Branchenmeldungen 02.01.2020

Top oder Flop: Wie attraktiv ist der Beruf der ZFA?



Top oder Flop: Wie attraktiv ist der Beruf der ZFA?

Das Berufsbild der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA), die bis 2001 offiziell noch „Zahnarzthelferin“ hieß, hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland grundlegend verändert. Nicht nur das Arbeitsprofil, auch die Qualifizierungsmöglichkeiten haben sich entscheidend weiterentwickelt und den Beruf attraktiver gemacht. Beispiele sind die Zahnmedizinische Fachassistentin (ZMF), Prophylaxe- (ZMP) und Verwaltungsassistentin (ZMV), Praxismanagerin (AZP bzw. Fachwirtin) und Dentalhygienikerin (DH).

Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass die ZFA deshalb auf der Wunschliste der Ausbildungsberufe weit oben steht. Leider ist dem nicht so. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist schlecht, und offene Stellen für ausgebildete ZFAs sind schwer zu besetzen. Nun ist bekannt, dass wir in Deutschland in vielen Berufen seit Jahren mit einem zunehmenden Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Aber auch innerhalb der Fachberufe ist das Ansehen der ZFA im Laufe der Jahre weiter abgerutscht.

In der Liste der Flop-Berufe, welche die Einkommensmöglichkeiten verschiedener Jobs bewertet, ist die Ausbildung zur ZFA im Jahr 2019 die zweitschlechtest bezahlte.1 Auch im Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) von 2017 gehörte sie zu den Beschäftigungen mit den schlechtesten Bewertungen. Gründe dafür waren z. B. mangelhafte Ausbildungsqualität in der Berufsschule und im Betrieb, berufliche Überforderung und unbezahlte Überstunden. Im Ausbildungsreport 2019 stellt sich die Situation erfreulicherweise etwas besser dar.2 Insgesamt rangiert die ZFA immerhin im unteren Mittelfeld, bei der „fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb“ sogar im oberen Mittelfeld. Allerdings liegen die Ergebnisse für „Ausbildungszeiten und Überstunden“ sowie die „persönliche Bewertung der Ausbildungsqualität“ immer noch in der Schlussgruppe.2

22,9 Prozent der Auszubildenden fühlen sich überfordert, und 44,4 Prozent berichten, sich in der Freizeit nicht richtig erholen zu können.2 Nur 69,9 Prozent gaben an, mit der Ausbildungsqualität insgesamt sehr zufrieden oder zufrieden zu sein. Trotzdem: Insgesamt zeigt die Entwicklung wieder nach oben. Auch der 2017 abgeschlossene Vergütungstarifvertrag trägt dazu bei, leider wurde er nur von vier Kammerbereichen übernommen und ist nicht bindend.

Was können wir also tun? Neben einer gerechten Bezahlung muss die Qualität der Ausbildung stimmen. In den Praxen ist sie nach dem DGB-Report zufriedenstellend, aber zu viele Auszubildende fühlen sich überfordert. Das hat sicher mit Überstunden zu tun, aber möglicherweise auch mit zu viel Verantwortung. In den Berufsschulen muss zeitgemäßer und praxisrelevanter Stoff unterrichtet werden, der mit den fachlichen und technischen Entwicklungen in der Zahnarztpraxis Schritt hält. Auch das Thema Wertschätzung hat eine ganz besondere Bedeutung. Dazu gehört z. B., dass die ZFA als solche benannt wird und nicht als „Zahnarzthelferin“, auch wenn sich „Zahnmedizinische Fachangestellte“ etwas sperrig anhört. Aber sie hat eine anspruchsvolle dreijährige Berufsausbildung durchlaufen und ist weit mehr als eine Hilfskraft. Wertschätzung geht jedoch weit über diesen Punkt hinaus. Bedürfnisse und Wünsche frei ansprechen zu können und Resonanz zu finden, gehören ebenso dazu wie eine respektvolle Ansprache und Anerkennung geleisteter Arbeit. Wir alle müssen aktiv werden, nur so kann das oft zitierte „zahnärztliche Team“ wirklich funktionieren.

Die Literaturliste gibt es hier.

Der Beitrag ist im Prophylaxe Journal erschienen.

Foto: MARIIA – stock.adobe.com

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