Praxiseinrichtung 18.10.2013

Laborumzug: Richtig geplant ist halb gewonnen



Laborumzug: Richtig geplant ist halb gewonnen

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Wir Menschen haben die faszinierende Möglichkeit, aus unseren Ideen und Gedanken neue Dinge zu erschaffen und in die Realität umzusetzen. Voraussetzung dafür ist die geistige Kreativität und unser Wille, die Dinge wirklich anzupacken. Eine Laborneugründung, Umgestaltung oder Erweiterung ist für mich eine solche Möglichkeit. Es ist doch schön, die neue Arbeitsumgebung nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Schließlich befinden wir uns die meiste Zeit des Tages in dieser Arbeitswelt!

Im Jahre 2009 sind wir mit unserem damaligen Labor an seine platzmäßigen Grenzen gestoßen. Es bedurfte also einer gewissen Kreativität für neue Lösungen. Dabei erarbeiteten wir uns Checklisten, in denen wir alles erfasst haben, was aus unserer Sicht auf jeden Fall für die Neuplanung wichtig ist und somit auch realisiert werden soll. Dazu zählte die Wahl des passenden Standortes, die Verkehrsanbindung, das gesamte Umfeld, die Änderung der Entfernungen zu den Kunden, die barrierefreie Erreichbarkeit, das Parkplatzangebot usw. Ebenso damit verbunden war die Frage nach der Größe des neuen Labors und nach dem benötigten Platz. Ferner machten wir uns Gedanken darüber, welche Möglichkeiten der Erweiterung sich für die Zukunft ergeben würden. Neben den beschriebenen äußeren waren für uns auch die inneren Faktoren wichtig: Wie sieht unsere Laborausrichtung für die nächsten zehn Jahre aus? Welche Ziele setzen wir uns? Wie können wir unsere Firmenphilosophie erfolgreich umsetzen und welche Voraussetzungen sollten dafür mitbedacht werden. Dabei war es uns wichtig, den qualitativen Anspruch, den wir mit unseren Arbeiten leisten, auch in der Laborausstattung auszudrücken.

Ansprechende Räume wichtig

Aus unserer Sicht haben wir als Labor vor Ort die Möglichkeit eines umfassenden Services und damit verbunden die Herstellung von Zahnversorgungen nach den individuellen Bedürfnissen unserer Auftraggeber, dem Zahnarzt und seinem Patienten. Aus diesem Grunde kommen sehr viele Patienten zur Zahnfarbbestimmung, Patienteninformation oder Fotodokumentation zu uns ins Labor. Die meisten von ihnen möchten auch gern einen Blick in unsere Fertigung werfen. Da ist es wichtig, dass diese auch den nach außen dargestellten Ansprüchen entspricht und die Räume entsprechend einladend, sauber und ordentlich sind – Getreu dem Motto: Würde ich mir selbst in diesem Labor meine Zähne fertigen lassen? Die gerade beschriebenen Punkte können wir also als Vorausplanung bezeichnen. Ist diese klar und eindeutig, lässt sich die entscheidende Frage, welches Objekt zu diesen Zielen und zu welchen Investitionen passt, treffen. – Und schon sind wir beim nächsten entscheidenden Faktor angekommen: dem lieben Geld. Wenn die Vorausplanung steht, können alle gewünschten Investitionen auf einer Art „Wunschzettel“ zusammengefasst und mit den finanziellen Möglichkeiten abgeglichen werden. Zudem sollte man sich damit beschäftigen, wie viele Eigenmittel zur Verfügung stehen und welche Möglichkeiten der Finanzierung es gibt. Wir haben dies in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste umfasste die Frage, welche Geräte, Maschinen, Werkzeuge, also Laborausstattung, benötigt werden. Dabei legten wir die Kategorien „besonders wichtig“ und „wünschenswert“ fest. Und der zweite beinhaltete die Überlegung, welche Investitionen mit dem Objekt selbst verbunden sind. Danach hieß es, Angebote einholen, vergleichen, verhandeln, rechnen.

 

 

Bei Raumplanung ist Kreativität gefragt

Nachdem wir einige Objekte angeschaut und die Grundrisse ausgehändigt bekommen hatten, ging es an die grobe Raumplanung. Für uns war das eine besonders schöne Zeit. Kreativität war gefragt, wie können alle formulierten Wünsche und Ziele in das entsprechende Objekt integriert werden? Zeichnen, radieren, wegwerfen, neuzeichnen – so haben wir mehrere Wochen zugebracht, bis wir uns für das passende Objekt entschieden. Diese Grundplanung wollten wir unbedingt selbst durchführen, da wir ja auch die entsprechenden Gedanken und Pläne in unseren Köpfen hatten. Die Herausforderung war dabei, die Räumlichkeiten so sinnvoll wie möglich zu planen. Das heißt: Empfangs-, Warte- und Weiterbildungsbereich sowie Patienten- und Besprechungsraum, Pausenbereich, Umkleideraum und Sanitärbereiche sollten möglichst nahe am Eingang liegen. Der Funktionsraum wurde zentral in der Mitte geplant, sodass er aus verschiedenen Richtungen begehbar ist. Direkt im Anschluss sollte sich der Arbeitsbereich mit angefügtem Büro, der Keramik und einem Lager befinden.

Detailplanung erfolgte mit Dentaldepot

Die Planung der Einzelheiten ist aus unserer Sicht entscheidend wichtig, da die Planer genaue Kenntnisse aller notwendigen Medien für die einzelnen Geräte, Maschinen und deren Abmessungen in die Planung einbeziehen. Die genaue Positionierung der einzelnen Geräte nach den Arbeitsabläufen, den entsprechenden Medienanschlüssen und Abflüssen kann so ganz gezielt geplant und gegebenenfalls auch nochmals optimiert werden. Es gibt viele Kleinigkeiten, an die man selbst nicht unbedingt denkt, die von einem professionellen Planer jedoch schnell erkannt werden und entsprechend in die Planung mit einfließen. Für kreative Anregungen gibt es verschiedene Bücher zum Thema Labor- und Praxisplanung, in denen unterschiedliche Beispiele anschaulich vorgestellt werden. Für die Überprüfung der Planung sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, schließlich baut man ja für die Zukunft, das heißt, es sollte alles nochmals genau durchdacht und auf seine sinnvolle Funktionalität hin überprüft werden: Sind wirklich alle Medienanschlüsse am richtigen Platz etc.? Dazu gehört aus unserer Sicht auch, dass an den Arbeitsplätzen neben Druckluft, Strom und Gas auch Wasser und Internet geplant wird. Verschiedene Nassschleifhandstücke bieten einen direkten Wasseranschluss. Ein nerviges Auffüllen der Wassertanks und somit die Verarbeitung von abgestandenem Wasser kann so vermieden werden. Dass die CAD/CAM-Technologie in der Zukunft eine noch größere Rolle in der Zahntechnik spielen wird, ist sicher jedem klar. Daher ist aus unserer Sicht ein Internetzugang an den Arbeitsplätzen sinnvoll. So kann je nach Bedarf aus dem normalen ein „digitaler Arbeitsplatz“ geschaffen werden. Insgesamt haben wir im gesamten Labor in allen Räumen für eine ausreichende Anzahl an Netzwerkdosen gesorgt, um so für die Zukunft gerüstet zu sein.

Stromverbrauch muss mitbedacht werden

Ebenfalls sinnvoll ist es, die Energieversorgung in zwei Bereiche zu teilen: Dazu zählt einmal der Teil, welcher nur tagsüber genutzt wird und abends über einen Hauptschalter im Eingangsbereich abgestellt werden kann. So muss nicht jeden Abend jedes Gerät einzeln aus- und frühmorgens eingeschaltet werden. Ein zweiter Bereich betrifft Geräte, die auch über Nacht ihren Dienst verrichten – zum Beispiel Fräsmaschine, Sinterofen, Galvanogerät oder Faxgerät. Eine Klimatisierung der Räume ist gerade vor dem Hintergrund des MPGs und den darin geforderten gleichmäßigen Verarbeitungsgegebenheiten der Materialien sinnvoll. Jeder Zahntechniker kennt sicher die Problematik, bei 35 °C Raumtemperatur Kunststoff nach Herstellerangaben zu verarbeiten. Am Ende stand schließlich ein detaillierter Plan in Größe A0, der jede Steckdose, jeden Abfluss, alle Datenleitungen und Netzwerkdosen, Abluft, Zuluft usw. enthielt. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an die Planer von Henry Schein Leipzig. Mit diesen exakten Planungsgrundlagen konnten wir dann mit dem Vermieter alle Details von „Wunschzettel“ zwei besprechen. Die exakte Vorausplanung erleichterte die Verhandlungen mit dem Vermieter erheblich. Somit waren wir uns schnell einig. Dieser Plan war die Grundlage für den Umbau. Wenn die Planung abgeschlossen ist, liegen also alle Zahlen auf dem Tisch. Zeit, die „Wunschzettel“ nochmals mit der Wirklichkeit abzugleichen. Haben wir an alles gedacht? Können wir uns alle Wünsche gleich erfüllen? Wenn nicht, auf welche können wir verzichten? Da kommt einem die Einteilung in die zwei Kategorien zugute.

Umsetzungsphase und Neubezug

Für welche Finanzierungsmöglichkeiten man sich entscheidet, ist sicher immer vom jeweiligen Fall abhängig. Generell sollte man die verschiedenen Möglichkeiten genau danach prüfen, welche am besten ins Konzept passt. Wir haben uns für eine Finanzierung durch unsere Hausbank entschieden, da wir auf diesem Wege die besten Konditionen und eine zügige Kreditbearbeitung erhalten haben. In der Phase der Umsetzung ist es schön, zu sehen, wie aus den leeren Räumen langsam die Ideen in die Wirklichkeit wachsen. Dabei kann ich nur jedem den Rat geben, sich regelmäßig von der ordnungsgemäßen Umsetzung des Planes zu überzeugen. Das heißt: regelmäßige Besuche auf der Baustelle, nicht nur zu den Baubesprechungen! Dies war zwar nicht unbedingt meine Aufgabe, weil der Umbau Sache des Vermieters war, hat jedoch dazu geführt, dass wir den einen oder anderen Fehler frühzeitig erkannt haben und beseitigen konnten. Wichtig ist dies gerade dann, wenn man bereits einen festen Umzugs- oder Eröffnungstermin plant und dieser durch mögliche Fehlbauten und Nachbesserungen eventuell in Gefahr geraten würde. Gerade bei einem Umzug des Labors aus einer bestehenden Situation heraus ist dies besonders wichtig. Für die Planung und Umsetzung haben wir ein Jahr gebraucht. Der Umzug war dabei auch schon auf Ende Dezember 2010 festgelegt. Gerade für den Zeitraum des Umzugs kann ich nur jedem raten, einen sehr genauen Schlachtplan zu entwerfen. Hier sieht man, Besitz verpflichtet, alles Hab und Gut muss im alten Labor so eingepackt werden, dass es im neuen sofort am richtigen Platz ausgepackt werden kann, um entsprechend schnell wieder funktionsfähig zu sein. Wir haben dafür auf A4-Blättern jedem Raum im neuen Labor eine Bezeichnung und eine Farbe zugeordnet. Diese wurde dann an die entsprechende Tür im neuen Labor und jedem Karton oder Gegenstand, der transportiert werden musste, angebracht. So wussten die Jungs von der Umzugsfirma genauso Bescheid, ebenso wie alle anderen Helfer oder Firmen, die mit dem Aufund Abbau beschäftigt waren.

Fazit

Im Rückblick war es eine sehr aufregende, spannende und schöne Zeit. Auch heute noch, gut zwei Jahre später, erfreuen wir uns an unseren Räumen und am Abend beim Türabschließen kann man nochmal zufrieden seinen Blick über die geschaffenen Realitäten schweifen lassen. Diese Augenblicke, natürlich gute Nerven und viel Erfolg, wünsche ich jedem, der sich für diesen Schritt entscheidet.

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