Praxismanagement 29.06.2015

Der Profilcheck – So gut ist Ihre Praxis wirklich!



Der Profilcheck – So gut ist Ihre Praxis wirklich!

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Teil I

Sind Sie schon einmal in Ihrem Leben danach gefragt worden, wie Sie sich persönlich sehen oder beschreiben würden? Und wie war Ihre Antwort? Haben Sie von Ihren zahlreichen Vorzügen berichtet und viele Ihrer positiven Attribute genannt? Und wie war es, als Sie von einem attraktiven Menschen (den Sie anziehend fanden oder der für Sie nutzbar war) danach gefragt worden sind? Haben Sie Ihre Vorzüge noch größer und schöner beschrieben und gar noch viele weitere Aspekte genannt? Und vor allem haben Sie auch konkret einzelne Schwächen genannt (so wie Ihre Vorzüge) oder nur einfach darüber berichtet, dass sie auch Schwächen hätten?

Wie auch immer Sie sich persönlich beschrieben haben, so stellt sich dennoch die Frage, ob all Ihre Ausführungen der Realität entsprechen. Alternativ könnten Sie auch die Beschreibung Ihrer Vertrauten oder Freunde nennen. Vielleicht sind diese Menschen objektiver oder auch ein wenig ehrlicher. Möglicherweise könnte Sie jedoch jemand besser beschreiben, der Sie gerade kennengelernt hat, weil dieser noch unvorbelastet ist, weniger von Ihnen weiß und Sie daher anders beschreiben würde. Allen Bewertungsmöglichkeiten zum Trotz verstehen wir nun, dass es wirklich kein leichtes Unterfangen ist, sich selbst oder einen anderen Menschen objektiv zu beschreiben. Und so bestätigt sich der oft zitierte Satz: „Sich selbst zu beschreiben ist schwer.“

Ähnlich verhält es sich mit der Fragestellung zu Ihrer Praxis. Auf den ersten Blick, so scheint es, können wir diese Frage bereits nach kurzer Zeit beantworten. Ein Blick in den Terminkalender bzw. in das Auftragsbuch oder ein kurzer Anruf beim Steuerberater. Mit Zahlen und Fakten wissen die meisten nunmehr Ihre Praxis zu bewerten. Aber kann man eine Praxis ausschließlich an wirtschaftlichen Daten messen? Lässt sich hierdurch die Kunden-/Patienten- und auch Mitarbeiterzufriedenheit messen? Und vor allem stellt sich die Frage, ob das Bisherige auf Dauer reicht, um die eigentliche Betriebsplanung zu sichern.

Seit vielen Jahren entgegnen mir viele Praxisinhaber auf die Frage, wie der Betrieb läuft, mit fast identischen Antworten. Einige sagen, es läuft hervorragend, weil sie alles richtig machen (ungeprüfte Äußerung). Andere berichten, es läuft gut, weil sie wohl mehr richtig als falsch machen würden (bessere Antwort). Und andere berichten, es könnte besser laufen, aber andere würden ihnen das Leben schwer machen und sie können selbst nichts dafür (Schutzbehauptung?).

Ein „intelligenter“ Profilcheck kann dazu beitragen, viele ungeklärte Fragen zu beantworten. Es ist jedoch zuvor wichtig, eine generelle Frage zu klären. Wer führt den Profilcheck durch? Eine unabhängige Drittperson? Ein Praxismitarbeiter? Der Praxisinhaber? Die Patienten? Hierbei ist es auch interessant eventuell darüber nachzudenken, ob nicht vielleicht alle Personen den Profilcheck durchführen sollten oder zumindest zum Teil. Diese Kombinationsfreiheit könnte aufschlussreiche Diskussionsgrundlagen schaffen, nachdem die Listen abgearbeitet sind.

Voraussetzung eines Profilchecks
Ziel eines Profilchecks ist es, eine objektive und verwertbare Auswertung von der Praxis zu erhalten, um etwaige Korrekturmaßnahmen oder gar Neuerungen vorzunehmen. Deshalb ist es wichtig, völlig praxisneutrale und ehrliche Informationen zu bekommen. Dies bedeutet, dass sichergestellt wird, dass jede Person, die diesen Profilcheck durchführt, völlig unbelastet eine Bewertung herbeiführt. Wie bereits erwähnt, kann auch ein Mitarbeiter oder eine andere Person dieses durchführen, aber es muss gewährleistet sein, dass diese Person nicht nur volles Vertrauen genießt, sondern auch „ohne Folgen“ alles völlig frei bewerten kann.

Betrachten Sie diesen wichtigen Hinweis, wie die private Beschreibung zu Ihrer Person. Hierzu sollten Sie drei Dinge beachten. Es gibt eine Beschreibung von Ihnen als Selbstbildnis, Darstellungen oder Annahmen von Ihren Vertrauten oder Bekannten und dann die unausgesprochene oder vermutete Wahrheit.

Grundlagen eines Profilchecks
Bevor etwaige Aktivitäten starten, sollte zunächst festgelegt werden, welche Betriebsinformationen geprüft werden sollen. Somit entsteht die erste Checkliste.

Aufbau und Inhalt eines Profilchecks
Besprechen Sie eventuell im Team die Informationen, die Sie in bzw. aus Ihrer Praxis benötigen. Selbstverständlich können Sie auch alleine darüber entscheiden. Entscheidend ist das Praxisziel und somit ergeben sich folglich alle erforderlichen Themenbereiche. Es ist wichtig, Themenbereiche zu bilden, um eine schnellere Erfassungsmöglichkeit zu erzielen und auch die Möglichkeit der Splittung. Letzteres ist wichtig, wenn Sie beispielsweise andere Personen im Profilcheck einbeziehen wollen. Trivialer formuliert: Sollten Sie Mitarbeiter oder Patienten mit einbeziehen, so sollten diese Personen auch nur die Themenbereiche bewerten, die Sie für erachtenswert oder informativ halten.

Beispiel: Subjektive Erfassung
Die optische Erfassung bzw. Bewertung Ihrer Praxisräume ist für jeden „Neupatienten“ die erste reale Begegnung mit Ihrer Praxis. Sofern Sie über eine Internetseite verfügen, ist es wichtig, dass ein großer Wiedererkennungswert vorhanden ist. Nichts ist fragwürdiger als wenn ein Patient das Gefühl hat, dass eine schön erstellte Internetseite nichts mit der Realität zu tun hat. Jeder Patient verhält sich gleich. Er nimmt unbewusst viele subjektive Dinge auf. Hierzu gehören Wände, Bilder, Interieur, Sauberkeit, Licht, Gerüche, Stimmen und viele andere Aspekte. Mit diesen Informationen bildet er sich seine erste Meinung. Das ist durchaus mit der These der ersten Sekunden einer Begegnung zweier Menschen vergleichbar. Ist der erste Eindruck mit Vorurteilen behaftet wird es schwer, diese Meinung zu revidieren Anmerkung: Generell ist es mehr als denkbar, dass alle Personen die subjektive Erfassung bearbeiten und bewerten können, da es hauptsächlich auf persönliche Empfindungen beruht. Hierbei wird auch keine persönliche Fachkompetenz benötigt. Somit ist diese „freie“ Bewertung unbedenklich.

Beispiel: Internet
Die Bewertung Ihrer Internetseite zielt nicht nur auf die optische Präsenz, sondern hauptsächlich in Richtung Inhalt und Verständlichkeit. Ferner muss auch geprüft werden, inwieweit Ihre Seite im Internet durch Suchmaschinen gefunden wird, vorausgesetzt Ihre Seite dient auch der Generierung von neuen Patienten.
Erstaunlicherweise wird ein mehr als wichtiger Gesichtspunkt von vielen „sträflich“ ignoriert oder verkannt. Viele Betreiber wissen oftmals nicht, was alles über sie selbst oder ihre Praxis im Internet gespeichert ist. Es können nicht genehmigte Bilder oder Texte sein oder gar ungerechtfertigte Kritiken. Daher muss unbedingt ein Überwachungsmechanismus aufgebaut und sichergestellt werden, um diese Dinge kontrollieren zu können.

In unserem zweiten und somit letzten Teil werden wir explizit eine Checkliste abhandeln und Ihnen somit vielleicht einen Anreiz geben, Ihre Praxis neu zu überdenken oder etwaige Optimierungsprozesse einzuleiten.

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