Prophylaxe 11.10.2023

Prophylaxekonzept in der PZR: Visualisiertes Biofilmmanagement



Prophylaxekonzept in der PZR: Visualisiertes Biofilmmanagement

Foto: Birgit Thiele-Scheipers

Effektives und effizientes Prophylaxekonzept in der PZR.

Individuelle Prophylaxekonzepte benötigen individuelle und für den Patienten und Behandler gut darstellbare Befundungen. Auf diese Weise können die Patienten Plaque- und Biofilmanlagerungen visualisieren und somit kann die PZR bis zu dreimal effektiver durchgeführt werden. Für den Behandlungserfolg und -verlauf sowie für die Dokumentation des individuellen Plaquebefundes ist eine erythrosin- und glutenfreie Lösung in unserer Praxis eine Maßnahme in der Individualprophylaxe und in unserem Prophylaxekonzept, die altersübergreifend sowohl bei der Kinder- als auch Erwachsenenbehandlung angewendet wird. Durch die eindrucksvolle Darstellung in zwei Farben und die gute Viskosität werden die Anlagerungen sowohl auf den glatten Flächen als auch in den Zwischenräumen, Grübchen oder Fissuren sehr gut sichtbar. Plaque, die älter als 24 Stunden ist, färbt sich blau/lila, neuere Anlagerungen rosa. Große Akzeptanz bei den Patienten erzielen sowohl die Flüssigkeit als auch die neuen vorgetränkten Pellets, die durch ihren neutralen Geschmack und die Eigenschaft, dass die Zusammensetzung glutenfrei ist, dafür sorgen, dass Mira-2-Ton selbst bei Allergikern zum Einsatz kommen kann.

Hilfestellung zur Befundaufnahme und Reinigung

Entstehende und aufgelagerte Beläge sind anfangs nicht immer sichtbar. Oberflächlich betrachtet sehen Zähne oft sauber aus und fühlen sich glatt an. Dieses Gefühl hatte auch die auf den Fotos dargestellte Patientin. Sie fand es beeindruckend, dass wir die Beläge durch Einfärben sichtbar machen konnten. Wir vermitteln unseren Patienten das Einfärben des Biofilms als notwendige Unterstützung für eine professionelle Befundaufnahme und nachhaltige Reinigung aller Zahnflächen. Die Plaqueeinfärbung und -kontrolle ist für unsere professionelle Tätigkeit eine der wichtigsten Grundlagen bei der PZR und in der Prophylaxe, um alle Beläge effektiv und effizient erkennen und entfernen zu können. Die Kommunikation mit dem Patienten ist an dieser Stelle sensibel anzusetzen. Kein Behandler sollte seine Patienten mit dem „Sichtbarmachen“ der Plaque bloßstellen oder kritisieren. Besonders im Umgang mit Teenagern und sensiblen Patienten ist es wichtig zu erklären, dass wir durch das Einfärben die Möglichkeit bekommen, zu visualisieren, wo schon gut gereinigt ist und wo wir dem Patienten noch Unterstützung und Aufklärung über den „richtigen“ individuellen Gebrauch und die Umsetzung der Mundhygienehilfsmittel anbieten können. Hierbei ist die Auswahl der individuellen Hilfsmittel wie Zahnbürste, Zahnpasta und Zwischenraumreinigungsmittel (Zahnseide, Pick, Bürstchen, Flossette o. Ä.) zu beachten.

Kommunikation und Motivationsverstärker

Lob und Anerkennung für die belagfreien Stellen im Mund verschaffen uns das Gehör des Patienten und dienen als Motivationsverstärker, auch alle anderen Stellen, soweit es dem Patienten möglich ist, durch häusliche Mitarbeit belagfrei oder -arm zu halten. Erst nach der positiven Darstellung der glatten, sauberen Stellen weisen wir auf die eingefärbten Stellen hin. Dadurch vermeiden wir, dass Kritik und Maßregeln stummes Schweigen und Desinteresse der Patienten hervorrufen.

Regelmäßige Recallintervalle

Die Befundaufnahme, die wir mittels des Screeningprogramms ParoStatus.de (Abb. 11) durchführen und dokumentieren, ermöglicht es uns, dem Patienten im Laufe der folgenden Behandlungstermine einen Vergleich darzustellen und ihn über das erstellte Risikoprofil in regelmäßigen Abständen wieder einzubestellen.Motivation, den Status des aktuellen Mundhygiene-Index zu verbessern und zu optimieren, zeigte die Patientin auf den Abbildungen. Sie hätte es ohne das Einfärben nicht für möglich gehalten, dass sich, trotz ihrer Bemühungen, die Mundhygiene so gut wie möglich umzusetzen, noch Biofilmablagerungen zeigen. Wir optimierten die Putztechnik und die Zwischenraumreinigung durch erneute Demonstration.

Befundevaluation

Die Befundevaluation ist ein wichtiger Schritt, um den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen beurteilen und ggf. weitere Interventionen planen zu können. Für die Motivation des Patienten, seine individuell angepasste MundhygienehilfsmittelInstruktionen gut umzusetzen zu können, ist die Dokumentation und Besprechung von Befunden unerlässlich. Hierbei erkennt der Patient, wo in der häuslichen Reinigung bereits gut gereinigt wird und/oder wo ggf. noch Verbesserung notwendig ist. Mit der Erhebung des Plaque-Index haben wir die Möglichkeit, unsere Patienten mit objektiven Messdaten eine Verbesserung oder auch eine Verschlechterung im weiteren Verlauf der PZR oder UPT zu veranschaulichen.

Entfernen von Einfärbungen/Tell-Show-Do-Prinzip

Bei allen Patienten demonstrieren wir in der Mundhygieneunterweisung (MHU) nach der Erhebung des Plaque-Index die Putztechnik sowie die Zwischenraumreinigung mit den individuellen Hilfsmitteln und lassen sie nachahmen, sodass die Patienten erkennen können, dass weiche Plaqueansammlungen durch die Anwendung der Zahnbürste und Zwischenraumreinigungsmittel gut entfernbar sind. Zahnsteinablagerungen lassen sich gut sichtbar maschinell (Ultraschall/Schall) entfernen, restliche Einfärbungen durch Pulverstrahl oder Politur.

Behandlungs- und Reinigungsmöglichkeiten

Alle harten und weichen Beläge sollten so schonend wie möglich entfernt werden. Jeder Behandler hat hier seine Vorlieben. Gearbeitet wird in der Regel mit Ultraschall- oder Schallinstrumenten, Airscaler und ergänzend mit Handinstrumenten wie Scalern und Küretten. Zur Politur von weichen Belägen kann eine Polierpaste mit einem RDA-Wert von ca. 36 (Mira-Clin-hap) mit kleinen Polieransätzen für ein Handstück verwendet werden. Zusätzlich sind Zahnseiden und Bürstchen (Spitzbürstenkit o. Ä.) für die Zwischenraumreiniging einzusetzen.

Take Home

Für die MH-Kontrolle nach dem Zähneputzen zu Hause können wir den Patienten Plaquetest-Tabletten und einen Mundspiegel mitgeben. Dies ermöglicht den Patienten eine Zwischenkontrolle ihrer Mundhygiene!

Fazit

Visualisierte Darstellungen ermöglichen uns als Behandler eine professionelle Befundung, Dokumentation von Befunden und detaillierte Arbeitsabläufe. Für den Patienten ergibt sich ein klares Bild, wo bereits gut geputzt und die Zwischenräume gut gereinigt wurden – und wo es noch Verbesserungs-bedarf gibt. Als Ausgangsbefundung ist das Einfärben der Zähne für jeden Behandler eine gute Basis für eine individuelle Kommunikation und Aufklärung mit dem Patienten. Patienten jeden Alters verstehen die Notwendigkeit des Biofilmeinfärbens durch Aufklärung des Fachpersonals als sehr positiv und nicht als befremdlich oder gar vorführend. So sollte diese Maßnahme in jedem Prophylaxekonzept ein wichtiger Bestandteil des Behandlungsablaufs sein.

Dieser Artikel ist unter dem Originaltitel „Visualisiertes Biofilmmanagement“ in der Dental Tribune Österreich 06/2023 erschienen.

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