, wenn Abiturienten keinen Studienplatz für Zahnmedizin bekommen haben. Man könne sich die Zeit als Wartesemester anrechnen lassen, erwerbe fachspezifische Grundlagen und: „Oftmals werden in der ZFA-Ausbildung praxisorganisatorische und betriebswirtschaftliche Themen viel intensiver besprochen als an der Uni.“2

Neben Kenntnissen und Fähigkeiten braucht es logischerweise auch soziale Kompetenzen; ruhig bleiben, wenn es mal turbulent zugeht, Hand in Hand mit Kollegen arbeiten, freundlich und doch bestimmt auftreten. „Ein verschüchtertes ‚Mäuschen‘ wird sich im Umgang mit Patienten schwertun“, sagt Stefanie Deininger aus langjähriger Ausbildererfahrung. „Bei all diesen Anforderungen ist es nicht angemessen, die Vergütung knapp über den Friseurinnen anzusetzen“, betont die Fachfrau und Klinikmanagerin. Bei AllDent wird übertariflich bezahlt und die Rahmenbedingungen stimmen.

Vielseitige Einblicke

Dazu gehört beispielsweise ein attraktives Arbeitszeitmodell ohne Überstunden und mit hohem täglichen Freizeitanteil. Ein großes Zahnzentrum mit dennoch kleinen Teams bietet weitere Vorteile: „Wo kann man schon jeweils ein Vierteljahr der Stuhlassistenz bei einem Allrounder, einem Endodontologen, einem Chirurgen oder einem Implantologen über die Schulter schauen, ohne die Praxis zu wechseln?“ Einblicke in die Sterilisation, ins digitale Röntgen, ins hauseigene Zahnlabor, den Empfang oder die Abrechnung gehören ebenfalls zur Ausbildung.

Ohne vernünftige Struktur, ein gut organisiertes Qualitätsmanagement und verständliche Ablaufbeschreibungen kommt ein Zahnzentrum ohnehin nicht aus. Eine aktuelle Befragung der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e.V. (DGDH) und dem Jobportal ZahniFinder hat ergeben, dass gerade dies für die Zufriedenheit im Job wichtig ist.3

Arbeitsklima top!

Doch alle Strukturen taugen nichts, wenn das Arbeitsklima nicht stimmt. Ein freundlicher Umgangston und eine Ansprache auf Augenhöhe sollten selbstverständlich sein. Dann trifft man sich gerne auch mal zu Aktivitäten außerhalb der Praxis. „Wir waren im letzten Sommer beispielsweise im Klettergarten und haben danach bei mir zu Hause gegrillt“, sagt Stefanie Deininger. Kein Wunder, dass viele Kolleginnen und Kollegen privat befreundet sind. Wer für seine Praxis geeignete Azubis finden möchte, darf die Mühe nicht scheuen, sich auf Schulmessen zu präsentieren oder Schülerpraktika anzubieten. Stefanie Deininger setzt überdies auf Empfehlungen und persönliche Netzwerke in den Berufsschulen. Gerade wenn man frustrierte Wechsler ansprechen möchte, die kurz davor sind, den Beruf aufzugeben, darf man nicht mit Schönfärberei arbeiten. Die Leute müssen sich überzeugen können, dass es auch Praxen gibt, in denen vieles richtig gemacht wird.

Augen auf beim Ausbildungsbetrieb!

Schließlich wäre es schade, Menschen zu verlieren, die den vielseitigen Heilberuf ja aus guten Gründen gewählt haben. „Wir haben so viele Möglichkeiten zur Spezialisierung, auch noch nach der Ausbildung“, schwärmt die gelernte ZFA. In einem großen Haus könne man sich ausprobieren, intern in verschiedene Bereiche wechseln. Aufstiegsfortbildungen für Prophylaxe, die Abrechnung, oder gar das Praxismanagement würden bezahlt. Dem Fachkräftemangel kann man schließlich nur mit optimierten Rahmenbedingungen begegnen. Für Berufsanfänger bedeutet das: Augen auf, schon beim Ausbildungsbetrieb!

1 Verband medizinischer Fachberufe e.V., Pressemeldung vom 5.11.2019

2 www.dental-team.de/berufsbild-zahnmedizinische-fachangestellte/ausbildung

3 www.dental-team.de/work/vermischtes vom 7. Oktober 2019
Umfrage mit erschreckenden Ergebnissen/Bist Du auch so unzufrieden in Deiner Praxis?

Autor: Anita Westphal

Der Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

Foto Teaserbild: Drobot Dean – stock.adobe.com

 

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