Branchenmeldungen 27.03.2024

6. Leitlinienkonferenz auf Schloss Ahrenthal



6. Leitlinienkonferenz auf Schloss Ahrenthal

Foto: DGZI

Bereits zum sechsten Mal wiederholte sich vom 28. Februar bis zum 1. März 2024 die Leitlinienkonferenz der DGI, welche auch in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft der DGZMK und AWMF stand. Ganz in der Nähe des Rheinufers zwischen Köln und Frankfurt trafen sich auf Schloss Ahrenthal – umgeben von Wald und Weinbergen – Vertreter der beteiligten wissenschaftlichen Fachgesellschaften, um aktuelle Behandlungsrichtlinien und Statements zu erarbeiten und zu diskutieren.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI), vertreten durch Dr. Lisa Jacobi-Gresser, Dr. Dr. Andreas Hentschel, ZTM Oliver Beckmann und Priv.-Doz. Dr. Stefan Röhling, war als stimmberechtigte Fachgesellschaft an der Erstellung der evidenzbasierten Leitlinien – die Kolleginnen und Kollegen in ganz Deutschland als Grundlage bzw. Korridor für ihre therapeutischen Entscheidungen verwenden können – aktiv beteiligt.

Expertise und Zusammenkunft

Regelmäßig kommen zu diesem Anlass national bekannte und anerkannte Experten aus Praxis und Klinik zusammen und diskutieren die wissenschaftliche Datenlage sowie klinische Konzepte zu ausgewählten Themen aus dem Bereich der zahnärztlichen Implantologie. Bereits 2010 fand die erste Leilinienkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) statt. Damals wurden drei und in den Folgenkonferenzen 2015, 2018, 2019 und 2021 weitere zwölf Leitlinien erstellt, welche die Basis von vielen klinischen Behandlungskonzepten geworden sind. Für die ausgewählten Autoren der Leitlinien beginnt bereits lange vor der eigentlichen Konferenz die Arbeit: Sie müssen zu den bestimmten Themen systematische Suchen der wissenschaftlichen Weltliteratur durchführen, um einen aktuellen Überblick über die evidenzbasierten Daten zu bekommen. In monatelanger Detailarbeit werden die passenden Informationen aus den relevanten wissenschaftlichen Arbeiten „extrahiert“ und anschließend statistisch ausgewertet. Die erhaltenen Ergebnisse müssen dann in einer Leitlinie zusammengefasst und bewertet werden. Im Rahmen der eigentlichen Leitlinienkonferenz werden konkrete Statements und Behandlungsrichtlinien in den jeweiligen Arbeitsgruppen erstellt und anschließend im Plenum mit allen Teilnehmern diskutiert. Durch dieses Vorgehen wird sichergestellt, dass bei der Erstellung der Leitlinien nicht persönliche Meinungen oder ausschließlich klinische Erfahrungen, sondern in erster Linie die aktuellen wissenschaftlichen Daten und der Konsens aller Teilnehmer ausschlaggebend sind. Dieses Vorgehen ist von entscheidender Wichtigkeit, denn die erarbeiteten Ergebnisse sind nicht nur für den klinischen Alltag, für Argumentationen mit Versicherungen oder für Fachgutachten wichtig, sie stellen auch die Basis für viele nationale Weiterbildungen und Curricula dar. Es bedeutet aber auch einen enormen zeitlichen Aufwand, der schon lange vor dem eigentlichen Termin investiert werden muss. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man vor allem den Autoren der Übersichtsartikel zu Beginn der Konferenz die bereits geleisteten Strapazen ansieht.

Wissenschaftlicher Austausch und Expertenpanel

Prof. Dr. Dr. Eik Schiegnitz, der aktuelle Leitlinienbeauftragte, eröffnete am Donnerstagmorgen die sechste Leitlinienkonferenz. Er dankte zunächst den Organisatoren und erläuterte den Teilnehmern den Ablauf der nächsten zwei Tage sowie das Ziel: konkrete praktische Behandlungsleitlinien und Statements für Zahnärztinnen und Zahnärzte, die auf den Ergebnissen der systematischen Übersichtsarbeiten und auf den Diskussionen im Plenum beruhen.

Bei der diesjährigen Konferenz wurden vier neue Leitlinien in folgenden Gruppen diskutiert:

Gruppe 1: Relevanz der Vitamin D Substitution auf den Kieferknochenstoffwechsel

Gruppe 2: Vollkeramische festsitzende implantatgetragene Restaurationen

Gruppe 3: Konventionelle und computergestützte Implantatinsertion

Gruppe 4: Implantatversorgung im fortgeschrittenen Lebensalter

Im Anschluss daran übernahm Dr. Cathleen Muche-Borowski, die gemeinsam mit Prof. Dr. Ina Kopp, der Leiterin der AWMF, die Leitlinienkonferenz betreut, das Mikrofon und erläuterte den Teilnehmern die Wichtigkeit der geltenden methodischen Standards und dass diese unbedingt eingehalten werden müssen.

Nach den einleitenden Vorträgen ging es mit der eigentlichen Arbeit der eingeladenen Teilnehmer der Konsensuskonferenz los: die Erarbeitung der Behandlungsrichtlinien bzw. der Statements. Zunächst wurden die ersten Formulierungen innerhalb der einzelnen Gruppen erarbeitet. Am nächsten Tag wurden die verfassten Leitlinien im Plenum vor allen Teilnehmern vorgestellt und anschließend abgestimmt bzw. diskutiert. Jede Fachgesellschaft hatte eine Stimme, wobei die erarbeiteten Statements von der Mehrheit der teilnehmenden Gesellschaften akzeptiert werden musste. War das nicht der Fall, so wurde an der Formulierung nachgebessert und anschließend erneut darüber abgestimmt, so lange bis mehrheitlicher Konsens erreicht wurde.

Nach der erfolgreichen Abstimmung aller vier Themen ging die Konferenz zu Ende. Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland können sich freuen: Die neu verfassten Leitlinien werden erneut einen „Korridor“ definieren, an dem wir unsere therapeutischen Entscheidungen bzw. Behandlungskonzepte auch zukünftig vorhersagbar und wissenschaftlich bzw. konsensfundiert orientieren können.

Die DGZI bedankt sich herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die sich für die DGZI im LL-Prozess engagiert haben:

Dr. Lisa Jacobi Gresser
Dr. Dr. Andreas Hentschel
Priv.-Doz. Dr. Stefan Röhling
ZTM Oliver Beckmann

Dieser Beitrag ist im IJ Implantologie Journal erschienen.

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