Zahntechnik 30.08.2011
Die Zukunft der Zahntechnik
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Das zahntechnische Handwerk befindet sich im Umbruch. Der angekündigte Wandel im Berufsbild des Zahntechnikers und dessen Arbeitsplatzes hat bereits eingesetzt und wird sich nach der IDS mit den gewonnenen Erkenntnissen zunehmend vollziehen. Die Zukunft wird zeigen, wohin der Weg in der digitalen Zahnheilkunde geht.
Zwei Faktoren haben über Jahrzehnte die Entwicklung der Zahntechnik in Deutschland vorangetrieben. Auf der einen Seite die Dentalindustrie, die mit neuen Produkten den Fortschritt in der Zahntechnik hauptsächlich bestimmte, ja weitestgehend vorschrieb, was ein Labor für den Zahnarzt und seine Patienten zu leisten hatte, wollte es im Markt bestehen. Viele Neuerungen, die aus der Wettbewerbssituation heraus auf den Markt gedrängt wurden, stellten sich schnell als wenig zielführend heraus. Neues sollte den altbewährten Markt verändern, genannt seien hier die Vollkeramik und die Anfänge der handwerklich geprägten CAD/CAM-Lösungen. Mit ihrem Investitionsaufwand hinkten die Labore hinter den Erwartungen der Industrie her. Sie entschieden sich für kleine Lösungen, ohne den Vorteil einer Zusammenarbeit mit Fertigungszentren für CAD/CAM-Lösungen. Der Gewinn sollte im Labor bleiben und nicht fremd vergeben werden. Dies stellt für mich ein kurzfristiges Denken dar, ohne die Zukunft im Blickfeld zu haben. Der zweite Faktor war die Gesundheitspolitik, die den Laboren mit Festzuschüssen und BEL (Bundeseinheitliches Verzeichnis der abrechnungsfähigen zahntechnischen Leistungen) als Höchstpreisliste erhebliche Umsatzeinbußen bescherte. Es existiert daneben eine BEB (Bundeseinheitliche Benennungsliste zahntechnischer Leistungen) für die Privatversorgung, ein Leistungsangebot höchster Versorgungsqualität. Eine Preisdiskussion mit dem Kunden und Zahnarzt gab es über zwei Jahrzehnte nicht. Das Zahntechniker-Handwerk bestimmte mit seinen Angebotsstrukturen den deutschen Markt.
Umdenken gefordert
Seit wenigen Jahren gerät die geschlossene Welt der Zahntechnik in Unordnung. Neue Technologie-Verfahren und erprobte Materialklassen, welche mit großen Laborinvestitionen einhergehen, fordern ein Umdenken vom klassi- schen Zahntechniker als Handwerker hin zu einem Informatiker bzw. PC- Spezialisten. Heute kann man sagen, die Verfahren zur industrieähnlichen Fertigung von festsitzendem Zahnersatz sind qualitativ besser und wirtschaftlicher als traditionell handwerklich hergestellter Zahnersatz – in Preis und Qualität. Eine Fertigung in Fernost ist nicht mehr notwendig. Der Maschinenpreis zur Fertigung ist gleich (eine nach China zu exportierende Maschine kostet das Gleiche wie eine in Deutschland arbei- tende Maschine). Die Bedienung ist das Ausschlaggebende. Hier sehe ich in Deutschland einen Wettbewerbsvorteil. Allerdings muss die Ausbildung des Zahntechniker/-meisters den neuen Bedingungen angepasst werden. Erfolgreich sind im Moment einige Pioniere, die sich dieser Aufgabe gestellt haben. Die Prüfungsordnungen für Gesellen und Meister in diesem Handwerk berücksichtigen diese Forderungen nach neuen Technologien überhaupt nicht. Stattdessen herrschen hier noch alte verkrustete Innungshierarchien.
Die Zahntechniker und Labore stehen in der nahen Zukunft vor einer großen Herausforderung. Sie müssen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten für die neuen digitalen Fertigungsabläufe weiterentwickeln. Gleichzeitig müssen sie einen Weg finden, um mit diesen neuen digitalen Wegen in Partnerschaft mit den Zahnarztpraxen wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dazu braucht es neben technischem Wissen ebenso betriebswirtschaftliche und unternehmerische Qualitäten.