Statements 21.02.2023

Denken in Möglichkeiten – Der Start in die Selbstständigkeit



Denken in Möglichkeiten – Der Start in die Selbstständigkeit

Foto: an der Uni – stock.adobe.com

Eigene Praxis ja … aber später! Diesen Satz höre ich sehr oft, wenn ich mit jungen Kolleginnen und Kollegen spreche. Was sind die Gründe für eine spätere Niederlassung?

Mit der Änderung der Zulassungsverordnungen der letzten Jahre gab es die Möglichkeit der Anstellung in einer Zahnarztpraxis über die früher üblichen zwei Jahre hinaus.

Laut Statistisches Jahrbuch 2020/2021 der BZÄK ist aktuell das Durchschnittsalter bei Praxisgründung 36,1 Jahre. Frauen sind bei einer Gründung im Durchschnitt 1,2 Jahre älter als Männer. Im Rahmen der Arbeit unseres Verbandes erleben wir, dass Frauen mit der Niederlassung warten, bis die Familienplanung weitestgehend abgeschlossen ist. Es wird also eine geringere Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie angenommen. Wir haben in der Regel fünf Jahre Zahnmedizin studiert, und nicht immer ist dieser Studiengang ein Spaziergang. Endlich im Berufsleben angekommen, wollen die meisten ihr erlerntes Wissen festigen und in die zahnärztliche Versorgung einsteigen. Nicht selten werden Spezialisierungen angestrebt.

Das Eintreten einer Schwangerschaft führt für angestellte Zahnärztinnen in den meisten Fällen ins Beschäftigungsverbot. Nach der Geburt des Kindes gehen Frauen für zwölf Monate in Elternzeit, weil es immer noch sehr schwierig ist, einen Kitaplatz für ein jüngeres Kind zu bekommen. Damit ist man pro Kind fast zwei Jahre aus dem Berufsleben und aus der Patientenversorgung raus. Wollen wir das wirklich und ist es für die einzelne Kollegin ökonomisch sinnvoll?

Als Selbstständige können wir freiberuflich und eigenverantwortlich entscheiden, dürfen weiterarbeiten und/oder eine Vertretung in die Praxis nehmen. Ebenfalls bestimmen wir, wann wir wieder einsteigen. Wir können das Kind mit in die Praxis nehmen, die Praxiszeiten anpassen oder eine Kinderbetreuung finanzieren. In jedem Fall wird die Verbindung in den Beruf gehalten, die Fortbildung nicht unterbrochen und nebenbei lernt man, sich und die Familie zu organisieren. Dentista hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Frauen vorzustellen, welche verschiedene Modelle von Niederlassung und Familie aufzeigen. Wir brauchen Beispiele, wie die Vereinbarkeit gelebt werden kann. Wir wollen die Chancen einer Selbstständigkeit sichtbarer machen. Das alles tun wir in dem Bewusstsein, dass nicht nur motivierte Kolleginnen für die Niederlassung gebraucht werden, sondern auch eine bessere Infrastruktur besonders in ländlichen Regionen, um dort die Niederlassung attraktiver zu machen. Auch an dieser Stelle ist Dentista aktiv, weil wir wissen, dass wir jetzt handeln müssen. Der Frauenanteil in unserer Berufsgruppe liegt aktuell bei 46,8 Prozent, mit steigender Tendenz. Wenn Frauen sich mehrere Jahre nicht an der Versorgung beteiligen, sind Probleme bei der Erfüllung des Sicherstellungsauftrags vorprogrammiert. Als Dentista sehen wir es als unsere Aufgabe, dem frühzeitig entgegenzuwirken.

Dieser Beitrag ist in der ZWP spezial erschienen.

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