Branchenmeldungen 03.11.2016
Die Suche nach dem optimalen Weg zur besten Versorgung
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Zur SSRD-Jahrestagung am 29. Oktober 2016 in Bern stellten sich Experten kontroversen Diskussionen.
Der Präsident der SSRD, Prof. Dr. Ronald Jung, und der Präsident der Wissenschaftlichen Kommission der Gesellschaft, Prof. Dr. Joannis Katsoulis, luden Ende Oktober Mitglieder und weitere interessierte Kollegen zu einer eintägigen Fachveranstaltung in das Zentrum Paul Klee nach Bern ein.
Unter dem Titel „Was ist besser, wer hat Recht? Kontroverses in der Prothetik“ wurden drei aktuelle Themengruppen vereint, die jeweils von zwei ausgewiesenen Experten mit kontroversen Ansichten vertreten wurden. Zum Ende jeder Session übernahm ein Moderator das Wort und konfrontierte die beiden Vortragenden mit konkreten Fallbeispielen.
Während der gesamten Tagung bot sich zudem die Gelegenheit, die begleitende Dentalausstellung zu besuchen und mit den Firmenvertretern ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und Bestellungen aufzugeben.
Session 1
Der Morgen begann mit dem Themengebiet „All-On-Teeth vs. All-On-Implants“. Prof. Dr. Dr. Niklaus P. Lang widmete sich hierbei dem „All-On-Teeth“ Part, während Prof. Dr. Hannes Wachtel „All-On-Implants“ vertrat. Im Anschluss diskutierten beide mit dem Moderator Prof. Dr. Bjarni E. Pjetursson einige Fälle und beantworteten anhand von Röntgenaufnahmen die Frage, welche Zähne erhalten werden könnten und wo implantiert werden sollte.
Session 2
Nach dem ersten Vortragsblock und einer kleinen Pause fanden sich dann Dr. Urs Brodbeck und Dr. Ueli Grunder zusammen, um das Spannungsfeld „Klebebrücke vs. Implantat“ näher zu beleuchten und gegeneinander abzuwägen. Beeindruckende Lösungsvorschläge für Lückenschlüsse mittels Klebebrücken stellte Dr. Brodbeck vor und nahm in seinem Beitrag immer wieder Bezug zu Paul Klee, der nach Ansicht (und mit einem Augenzwinkern) des Referenten viele in der Zahnmedizin vorkommende Brückenkonstruktionen bereits künstlerisch vorwegnahm. Einer seiner wunderbaren Vergleiche war das 1928 entstandene Aquarell Klees „Rote Brücke“. Mit nützlichen Hinweisen zur Anwendung von Klebebrücken im Seitenzahnbereich oder an Molaren („Machen Sie es nicht!“) beendete er seinen Teil des Themenfeldes.
Auf die Frage, was besser ist, Klebebrücke oder Implantat, konnte Dr. Grunder nachfolgend keine eindeutige Antwort geben. Sein Fazit lautete: „Beides ist richtig, es kommt auf den jeweiligen Fall an. Wenn Sie das Management von komplexen Implantatfällen nicht routinemässig beherrschen, dann lassen Sie es besser sein, denn ein Misserfolg beim Implantat ist nicht nur teuer, sondern auch sehr zeitaufwändig“.
Prof. Jung, der die Session moderierend begleitete, fragte dann die beiden Referenten, ob es Fälle gäbe, bei denen sie sich aus heutiger Sicht für das jeweils gegenteilige Vorgehen entscheiden würden. Hier herrschte Konsens bei den Antworten – es gibt solche Fälle.
Session 3
Der Nachmittag stand dann unter dem Motto „Der Zahntechniker vs. CAD/CAM; Wahrheit und Fiktion“. Die Beiträge von PD Dr. Andreas Bindl (CAD/CAM chairside) und Zahntechnikermeister Oliver Brix zeigten das Für und Wider deutlich auf. Es ist letztlich aber kein „Kampf gegen die Maschine“, sondern eine Positionierung zum Ergebnis. Was ist machbar, was notwendig, was bezahlbar – diese Fragen gilt es zu beantworten. ZTM Brix war sich sicher, dass das handwerkliche Können des Zahntechnikers immer gefragt sein wird, soll ein naturkonformer Zahnersatz in höchster Qualität entstehen.
Das Fazit für alle Teilnehmer nachvollziehbar lautete: CAD/CAM chairside hat seine Berechtigung vor allem bei Einzelzähnen und im Seitenzahnbereich, der Zahntechniker bleibt v.a. bei grossen Restaurationen und im ästhetischen Bereich gefordert.
Prof. Dr. Irena Sailer begleitete die 3. Session und stellte verschiedene Fälle zur Diskussion, bei der auch Fragen aus dem Publikum beantwortet wurden. Resümierend stellte PD Dr. Bindl fest, dass sich die Anzahl der Zahntechniker langfristig sicher reduzieren wird und sich seine Aufgaben ändern werden. Und ZTM Brix ergänzte, dass das Wissen um die alten Werte der Zahntechnik notwendig sind, damit die Maschine nicht zukünftig das Tun des Zahntechnikers bestimmt.
Research-Award
Bevor der Tag mit einem Get-together-Apéro ausklang, wurden die Preisträger des diesjährigen Research-Awards der SSRD geehrt. Es beteiligten sich Felix Gamper aus Zürich (3. Platz), Dr. Brigitte Zimmerli aus Bern (2. Platz) und Dr. Nadja Rohr. Sie erhielt den 1. Preis für Ihre Studie „An evalution of tooth surface treatment strategies for adhesive cementation – an elaborated primer supersedes tooth etching”.
Die Jahrestagung bot zudem auch die Gelegenheit, neue Fachzahnärzte SSRD in die Reihen der Fachgesellschaft aufzunehmen. Die neuen Fachkollegen erhielten ihre Zertifikate von Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann, die neue Präsidentin und Nachfolgerin von Prof. Dr. Hämmerle in der Spezialisierungskommission, überreicht.