Statements 28.02.2011

„Orofacial Esthetics“ im Spannungsfeld zwischen Intuition und Wissenschaft



„Orofacial Esthetics“ im Spannungsfeld zwischen Intuition und Wissenschaft

Foto: © Privat

Statement von Prof. Dr. Dr. Kurt Vinzenz, Interdisziplinäres Fachzentrum für Ästhetische Medizin der Donau-Universität Krems

Über die letzten Jahre hat sich die Ästhetische Medizin von meinungs- und versuchsorientierten Schulen zu einer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen des Alterns basierenden Disziplin entwickelt. „Esthetics follows function“ ist dabei jene Grunderkenntnis, in der anatomische Form, Funktion und Ästhetik eine untrennbare Einheit bilden. Jede Abweichung von dieser Maxime stellt lediglich eine Camouflage des zu korrigierenden klinischen Zustandsbildes dar – gültig für sämtliche chirurgische Disziplinen.

Aus diesem Grunde kommt dem Zahnmediziner im „Central oval of the face“ eine bedeutende Rolle zu, nachdem bisher verschiedene Facharztgruppen wie etwa Plastische Chirurgen, Dermatologen, MKG-Chirurgen und Kieferorthopäden sich in isolierten erfahrungsmedizinischen Parallelwelten einzelner Aspekte orofazialer Ästhetik annahmen. Die Funktion ist die Domäne der klinischen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

Speziell der Alterungsprozess ist ein multifaktorielles Geschehen, das auch alle unter der Haut liegenden Strukturen betrifft – „Total facial esthetics“, diese Erkenntnis gilt in den letzten Jahren als unbestritten, ist daher nur durch die funktionelle Wiederherstellung des jugendlichen Kauorganes zu erzielen, welches als „Lower esthetic center“ in das Gesamtgesicht integriert wird. Die zahlenmäßig stark zunehmende Gruppe der über 60-jährigen „jungen Alten“ mit gesundem Lebensstil, geistiger Aktivität und gehobenen sozioökonomischen Status werden zukünftig immer mehr nach moderner „Anti-Aging“- Chirurgie und qualitativ hochwertigerem Zahnersatz ver­langen. Es ist daher durch verjüngende plastisch-rekonstruktive Operationsverfahren mit einer stürmischen klinischen Entwicklung der orofazialen Chirurgie zu rechnen, da die Ver­sorgung des alternden Mundes mit Zahnprothesen – auch mit Unterstützung computerassistierter Implantatchirurgie – keine Anti-Aging-Maßnahme des Patienten darstellt. Der prothesenversorgte Patient verbleibt in seinem Mundalter. In der Folge werden sich daher neue interdisziplinäre Kooperationsperspektiven mit den zahnmedizinischen Disziplinen eröffnen.

Neue Technologien, innovative Instrumente und Medizin­produkte helfen, „orofaziale Anti-Aging-Konzepte“ in diesem Sinne umzusetzen und fördern die Entwicklung von Subspezialitäten, deren Vertreter zur Erreichung dieser Ziele und zum Wohle der Patienten aufgerufen sind, partnerschaftlich zu kooperieren. Erstmals werden daher in diesem Jahr Master of Science Lehrgänge zur ästhetischen Gesichtschirurgie und Esthetic dentistry mit besonderer Gewichtung der orofazialen Ästhetik an der Donau-Universität Krems etabliert.


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