Parodontologie 05.08.2011
Mit Schutzlacken präventive Konzepte umsetzen
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Mehr und mehr gewinnen präventiv bzw. minimalinvasiv orientierte Behandlungsstrategien in der Zahnheilkunde an Bedeutung. Zu den zentralen Anliegen gehört ein individuelles Mundgesundheits-Management, das die speziellen Bedürfnisse sowohl des Behandelnden als auch des Patienten im Fokus hat. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei fluoridhaltigen sowie chlorhexidinhaltigen Präparaten zu, die sich jeweils durch ein breites Anwendungsspektrum auszeichnen und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich sind, zum Beispiel Mundspüllösung, Gel oder Lack.
Die langjährige klinische Erfahrung, gestützt durch internationale Studienergebnisse, belegt das breite Anwendungsspektrum fluoridhaltiger Präparate:
- Schützen der Zähne gegen erosive oder kariogene Säureangriffe
- Erhöhen der Schmelzresistenz
- Remineralisieren von Initialläsionen
- Behandeln sensibler Zähne
So muss Fluorid in geringer Konzentration ständig im Mund verfügbar sein, um eine bestmögliche Schutzwirkung zu erzielen. Um dies zu ermöglichen, ist regelmäßig von außen Fluorid zuzuführen.
Fluoridlacke gewinnen an Bedeutung
In der Praxis bewährt sich die professionelle Applikation eines Lackes. Bei kleinen Kindern, die den Schluckreflex noch nicht richtig beherrschen, ist die Lackapplikation die Methode der Wahl. In dieser Zielgruppe sind Spüllösungen, Schäume oder hochkonzentrierte Gele kontraindiziert. Grundsätzlich ermöglicht die kontrollierte Anwendung die Unabhängigkeit von der Patienten-Compliance und erlaubt die gezielte Versorgung von Risikostellen. Ein klinisch langjährig bewährter Schutzlack steht zum Beispiel mit Fluor Protector von Ivoclar Vivadent zur Verfügung. Er bietet die Möglichkeit des professionellen Schutzes vor überempfindlichen Zähnen, Karies und Erosionen und stimuliert die Remineralisation vorhandener White-Spot-Läsionen.1,10–13
Angenehm anzuwenden
Nach dem Öffnen der VivAmpoule ist das Lacksystem sofort applikationsbereit (Abb. 1). Fluor Protector muss nicht durchmischt werden, sondern zeichnet sich durch eine klare homogene Lösung aus. Damit lässt sich die verabreichte Fluoridmenge besser als bei einem Produkt, das zum Separieren neigt, kontrollieren. Die Lösung des Fluor Protectors enthält 0,1% Fluorid, wobei die Konzentration nach dem Trocknen ca. zehnmal höher liegt.
So haften Lacke besser
Damit der Lack besser haftet und seine Wirkung voll entfalten kann, empfiehlt es sich, vor der Applikation die Zähne gründlich zu reinigen. Optimal ist natürlich eine professionelle Zahnreinigung, zum Beispiel mit der Prophy-Paste Proxyt von Ivoclar Vivadent. Ist das nicht möglich, wie es in der Regel unter Feldbedingungen der Fall ist, reicht auch sorgfältiges Zähneputzen. Pellikel oder ein feiner Biofilm stellen kein Hindernis für Fluorid dar. Auf einer trockenen Oberfläche haftet der Lack besser, wobei relatives Trockenlegen genügt. Eine Voraussetzung, die für andere heute verfügbare Dentallacke ebenfalls gilt.
Applikator für feine Schichten
Auch das passende Applikationsinstrument spielt eine wesentliche Rolle für die einfache, schnelle und effektive Anwendung eines Lackes. Der für Fluor Protector empfohlene Applikator VivaBrush G (Abb. 2) nimmt den Lack auf, tropft bei normalem Gebrauch nicht und gibt die Lösung beim Auftragen vollständig wieder ab. Er ermöglicht sowohl das flächige als auch punktuelle Applizieren feiner, glatter Lackschichten, die sich komplexen Oberflächenreliefs sehr gut anpassen. Dies kommt der Haftung zugute, begünstigt damit die Bildung eines Fluoriddepots und fördert in der Konsequenz die Wirksamkeit des Lackes. Der angenehme Effekt für Patienten: Die sensible Zunge nimmt keinen Fremdkörper wahr und Manipulationen, die zu einem vorzeitigen Abplatzen des Lackes führen könnten, unterbleiben.
Komplexe Risikostellen
Gute Fließ- und Benetzungseigenschaften bilden die Voraussetzungen, dass schwer zugängliche Regionen wie Fissuren, Approximalbereiche, entlang der Ränder von Brackets (Abb. 3) oder Zahnhälse versorgt werden können. Nach 60 Sekunden Wartezeit hat das Lacksys-tem abgebunden und Watterollen können entfernt werden. Danach nicht zu spülen kommt der Wirkung zugute. Die Patienten sollten nach Abschluss der Fluor Protector Behandlung 45 Minuten lang mit Zähneputzen oder Essen warten. Das Vermeiden dieser mechanischen Belastungen fördert die Haftung und Depotwirkung des Lacksystems. Patienten schätzen sehr, dass Fluor Protector nach dem Aushärten unsichtbar ist (Abb. 4).
Applikationsintervalle
Die Applikation des Lackes erfolgt normalerweise halbjährlich. Bei erhöhtem Kariesrisiko, vorhandenen Initialläsionen oder einer stärkeren Gefährdung durch Erosionen kann der Lack in kürzeren Abständen aufgetragen werden. So bewähren sich in sehr kritischen Phasen Sechs-Wochen-Intervalle.6, 10, 11
Gel für die Spezial-Zahnpflege
Neben Fluorid spielen zunehmend weitere Inhaltsstoffe eine Rolle, die bei der Rundum-Versorgung spezieller Risikogruppen oder im Rahmen präventiver bzw. minimalinvasiver Behandlungskonzepte einen maßgeblichen Beitrag leisten. Je nach den individuellen Bedürfnissen kann die professionelle Applikation eines Fluoridlackes durch die häusliche Anwendung eines Spezialpflege-Gels ergänzt werden. Andere Voraussetzungen lassen es sinnvoll erscheinen, Lack oder Gel unabhängig voneinander einzusetzen. Das neue Fluor Protector Gel von Ivoclar Vivadent bietet neben Fluorid auch Kalzium und Phosphat, um den Schutz vor Säureangriffen zu verstärken. Zudem hemmt enthaltenes Xylit das Wachstum von Bakterien, die Karies verursachen. Für eine milde Pflege der Gingiva sorgt das Pro-Vitamin D-Panthenol. Fluor Protector Gel empfiehlt sich für die tägliche Spezialpflege zum Schutz vor Karies und Erosionen. Das Gel ist besonders geeignet bei empfindlichen Zähnen, freiliegenden Zahnhälsen, bei säurehaltiger Ernährung, bei trockenem Mund, während der kieferorthopädischen Behandlung, nach der professionellen Zahnreinigung sowie im Rahmen einer Behandlung zum Aufhellen der Zähne.
Spezielle Bedürfnisse erfüllen
Das Gel ist nicht abrasiv und reinigt in Verbindung mit der Zahnbürste die Zähne besonders sanft und gründlich. Es zeichnet sich durch einen neutralen pH-Wert aus und schont damit empfindliche Zähne und/oder erosionsgeschädigte Zähne. Bei Patienten mit Mundtrockenheit reagieren Mukosa und Gingiva sehr sensibel auf äußere Reize – auch auf das Zähneputzen. Für sie eröffnet Fluor Protector Gel mit seinem pflegenden Pro-Vitamin und milden Geschmackskomponenten willkommene neue Möglichkeiten für die tägliche Zahnpflege. Die Anwendung erfolgt mit Zahnbürste (Abb. 5), Interdentalbürste (Abb. 6) oder Schiene. Aufgrund der Fluoridkonzentration von 1.450ppm eignet sich das Gel auch zur täglichen Anwendung. Die reduzierte Schaumbildung erleichtert das Verteilen und erhöht die Bereitschaft, direkt nach der Anwendung nicht zu spülen. So können die Inhaltsstoffe ihre Schutzwirkung effektiver entfalten. Aufgrund des Verzichts auf sehr intensiv oder scharf schmeckende Aromastoffe eignet sich das Gel besonders für Patienten mit empfindlicher Mundschleimhaut und Patienten, die generell mildere Produkte bevorzugen.
Grenzen des Fluorids
Mit fluoridhaltigen Präparaten lässt sich sehr viel erreichen. Allerdings ist auch bekannt, dass Fluorid an Grenzen stößt. Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn die Mundhöhle sehr stark mit kariogenen Keimen belastet ist. Diese bauen Kohlenhydrate zu Säure ab, und es kann zu einem wiederholten Abfall des pH-Wertes in Regionen kommen, in denen Fluorid seine Wirkung nicht entfalten kann. Um das Gleichgewicht in der Mundhöhle Richtung Remineralisation zu verschieben, muss die Keimzahl gesenkt werden, sodass Fluorid seine Wirkung entfalten kann. Dazu empfiehlt sich der professionelle Einsatz eines chlorhexidinhaltigen Präparates.
Chlorhexidinhaltiger Schutzlack
Bei Chlorhexidin handelt es sich um den heutigen Goldstandard der Antiplaque-Wirkstoffe (Kneist 2006). Zahlreiche Studienergebnisse der vergangenen Jahrzehnte beweisen das breite Wirkspektrum und die hohe Anwendungssicherheit. Ein chlorhexidinhaltiges Lacksystem, zum Beispiel Cervitec Plus von Ivoclar Vivadent, eröffnet die Möglichkeit, gefährdete Zahnoberflächen ganz gezielt zu versorgen8 (Abb. 7). Der Schutzlack basiert auf dem mit internationalen Studien dokumentierten und in der Praxis über Jahre erfolgreich angewendeten Vorgänger Cervitec.5,7,9,14 Er enthält 1% Chlorhexidin und 1% Thymol. Aufgrund der modifizierten Lackbasis benetzt Cervitec Plus die Zahnoberfläche noch besser und haftet fester. In komplexe Oberflächenstrukturen von Fissuren oder freiliegendem Dentin, die einem besonderen Kariesrisiko unterliegen, penetriert der Lack ein, was der Substantivität der Inhaltsstoffe zugutekommt. Das Applikationsprotokoll gleicht weitgehend dem des Fluoridlackes.
Kombination der Lacksysteme
Die Lacksysteme lassen sich auch kombiniert anwenden.3,4 So gibt es die Möglichkeit, Cervitec Plus und Fluor Protector in einer Sitzung nacheinander aufzutragen: Zuerst eine feine Schicht des Cervitec Plus applizieren und trocknen lassen. Danach eine ebenfalls dünne Schicht Fluor Protector darüberziehen und trocknen lassen. Eine andere erfolgreich erprobte Vorgehensweise besteht darin, die Lacke alternierend von Sitzung zu Sitzung aufzutragen.
Resümee
Der bedürfnisorientierte Einsatz von Lacksystemen mit Fluorid oder Chlorhexidin in der Praxis bietet die Möglichkeit eines effektiven Kariesschutzes. Die Anwendung darauf abgestimmter Präparate zu Hause ergänzt die professionelle Behandlung und kann deren Erfolg verstärken.7
Die Literaturliste zu diesem Beitrag finden Sie unter www.dentalzeitung.info