Branchenmeldungen 22.05.2015

Vorhang auf für die EuroPerio8!



Vorhang auf für die EuroPerio8!

Foto: © Marcel van den Bos - Shutterstock

Vom 3. bis 6. Juni 2015 findet der wissenschaftliche Kongress der Europäischen Fachgesellschaft für Parodontologie (EFO) erstmalig in Zusammenarbeit mit der British Society of Periodontology (BSP) in London statt. Dental Tribune International sprach mit Søren Jepsen, Präsident der European Federation of Periodontology (EFP) und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und präventive Zahnheilkunde an der Universität Bonn.

Der EuroPerio-Kongress findet in diesem Jahr zum erstem Mal in Großbritannien statt. Wie beurteilen Sie die bisherige Zusammenarbeit mit der British Society for Periodontology sowie die Organisation im Allgemeinen?

Die Zusammenarbeit mit Prof. Francis Hughes, dem Chairman des EuroPerio-Kongresses, der in London lebt und arbeitet, war und ist einfach ganz fantastisch. Mit seinen tollen Ideen, seinem Enthusiasmus und seinem Humor hat er uns alle angesteckt.

Die BSP unter ihrem Präsidenten Prof. Iain Chapple, und hier ist insbesondere Prof. Nikos Donos aus London als Leiter des EuroPerio-Ambassador-Programms zu nennen, hat die Organisation ganz hervorragend unterstützt. Julie Rosse und Michaela O'Neill, die aktuelle bzw. frühere Präsidentin der British Society of Dental Hygiene and Therapy waren ebenfalls im Local Organising Committee engagiert und ihr Verdienst ist es, dass so viele Dentalhygienikerinnen an der Tagung teilnehmen werden.

Auch möchte ich ausdrücklich den zahlreichen Studenten und Studentinnen der Dental Schools in London danken, die als Freiwillige auf der Tagung helfen werden!

Das Programm ist mit über 100 international anerkannten Experten wieder sehr umfangreich und vielseitig gestaltet. Auf welche Vorträge können sich Besucher der diesjährigen EuroPerio besonders freuen und was sind Ihre persönlichen Highlights?

Das Programm ist so hochkarätig und so vielseitig – da ist wirklich für jeden etwas dabei. Prof. Mariano Sanz als Scientific Chairman, der für das Programm verantwortlich ist, hat dies ausgesprochen clever und kreativ gestaltet und wirklich ganz hervorragende Arbeit geleistet.

So finden parallel – zur schnellen Orientierung farbcodiert – Vortragsblöcke mit unterschiedlicher Thematik und Zielgruppe statt: „Master-Clinician“-Programme, die auf den chirurgischen Spezialisten abzielen, viele Sessions zu allen Aspekten der Implantattherapie, Blöcke zur Realisierung moderner Parodontologie in der alltäglichen Praxis, aber auch eine ganze Vortragsreihe mit Übersichtsbeiträgen zu unserem aktuellen Verständnis der Ätiopathogenese der Parodontitis. All dies wird jeweils von den absoluten „hot shots“ auf ihren Gebieten dargeboten werden!

Persönlich freue ich mich auch auf die Keynote Lectures am Samstag und ganz besonders über die vielen Kurzvorträge unseres wissenschaftlichen Nachwuchses, die einen ihnen gebührenden Platz im Hauptprogramm gefunden haben.

Auch kann ich jedem Tagungsteilnehmer empfehlen, zur Abschlussveranstaltung am Samstag zu kommen. Der Inhalt wird noch geheim gehalten. Nur soviel: Dort kann ein wahres „Feuerwerk“ erwartet werden!

Das Thema Periimplantitis gewinnt mit höherer Verbreitung von Zahnimplantaten immer mehr an Bedeutung. Spiegelt sich das auch im Programm der EuroPerio wider?

Aber selbstverständlich! Mehrere Main-Sessions sind diesem wichtigen Thema gewidmet und weltweit anerkannte Experten, wie z.B. Prof. Stefan Renvert, General Secretary der EFP, werden Stellung nehmen, aber auch einige Blöcke der wissenschaftlichen Kurzvorträge beschäftigen sich mit periimplantären Erkrankungen.

Welche anderen Themen werden Ihrer Meinung nach in London im Vordergrund stehen?

Das Thema der Interaktionen zwischen parodontaler und allgemeiner Gesundheit/Erkrankung wird eine ganz wichtige Rolle spielen – dies fängt bereits mit einer weltweiten Filmpremiere am Donnerstagmorgen an.

Gibt es im Vergleich zum letzten Kongress in Wien auch neue Veranstaltungsangebote?

Oh ja – schon am Mittwochnachmittag findet erstmals eine sogenannte „Patient Engagement Session“ statt. Prof. Ian Needleman und sein Team aus London haben den Film „The Sound of Periodontitis – The patient's view of gum disease“ vorbereitet, der aus der Sicht eines betroffenen Patienten darstellt, was es bedeutet, an Parodontitis zu leiden und wie die Behandlung erlebt wird. Dies wird von einer Podiumsdiskussion mit Patienten und Experten begleitet.

Parodontalerkrankungen genießen trotz hoher Verbreitung selbst in entwickelten Ländern noch lange nicht die Aufmerksamkeit, die sie benötigen. Wo sehen Sie die Hauptprobleme und welche Ansätze gibt es, das Bewusstsein unter Zahnmedizinern und innerhalb der Allgemeinheit zu stärken?

Wir wissen in der Tat, dass mehr als 50 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von Parodontitis betroffen sind. An schwerer Parodontitis leiden ca. 11 Prozent der Erwachsenen und diese ist damit die sechsthäufigste Erkrankung der Menschheit. Das ist in weiten Teilen der Bevölkerung nicht bekannt, genauso wenig wie die Tatsache, dass eine unbehandelte Parodontitis negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben kann. Die hohe und ansteigende Prävalenz periimplantärer Erkrankungen ist alarmierend und erfordert ebenfalls deutlich erhöhte Aufmerksamkeit und eine intensive Prävention.

Diese Botschaften werden in einer großen Pressekonferenz in London kommuniziert. Dadurch tragen Veranstaltungen wie die EuroPerio-Konferenz erheblich dazu bei, diese Tatsachen noch weiter in das Bewusstsein unter Zahnmedizinern und innerhalb der Allgemeinheit zu bringen.

Die Aufmerksamkeit in der Fachwelt ist allerdings bereits sehr groß – wir erwarten in London annähernd 10.000 Teilnehmer aus aller Welt. Die EuroPerio-Tagung ist damit der weltweit größte Kongress zu den Themen Parodontologie und Implantattherapie.

Das bereits erwähnte Patientensymposium wird sicher dazu beitragen, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken. Und schließlich ist für das nächste Jahr eine europaweite Aufklärungskampagne in Vorbereitung, die sich an die Bevölkerung und die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger richten wird.

Neben der Einführung des European Periodontal Day hat die EFP kürzlich ein Manifesto mit dem Titel „Perio and General Health“ herausgegeben. Welches Ziel verfolgt diese Initiative?

Ziel des European Periodontal Day ist es, das Bewusstsein für die Häufigkeit parodontaler Erkrankungen und deren Bedeutung für die allgemeine Gesundheit zu schärfen, insbesondere auch bei anderen medizinischen Fachrichtungen und bei den politisch Verantwortlichen. Genau diese Botschaft verfolgt auch das Manifesto „Perio and General Health“ und jeder ist eingeladen, durch Unterschrift diese Mission zu bekräftigen (www.efp.org/efp-manifesto).  

In diesem Jahr feiert die EFP 25-jähriges Jubiläum. Wie schätzen Sie die Bedeutung der Organisation innerhalb der Zahnmedizin ein und welche Ziele hat man sich für die nächsten drei Jahre gesetzt?

Genau genommen ist der 25. Geburtstag erst im nächsten Jahr und dies werden wir anlässlich der im April 2016 in Berlin stattfindenden General Assembly aller nationalen Mitgliedsgesellschaften der EFP auch gebührend feiern. Aus Anlass der EuroPerio beginnt die Party mit den Freunden und Kollegen aus aller Welt bereits in London zum Auftakt des 25. Jahres.  

Die EFP ist bereits jetzt eine der weltweit wichtigsten treibenden Kräfte auf dem Gebiet der Parodontologie und Implantatherapie. Ihr Einfluss auf die Zahnmedizin ist insbesondere durch die jährlich stattfindenden Konsensuskonferenzen (European Workshops) und die EuroPerio-Tagungen sehr hoch. Auch das hoch angesehene Journal of Clinical Periodontology der EFP mit seinem Herausgeber Prof. Maurizio Tonetti ist hier zu nennen.

Der strategische Plan der EFP sieht vor, unsere Vision „Periodontal Health for a better life“ in den nächsten drei Jahren weiter voranbringen. Dabei sollen die wichtigen Erkenntnisse aus den Konsensuskonferenzen zu den Wechselbeziehungen zwischen oraler und allgemeiner Gesundheit und zur Prävention parodontaler und periimplantärer Erkrankungen der Öffentlichkeit nähergebracht werden. Hierzu ist – wie bereits erwähnt – eine europaweite Kampagne in Vorbereitung.

Vielen Dank für das Interview.

Mehr Informationen finden Sie hier.

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