Endodontologie 21.02.2011
Endo-Spülwirkung mit hydrodynamischem System
Bei der Wurzelkanalaufbereitung ist die wiederholte Spülung wesentlich für den Abtransport des Detritus, die Keimfreiheit und damit auch für den dauerhaften Erfolg der Maßnahme. Wegen der schwierigen Strömungsverhältnisse im Wurzelkanal ist beim manuellen Pumpen ein tieferes Eindringen der Spüllösung über die Nadelspitze hinaus nur bei sehr weitem Lumen zu erwarten. Deshalb versucht man, spezielle Endokanülen möglichst tief in den Wurzelkanal vorzuschieben.
Je dünner sie jedoch werden, desto geringer wird auch die Durchflussmenge der Lösung, mit welcher der Wurzelkanal gespült wird. Bei der hydrodynamischen Spülung mit dem RinsEndo System wird die Flüssigkeit im Wurzelkanal zusätzlich in oszillierende Bewegungen versetzt. Ein spezielles Handstück fördert ca. fünfmal in drei Sekunden je 65 Mikroliter der Lösung über eine feine Endokanüle in den eröffneten Wurzelkanal und saugt dieses Volumen anschließend wieder ab. Dabei vermischt sich mitangesaugte Luft mit dem Natriumhypochlorit in der Spüllösung und aktiviert es, sodass es eine verstärkte oxidative und desinfizierende Wirkung entfaltet. Die Endokanülen sind speziell geformt: Vor dem stumpfen Ende der Kanüle ist diese auf 7 mm Länge in Längsrichtung halbiert und erlaubt so den seitlichen Austritt der Flüssigkeit. Die filigrane Ausführung und der besondere Schliff ermöglichen ein Vordringen in die tieferen Regionen des Wurzelkanals und verhindern ein Verblocken der Kanülenspitze.
Durchführung und klinische Erfahrungen
Die Spüllösung wird über ein Turbinen-Handstück mit beweglichem Kolben appliziert und mit dem Gerätefußschalter bedient (Titelbild). Als Flüssigkeitsreservoir dienen Kolbenspritzen (5 oder 10 ml) mit Luer-Ansatz, aus denen sich das Gerät die Lösung selbst ansaugt. Durch das Anbringen einer kleinen Schutzkappe auf der Kanüle, des so genannten Protectors, wird vermieden, dass Spüllösung unkontrolliert aus der Zugangskavität herausspritzt und Patient oder Behandlerteam Schaden zufügen kann (Abb.2). Überschüssige Spüllösung wird durch den Speichelzieher wirkungsvoll abgesaugt. Dazu wurde am Protector eine entsprechende Aussparung angebracht. In unserer Poliklinik setzen wir RinsEndo seit dem Frühjahr des Jahres 2005 ein. Vor der Anwendung am Patienten hatten wir an Endoblöcken getestet, inwieweit sich eine Verbesserung gegenüber der konventionellen Spülung mittels Spritze nachweisen lässt. Dabei konnten wir im Vergleich zur herkömmlichen Methode ein tieferes Eindringen der Spüllösung in die artifiziellen Wurzelkanäle und einen besseren Abtransport der Späne beobachten. Nach dem konventionellen Spülen mit der üblichen Flüssigkeitsmenge, ca. 3 ml, konnten wir keine Dentinspäne mehr in der zurückfließenden Flüssigkeit beobachten. Anschließend setzten wir die Bearbeitung mit dem RinsEndo System fort. Durch das feine Spülstrahlintervall wurden aus dem apikal verbliebenen Pfropf weitere Anteile abgetragen, was sich durch das erneute Auftreten von Spänen in der Spülflüssigkeit nachweisen ließ. In der klinischen Praxis haben wir mit allen gängigen Spülflüssigkeiten gearbeitet und auch hier ein tieferes Vordringen der Lösung in den apikalen Bereich festgestellt. Nach dem vollständigem Entlüften der Spritze vor dem Aufsetzen auf das Wurzelkanalspülhandstück war die Handhabung völlig unproblematisch. Wartung und Reinigung des Systems sind unkompliziert und lassen sich ohne zusätzlichen Aufwand in den Praxisablauf integrieren. Zwischen zwei Patienten wird nur wenig Zeit für die Instrumentenaufbereitung benötigt. Als Vorteil erweist sich auch die komplette Autoklavierbarkeit. Das Gerät kann bis zu einer Temperatur von 134° C sterilisiert werden. Am Patienten erforderte die einfache Handhabung keine besondere Umstellung des gewohnten Behandlungsablaufs (Abb. 1).
Abb. 1 Das RinsEndo System in der klinischen Anwendung. Abb. 2 Unter Druck aus dem Zahn(modell) entweichende Spülflüssigkeit.
Diskussion
Mit RinsEndo konnten wir am Wurzelkanalmodell einen Reinigungseffekt visuell nachweisen, der mit herkömmlichen Spritzen-Kanülensystemen nicht zu erreichen war. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Untersuchung von Hauser, V. et al., die mit dem pneumatisch betriebenen System wirkungsvoller Pulpagewebe entfernen konnten. Muselmani, B. et al. hatten die Desinfektionswirkung an extrahierten Molaren untersucht. Sie bereiteten 20 Wurzelkanäle auf und infizierten diese gezielt mit Enterococcus faecalis. Im Anschluss an eine 48-stündige Inkubation wurden die Kanäle mit RinsEndo beziehungsweise konventionell gespült. Nach der RinsEndo-Spülung war E. faecalis nicht mehr nachweisbar. Für die Patienten ist die Anwendung von RinsEndo sehr gut verträglich. Sicherheitshalber sollte man vorher auf das Geräusch beim Spülen hinweisen und zur Rückmeldung bei eventuellem Druckschmerz auffordern. Insbesondere (jugendliche) Patienten, bei denen das Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen und dadurch die apikale Konstriktion nicht ausgebildet ist, können mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit reagieren. Im Zweifelsfall sollte anhand von Röntgenbildern über den Einsatz von RinsEndo entschieden werden.
Schlussfolgerungen und Zusammenfassung
Durch das RinsEndo System kann der Wurzelkanal sehr effizient gereinigt werden. Auf jeden Fall ist RinsEndo eine zusätzliche Hilfe für eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung und erzielt sichtbar bessere Ergebnisse als das herkömmliche Spülen mit Einwegspritzen. Bei der endodontischen Behandlung ist es von entscheidender Bedeutung, den Wurzelkanal während seiner Aufbereitung gründlich zu reinigen. Ein wirksames Instrument dafür ist das Spülsystem RinsEndo von Dürr Dental. Mit dem Verfahren der hydrodynamischen Spülung werden damit im Vergleich zur konventionellen manuellen Methode deutlich bessere Ergebnisse erzielt, wie verschiedene Studien belegen. Die Autoren der hier vorliegenden Untersuchung arbeiten seit etwas über einem Jahr mit RinsEndo und bestätigen die hohe Effizienz des Systems.
Autoren: Priv.-Doz. Dr. Med. Dent. Habil. Dieter Pahncke, Felix le Coutre, Rostock