Kieferorthopädie 12.06.2013
Die eCligner®-Behandlung beim jugendlichen Patienten
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Ein Beitrag von Prof. Dr. TaeWeon Kim,
Dr. Helmut Gaugel und Dr. Nils Stucki.
Für die kieferorthopädische Behandlung junger Patienten im Wechselgebiss stellen herausnehmbare
Apparaturen eine Möglichkeit der aktuell am Markt erhältlichen
Geräte dar. Festsitzende Apparaturen hingegen werden selten bei
jüngeren Kindern angewandt, da durch deren noch ungeschickte
Handhabung der Apparatur diese (z. B. durch Herausfallen oder
Bruch) manipuliert werden könnte. Nicht selten stellen
Kieferorthopäden bei jungen Patienten durch beschädigte Brackets
oder Bögen verursachte Irritationen des Weichgewebes fest, da diese
mit den mitunter Schmerz verursachenden Problemen nicht richtig
umzugehen wissen.
eCligner® ist eine herausnehmbare
durchsichtige wie dünne Apparatur aus Kunststoff, die bei jungen
heranwachsenden Patienten (über acht Jahre) lediglich für die Dauer
von acht bis zehn Stunden pro Tag (empfohlen wird hierbei das Tragen
in der Nacht) eingesetzt werden kann. Aufgrund der zwischen 23 und
1 Uhr nachts am stärksten erfolgenden Ausschüttung von
Wachstumshormonen bei jungen Heranwachsenden, ist das eCligner®
System in der Lage, das potenzielle Kieferwachstum ebenso effektiv
während des Schlafs zu kontrollieren, wie eine Kopf-Kinn-Kappe.
Aufgrund seiner einzigartigen Struktur wirkt eCligner® sogar
noch effektiver und kann für das gesamte Gebiss angewendet werden. Es beinhaltet eine Zone für das Weichgewebe, um anormalem
Kieferwachstum entgegenzuwirken und kontrolliert dabei die
Beziehung beider Kiefer, damit eine funktionelle Okklusion sowie ideal geformte Zahnbögen erreicht werden können. Die Funktionen genannten
Alignersystems bei Heranwachsenden können wie folgt zusammengefasst werden: Bewahren vorhandenen Platzes, Zurückgewinnen
von fehlendem Platz, Kontrolle des Zahndurchbruchs sowie Wachstumskontrolle (skelettale Korrektur)
(Abb.1,2).
Kontrolle des Zahndurchbruchs
Der Platz für das Durchbrechen von
Zähnen wird durch die digitale Bloc-out-Funktion des 3-D-eCligner®-Programms entsprechend dem Durchbruchspfad und Grad
eines jeden Zahns realisiert. Bloc-out-Position und Grad
ermöglichen dabei die Kontrolle verlagert durchbrechender Zähne
durch Weisung eines korrekten Pfads, mit dessen Hilfe letztlich eine
ideale Okklusion mit dem gegenüberliegenden Zahnbogen
erreicht wird (Abb. 3 bis 5).
Indikationen für eCligner® bei
Jugendlichen
Das eCligner®-System kann bei Kindern
mit Behinderung, Kindern mit komplettem Milchgebiss, bei jungen
Kindern mit besonderen Hobbys (z. B. Schauspielerei, Sport etc.),
Kindern mit Metallallergie, zur Langzeitbehandlung unter
Berücksichtigung von Nebenwirkungen festsitzender Apparaturen
(Dekalzifikationen der Zahnoberfläche bei nachlässiger
Kontrolle), bei Internatsschülern bzw. Jugendlichen an
ausländischen Schulen oder zur skelettalen Klasse II- und III-Korrektur (unterbrechende Wirkung) angewandt werden.
Anwendung
Grundsätzlich bietet das eCligner®-System auf Grundlage eines einmaligen initialen Abdrucks bei
erwachsenen Fällen eine ganze Serie verschiedener Aligner (initial
bis final). Beim heranwachsenden Patienten hingegen wird empfohlen,
alle sechs Monate einen neuen Abdruck zu nehmen (in der aktiven
Durchbruchsphase aller drei Monate).
eCligner® verfügt über abgerundete
Enden, ist kompakt und ohne scharfe Kanten. Die Aligner können von
den jungen Patienten ganz einfach während des Schlafs eingesetzt
werden (Abb. 6).
Klinische Anwendung
Das System eignet sich zur Therapie
temporärer Kreuzbisse (Abb. 7 bis 10), zur Platzgewinnung (Abb.
11, 12) oder Eruptionskontrolle (Abb. 13 bis 16), bei verlagertem
Durchbruch (Abb. 17 bis 20), zur Expansion des Zahnbogens (Abb. 21,
22) oder zur skelettalen Korrektur (Abb. 23 bis 29).
Ergebnisse und Diskussion
eCligner® wurde zur klinischen
Behandlung mehrerer jugendlicher Patienten eingesetzt. Dabei
zeigte sich, dass die Therapie durch Aligner es ermöglicht, potenzielle Malokklusionen ohne erwähnenswerte Nebenwirkungen im
Hart- und Weichgewebe zu behandeln. Das System beeinträchtigt
dabei nicht den Alltag der Jugendlichen, vielmehr wurde eine große
Akzeptanz des nicht toxischen, schmerzfreien Aligner-Materials (PET)
beobachtet.
Während des Schlafs (acht bis zehn
Stunden pro Tag) konnte eine ausreichende Zahnbewegung mit
Bogenexpansion sowie kontrolliertem Kieferwachstum beobachtet werden,
sodass transversale Abweichungen bei großem Tragekomfort der
Apparatur korrigiert werden konnten. Eine frühzeitige
eCligner®-Behandlung kann spätere Extraktionen im Erwachsenenalter verhindern, da der Kontrolleffekt ein exzessives
Wachstum beider Zahnbögen verhindert.
Die Bloc-out-Funktion spielte eine
große Rolle bei der Kontrolle des Durchbrechens bleibender Zähne,
um später den normalen Durchbruchspfad sowie die idealen Position
der Zähne zu finden. Aufgrund des wöchentlichen Wechsels der
Schienen (ein Aligner pro Woche) unterstützt eCligner® insbesondere
bei jungen Patienten eine gute Mundhygiene, sodass zusätzliche
Desinfektionen entfallen. Hauptvorteil von eCligner® ist dessen
Herausnehmbarkeit, wodurch das System eine non-invasive
kieferorthopädische Apparatur für junge Kinder darstellt, bei
selten auftretenden parodontalen Problemen und einem hohen Tragekomfort während des Schlafs.
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