Branchenmeldungen 05.06.2015
EuroPerio in London – Parodontologie und Implantologie
share
Alle drei Jahre bietet die Europäische Gesellschaft für Parodontologie (EFP) im Rahmen der EuroPerio die Möglichkeit zum fachlichen Austausch über Ländergrenzen hinweg. Auch in diesem Jahr erwartete die EFP zahlreiche Vertreter der Zahnmedizin und Dentalhygiene in der englischen Hauptstadt. Nach erfolgreicher EuroPerio7 in Wien 2012 mit 7.800 Besuchern erhofften sich die Veranstalter 2015 eine nochmalige Steigerung des Teilnehmerinteresses. In der Tat waren laut Veranstalter bis zu 10.000 Teilnehmer in London.
Seit drei Jahren plante das Organisationskomitee um den Vorsitzenden Prof. Dr. Francis Hughes dafür das umfangreiche Programm mit hochkarätigen internationalen Referenten. Neben Parodontologen und Implantologen richtet sich die EuroPerio ebenfalls an Allgemeinzahnärzte sowie Dentalhygieniker. Ein Großteil des Programms bestand aus wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionsforen zu den jeweiligen Spezialgebieten. Die Teilnehmer erhielten so einen Überblick über den aktuellen Status quo der parodontologischen und implantologischen Therapie sowie einen Einblick in die Ansätze und Überlegungen der internationalen Kollegen. Darüber hinaus konnten sie sich über die Neuheiten in Forschung und Wissenschaft informieren. Unter anderem waren Anwendungstechniken, Erkenntnisse der Biofilmforschung und Periimplantitis Themen der Vortragsreihen. Auch exklusive Workshops, die von namhaften Unternehmen der Branche wie etwa Oral-B, Straumann oder DENTSPLY organisiert wurden, waren Teil der Veranstaltung.
Eröffnung
Dem umfangreichen Vortragsprogramm von Donnerstag bis Samstag ging am Mittwochabend eine unterhaltsame Eröffnungszeremonie voraus. Mit verschiedenen musikalischen Einlagen, u.a. der London Marching Band, hieß Prof. Hughes die zahlreichen Teilnehmer herzlich willkommen.
„Ich möchte mich vor allem bei den ganzen Studenten der Londoner zahnmedizinischen Fakultäten bedanken, die sich bereit erklärt haben, dieses Event freiwillig und tatkräftig zu unterstützen“, begrüßte auch der neue EFP-Präsident Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen das Publikum.
Anschließend enterten die Besucher die umfangreiche Dentalausstellung mit über 80 Sponsoren, die in den darauffolgenden drei Tagen mit Produkt- und Serviceinformationen rund um das Thema Parodontologie und Periimplantitis aufwarteten.
Impressionen aus London
Problembewusstsein steigern
Einig waren sich das wissenschaftliche Kongresskomitee um Prof. Hughes, dass noch viel mehr getan werden muss, um das Problembewusstsein der Patienten und Zahnärzte hinsichtlich parodontaler und periimplantärer Erkrankungen zu schärfen. Viele Patienten kommen mit ihren parodontalen Beschwerden erst sehr spät zum Behandler. Damit wird das Risiko erhöht, intensivere Therapieansätze wählen zu müssen, um die Entzündungen zurückzudrängen. Klar sei auch, so Prof. Dr. Andrea Mombelli gegenüber dem Implantologie Journal, dass es kein Allheilmittel gibt. Der behandelnde Parodontologe stimme zwar die Wahl der Therapiemittel individuell auf den Patienten ab, dennoch müsse auch der Patient selbst seinen Teil zur eigenen optimalen Mundhygiene beitragen. Inzwischen sei man aber schon sehr weit, wenn es um die Wiederherstellung entzündungsfreier oraler Verhältnisse gehe, so Mombelli.
Wie wichtig parodontal bzw. periimplantär geschädigten Patienten eine gut abgestimmte Therapie ist, verdeutlichte ein Film, der während der EuroPerio gezeigt wurde. Hier berichteten Patienten mit einer langen parodontalen Leidensgeschichte über ihren schließlich konsequenten Umgang mit der Krankheit und wie daraus neuer Lebensmut entstand. „Es ist umfänglich anerkannt, dass neben den körperlichen Beeinträchtigungen durch Parodontitis auch der psychische Zustand der Patienten in Mitleidenschaft gezogen wird“, sagte Prof. Dr. Ian Needleman, Eastman College, London, UK, anlässlich der Pressekonferenz am Donnerstag.
Den Ursachen auf der Spur
Tatsächlich scheint es vielfältige Gründe zu geben, warum Patienten parodontal erkranken. Daher bemüht man sich seit einigen Jahren verstärkt darum, die genetischen und mikrobiologischen Zusammenhänge und Mechanismen herauszuarbeiten, die zu diesen Krankheitsbildern führen. In einem Spezialforum stellte Dr. Panos N. Papapanou, New York, USA, die Möglichkeiten genetischer Untersuchungen vor, mittels derer man gezielt nach Regulatoren der parodontal auffälligen Genabschnitte forschen kann. Dr. Houri-Haddad Yael untermauerte die These, dass genetische Untersuchungen an Mäusen hinsichtlich möglicher genetischer Gemeinsamkeiten mit dem Menschen bei parodontalen Erkrankungen hilfreich sein können. „Auch die systematischen Analysen der Proteinverbunde (Proteomik) scheinen in diesem Zusammenhang Erfolg versprechend“, bestätigte Priv.-Doz. Dr. Nagihan Bostanci, Zürich, Schweiz, die Arbeiten ihres Forschungsgebietes. Diese und ähnliche Ansätze haben u.a. das Ziel Methoden zu entwickeln, um parodontale Risikogruppen unter den Patienten so früh wie möglich zu erkennen. Denn je früher eine Therapie angesetzt werden kann, desto größer sind die Chancen auf eine möglichst entzündungsfreie Gingiva bzw. auf eine schonende Behandlung für den Patienten.
Ausblick 2018
Klar ist, dass die 8. EuroPerio die bisher größte Konferenz im Bereich der Parodontologie war. Der räumliche Geltungsbereich des Treffens wurde durch die Präsenz der 29 Mitgliedsgesellschaften der EFP mit Vertretern aus 110 Ländern untermauert.
Die nächste EuroPerio findet 2018 in Amsterdam statt. „Ob wir dabei wieder einen Besucherrekord verzeichnen werden, scheint mir nicht wichtig zu sein“, sagte Hughes gegenüber dem Implantologie Journal. „Vielmehr müsse weiterhin die Qualität des alle drei Jahre stattfindenden Kongresses im Fokus bleiben.“