Implantologie 31.10.2014
Entfernung einteiliger Implantate bei Titanunverträglichkeit
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Durch die wachsende Zahl der jährlich inserierten Implantate nimmt auch die Rate der Komplikationen und Anzahl zu entfernenden Implantate zu. Im vorliegenden Fallbeispiel wird die Entfernung einteiliger Implantate aufgrund nachgewiesener Lymphozytensimulation anhand zweier Methoden vorgestellt.
Zu den möglichen Komplikationen einer Implantation gehören in rund 1 Prozent der Fälle Frakturen der Implantatschrauben unter der Belastung. Je nach Gestaltung der Implantatinnen- und Implantataußengeometrie entstehen Risse oder brechen ganze Teile ab. Bei zwei teiligen Implantaten entstehen Risse im Bereich der Implantatschulter oder das oberste Drittel schert bei extendierten Schultern horizontal ab. Bei einteiligen Implantaten treten Frakturen am Implantathals, der Verjüngung zwischen Knochengewinde und Mehrkantaufbau auf. Eine weitere Indikation zur Entfernung auch noch intakter Implantate besteht im Fall einer nachgewiesenen gesteigerten Lymphozytenaktivität auf Titanpartikel. Dabei handelt es um eine zelluläre Typ IV-Sensibilisierungen auf Titanpartikel. Die seltene positive Reaktion auf Titan im LTT unterscheiden sich immunologisch von den klassischen Kontaktallergien wie z.B. bei Nickel und Gold, da es sich bei Titan um eine überschießende pro-entzündliche Reaktivität der Gewebemakrophagen handelt.1–4 Die Entfernung eines Implantats mit Lindemannfräsen oder Trepanbohrern führt zu einem zusätzlichen zirkulären Knochenverlust von 1–2 mm um den Implantatdurchmesser. Bei dem Einsatz spezieller Hartmetallinstrumente, die linksschneidend in das Implantat greifen, können über 420 N/cm Drehmoment aufgebracht werden. Hierbei wird die Oseointegration mit dem Abreißen der Knochenbälkchen durchbrochen und das Implantat kann in toto und ohne weiteren Knochenverlust aus dem Kiefer gedreht werden (Abb. 1–3).4,5 Schwieriger gestaltet sich dies bei einteiligen Implantaten. Hier kann keines der oben aufgeführten Instrumente eingesetzt werden. Einbringinstrumente für diese Implantate sind für Drehmomentratschen ausgelegt und können nicht die notwendige Kraftentwicklung und Kraftübertragung ausüben.
Fallbericht
Im dem vorliegenden Fall wurden einer Patientin vor rund 18 Monaten sechs einteilige Implantate im Oberkiefer inseriert. Bereits kurz danach trat eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit allgemeiner Erschöpfung, Hautveränderung und psychologischen depressive Veränderungen auf. Nach intensiver Spurensuche wies schließlich ein Lymphozytenstimulationstest auf Titanpartikel mit genauer zeitlicher Anamnese den Weg zur Therapie: Entfernung der Implantate (Abb. 4 und 5). Die klinische und radiologische Untersuchung zeigt sechs parallel inserierte Implantate im Oberkiefer Regio 15–25 bei regelrechter Osseointegration. Im Dentallabor fertigte unser Technikmeister einen speziellen Schlüssel an, der zum einen über den Vierkant des Implantats greift und in den Explantationsschlüssel des HelpKit (Dentium) passt. Zunächst wurde der Schlüssel auf das Implantat gesetzt und mit dem Schlüssel die Kraft zur Explanation linksdrehend ausgeübt. Die ersten drei Implantate konnten komplikationslos ihrer Osseointegration gelöst und aus dem Kiefer entfernt werden (Abb. 6 und 7). Es zeigte sich hier aber schon ein Verschleiß am handgefertigten Ausdrehschlüssel mit einem seitlichen Einriss (Abb. 8). Auch zeigten die Implantate an den Vierkant-Aufnahmen erhebliche Verwindungen auf. Die drei verbliebenen Implantate konnten durch diesen Verschleiß nicht mehr gepackt und herausgedreht werden. Mit einem 4 mm Trepanbohrer wurden die verbliebenen Implantate transgingival umbohrt und entfernt, deutlich ist der periimplantäre Knochenverlust dieser Methode zu erkennen (Abb. 9 und 10). Die Schleimhaut wurde nach der gewebeunterstützenden Einlage mit einem Kollagenfleece mit einer adaptierenden Naht Prolene 5/0 verschlossen (Abb. 11 und 12). Bei der Kontrolle nach neun Tagen zeigte sich eine reizlose und schmerzlose Wundheilung. Das Erscheinungsbild und der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin hatte sich gebessert; das Hautbild ist gleichmäßiger geworden und die Stimmung insgesamt aufgehellt (Abb. 13). Im Vergleich der explantierten Implantate ist deutlich der unterschiedliche periimplantäre Knochenverlust zu erkennen, der in der verwendeten Methodik beruht. Weiter lassen die Vierkant-Aufbauten der Implantate deutlichen die einwirkenden Kräfte erkennen, die für das Herausdrehen erforderlich sind (Abb. 14).
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