Praxiseinrichtung 17.09.2013
Raumgestaltungskonzept für Zahnarztpraxen
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Unternehmerischer Erfolg ist heutzutage alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Zu den nicht unmittelbar monetär ausdrückbaren, gleichwohl sehr bedeutenden Erfolgsfaktoren zählt das Betriebsklima. Dieses wird nicht zuletzt dadurch geprägt, ob sich der Chef, die Mitarbeiter und die Patienten in den Räumen wirklich wohlfühlen. Ist dies vielleicht sogar im Gegensatz zur Konkurrenz der Fall, wirkt sich dies positiv auf die Qualität der Führung, auf die Zufriedenheit und die Produktivität der Mitarbeiter sowie auf die Patientenbindung aus.
So wird der wirtschaftliche Erfolg der sogenannten „Drachenstaaten“ wie Hongkong, Taiwan oder Singapur u. a. darauf zurückgeführt, dass Unternehmen aus diesen Staaten traditionell Feng Shui in die Gestaltung ihrer Geschäftsräume mit einbeziehen. Durch den Einsatz von Feng Shui entsteht eine Geschäfts- und Arbeitsatmosphäre, die ggf. stagnierende Strukturen wieder in Fluss bringt und im doppelten Sinne Raum schafft für die Umsetzung neuer Ideen und Ausrichtungen. Von großer Bedeutung ist die Raumgestaltung auch in Praxisbereichen, da sich unser gesamtes Gesundheitssystem im Wandel befindet. Zum Paradigmenwechsel zählt, dass Patienten sich wohlfühlen und nicht nur behandelt werden wollen. Patientenzufriedenheit ist heute ein wichtiger Parameter des Erfolges. Ein patientenorientiertes Management und Erscheinungsbild wird dabei immer wichtiger. Menschen sind ganzheitliche Wesen mit individuellen Persönlichkeitsaspekten und möchten auch als solche angesprochen werden. Bereits beim Betreten der Praxisräume reagiert das Gesamtsystem des Menschen auf vorhandene Sinneseindrücke und Schwingungen. Dieser erste Eindruck ist allzu oft geprägt von starker Geschäftigkeit im Anmeldebereich, gepaart mit unangenehm empfundenen Gerüchen und Geräuschen, die sich dann – verbunden mit den persönlichen Vorerfahrungen – zu einem ungünstigen Gesamtbild addieren können. Dem Raum kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. In einem entspannten und vertrauensvollen Umfeld, das durch Feng Shui-Maßnahmen geschaffen werden kann, reagieren Menschen entspannter und ruhiger. Ein entspannter Patient wiederum ist für den Behandler besser zu therapieren.
Das Wohlfühlkonzept der Feng Shui-Harmonielehre ist umfassend und integriert verschiedene Ebenen, wie zum Beispiel die äußeren Gegebenheiten des Gebäudes, das Gebäude selbst, aber insbesondere auch die Menschen, die dieses Gebäude nutzen. Jeder Mensch steht in unmittelbarer, wechselseitiger Verbindung zu seiner Umgebung. Auf die einzelnen Aspekte, die es in Praxen zu berücksichtigen gilt, wird später genauer eingegangen. Zunächst jedoch soll in einem kurzen Überblick erläutert werden, was Feng Shui eigentlich ist.
Die Lehre des Feng Shui
Feng Shui ist eine ca. 3.000 Jahre altechinesische Harmonielehre, die ein Teilgebiet der chinesischen Medizin darstellt. Die Elemente Wind (Feng) und Wasser (Shui) stehen im Chinesischen symbolisch für das Leben, das sich ständig wandelt und gleichzeitig unaufhaltsam danach strebt, doch ausgleichend zu fließen. Dieses Fließen hin zum Ausgleich ist Feng Shui. Bei der Kernaussage dieser Lehre, dass nämlich alles, was uns umgibt, Energie ist, handelt es sich um eine Erkenntnis, die auch die moderne Physik lehrt. Diese uns umgebende Energie soll möglichst harmonisch fließen, weder zu schnell noch zu langsam. Ebenso wie die Akupunktur z. B. gestaute Energien in den Energiebahnen des Menschen wieder in Fluss bringt, so bringt Feng Shui die Energien der Räume wieder in Fluss. Energien wirken häufig auf das Unterbewusstsein und können sich in Form von Farben, Formen, Gerüchen, Symbolen oder auch in Form von Gedanken und Gefühlen darstellen. Der Mensch reagiert auf diese Energien mit positiven oder negativen Gefühlen, meist ohne sich deren Ursache bewusst zu sein. Hält sich ein Mensch in energetisch ungleichgewichtigen Räumen auf, so hat dies eine eher ungünstige Wirkung auf sein Gesamtsystem (Körper, Geist, Seele). Analog günstig wirken sich energetisch ausgewogene Räume auf den Menschen aus.
Abb. 1: Beispiel: Büroeinheit mit Schwerpunkt Besprechungen. Links: Grundriss Ursprungsplan. Rechts: Grundriss überarbeitet nach Feng Shui-Gesichtspunkten.
Besonderheiten in Zahnarztpraxen
In Zahnarztpraxen ist der „Raum“, der dem Menschen im Innen wie im Außen gegeben wird, als Ort der Kraft und Ruhe von besonderer Bedeutung. Die Gestaltung einer Praxis ist eine Form der Kommunikation mit dem Patienten, in der sich das Selbstverständnis und die Philosophie der Praxis widerspiegeln. Hier erhält der Patient seinen ersten Eindruck davon, welchen Stellenwert er als Mensch in dieser Praxis haben wird. Im Feng Shui steht immer der Mensch im Vordergrund aller Überlegungen. Pauschale Aussagen sind deshalb stets vor dem Hintergrund zu sehen, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und dass sich die Räume, die zu harmonisieren sind, voneinander unterscheiden. Feng Shui-Beratungen gehören aus diesem Grunde in die Hände eines erfahrenen Beraters, der die Maßnahmen genau auf die jeweiligen Personen, die räumlichen Gegebenheiten und die Standortenergien abstimmt und der in der Lage ist, die entsprechenden Energien und Raumstrukturen zu erkennen und zu verändern.
Die Praxisräume
Der erste physische Kontakt des Patienten mit der Praxis/den Praxisräumen findet über den Empfangsbereich statt. Hier sollte sich der Patient im wahrsten Sinne des Wortes empfangen und von der ersten Minute an wohl und gut aufgehoben fühlen. Farben, Bildmotive und Mobiliar sollten derart gestaltet sein, dass sie dem Patienten das Ankommen erleichtern. Eine ungehinderte Kommunikation mit dem Praxisteam ist bei diesem Erstkontakt sinnvoll. Im Wartebereich sollte der Patient die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen. Farben, Bildmotive, Beleuchtung und Mobiliar sollen diesen Prozess unterstützen und eine entspannte Atmosphäre schaffen, die sich positiv aufbauend auf die allgemeine Stimmungslage auswirkt. Ein angenehmes Raumklima, unterstützt durch Wasserobjekte oder leise Musik, kann hilfreich sein. Daran anschließend begibt sich der Patient entweder in ein Besprechungs- oder in ein Behandlungszimmer.
In Besprechungen steht die persönliche Kommunikation im Vordergrund. Räume mit übervollen Schreibtischen können den Eindruck von wenig organisierter Tätigkeit oder Arbeitsüberlastung entstehen lassen. Hier kann in dem Patienten die Sorge aufkommen, dass für ihn zu wenig Raum vorhanden sein wird. Solche Arbeitsplätze zerstreuen zudem die Energie jener Person, die dort für gewöhnlich arbeitet, was eine zusätzliche Belastung darstellen kann. Das Behandlungszimmer bietet aufgrund der apparativen Notwendigkeiten häufig weniger Möglichkeiten zur Veränderung des Mobiliars. Deshalb sollten unterstützende Maßnahmen über andere Hilfsmittel erfolgen. Farben und Bildmotive sind so zu wählen, dass sie Ruhe ausstrahlen und den Patienten von der Behandlung ablenken. Reines Weiß wirkt sauber und gepflegt, konfrontiert den Menschen aber deutlich mit seiner oft durch Angst geprägten eigenen Schwingung.
Besonderes Augenmerk sollte man in einem zahnärztlichen Behandlungsraum auf die Deckengestaltung legen. Ein Grundbedürfnis des Menschen besteht darin, Schutz im Rücken und ein größtmögliches Maß an Überblick zu haben. Da Patienten während der Behandlung auf dem Rücken liegen, fehlt ihnen dieser Schutz und Überblick weitgehend. Erschwerend kommt hinzu, dass die Möglichkeit der verbalen Kommunikation während der Behandlung stark eingeschränkt ist. Da diese Gegebenheiten kaum veränderbar sind, ist es wichtig, alles zu nutzen, was den Patienten und damit auch den Behandler unterstützt. Eine dieser Situation angepasste Deckengestaltung ist daher sehr zu empfehlen. Dem Patienten sollte es, wenn es die Räumlichkeiten zulassen, möglich sein, die Eingangstüre zum Behandlungsraum im Blickfeld zu haben, damit er nicht zu sätzlich dadurch verunsichert wird, dass er nicht sieht, wer den Raum betritt. Die Zahnbehandlung stellt besondere Anforderungen sowohl an das medizinische Fachwissen und Können des Behandlers wie auch an die Fähigkeit zur ganzheitlichen Betrachtung des Patienten. Feng Shui stellt dabei eine effiziente und umfassende Methode der Unterstützung dar.
Beispiel einer Raumanalyse
Exemplarisch wird nun eine Raumsituation analysiert anhand einer Fotografie. Anzumerken ist hierbei, dass sich Räume auf Bildern meist anders darstellen als in der Realität. Bei einer Feng Shui-Beratung würde man die gesamte Praxissituation betrachten und analysieren, da die einzelnen Bereiche nicht für sich alleine stehen, sondern eingebunden sind in das Gesamtgefüge. Eine Analyse nach Baguaraster ist hier nicht möglich, da kein Grundriss vorhanden ist.
Analyse
Bei der Betrachtung fällt auf, dass sich der Übergang vom vorderen in den hinteren Bereich extrem verjüngt, wodurch ein Engegefühl entsteht. Die meisten Menschen meiden enge Bereiche und werden nur ungern durch einen solchen Flur gehen. Die Verlegung des Holzbodens in Richtung zu diesem Flurbereich sowie die geradlinig angeordneten Deckenleuchten verstärken diesen Eindruck noch. Im vorderen Bereich dominiert der weiße Farbton den Raum und stellt einen zu starken Kontrast zum Boden dar. Die runde Form des Thekenbereiches ist günstig, wirkt aber zu langgezogen, da es keinerlei optische Unterbrechung gibt. Der blaue Bereich links erscheint günstig, da er die Aufmerksamkeit lenkt und der Farbton eine beruhigende Wirkung hat. Im Feng Shui gibt es den Themenbereich der Elementelehre, der bei einer Analyse herangezogen wird. Den Elementen Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz sind unter anderem sowohl Farben wie auch Formen und Materialien zugeordnet. Diese Elemente können sich fördern oder auch zerstören. Im vorliegenden Fall sind die Elemente Metall (weiß) und Holz (braun) dominant. Metall zerstört das Holz, wie die Axt, die das Holz spaltet, wodurch eine ungünstige Spannungssituation entsteht.
Veränderungsvorschläge
Um die Spannungssituation der Elemente zu harmonisieren, gibt man das dazwischenliegende Wasserelement (blau, türkis) hinzu. Metall fördert Wasser (Spurenelemente [Metall]) beleben Wasser) und Wasser nährt das Holz (Holz nimmt Wasser auf). In Bezug auf die Bodengestaltung könnten die Bodenbretter quer verlegt werden, wodurch sie eine bremsende Wirkung hätten, die die Energie besser im Empfangsbereich hält. Sollte eine Neuverlegung nicht in Betracht kommen, so könnte man einen Schmutzfangläufer in einem hellbraunen Farbton quer auslegen, der dann eine bremsende Wirkung hat. Die Deckenstrahler sollten versetzt angebracht werden mit gleicher Intension. Um die Schranksituation aufzulockern, empfehle ich den Austausch der Griffe, gegen solche, die dem türkisblauen Farbton im linken Bereich entsprechen. Dies führt zu einer Belebung des Bereiches und mindert die Massivität der Schrankwände. Der Thekenbereich könnte aufgelockert werden durch ein Wandtattoo, das man aufkleben und bei Bedarf auch leicht wieder entfernen kann. Hier könnte man z. B. das Praxislogo verwenden oder einen Mottospruch, der der Praxis entspricht. Alternativ wäre auch ein Bild mit entspannendem Motiv (Blumen, Landschaft) hinter der Theke denkbar. Eine Schale mit frischen Blüten auf dem Thekenbereich bringt vitale Lebensenergie in diesen Bereich und heißt die Patienten gleichermaßen willkommen. Auch eine Pflanze mit herunterhängenden Trieben wäre hier gut geeignet, da sie den Thekenbereich unterteilt. Um den rechts im Bild erkennbaren Spiegel könnte man einen Farbrahmen streichen, der den Spiegel deutlich hervorhebt und gleichzeitig den vorderen Bereich vom hinteren Bereich stärker abgrenzt. Anhand des Beispiels wird bereits deutlich, dass Feng Shui ein sehr komplexes Wissens gebiet darstellt. Neben der Raumbetrachtung kommt es auch auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Praxis mit ihrem Schwerpunktarbeitsbereich sowie der Persönlichkeit der Praxisleitung und des Personals an. Für eine passende Beratung ist daher immer empfehlenswert, einen entsprechenden Experten zurate zu ziehen.