Branchenmeldungen 20.10.2022

„Als Chirurg denkt man immer biologisch“



„Als Chirurg denkt man immer biologisch“

Foto: Univ.-Prof. Dr. Bilal Al-Nawas

Als einer der Referenten des Blood Concentrate Day 2022 widmete sich Univ.-Prof. Dr. Bilal Al-Nawas, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und plastische Operationen, in seinem Beitrag der Sofortimplantation und den dabei zu beachtenden Faktoren. Im Kurzinterview geht der Mainzer Facharzt unter anderem auf den Zusammenhang von Sofortimplantation und Biologisierung ein.

Herr Prof. Dr. Al-Nawas, auf dem International Blood Concentrate Day im September haben Sie zum Thema „Sofortimplantation“ gesprochen. In welchem Zusammenhang stehen für Sie die Sofortimplantation und Biologisierung in der Zahnmedizin?

Biologisierung klingt so, als ob es auch eine unbiologische Zahnmedizin gäbe. Als Chirurg aber denkt man grundsätzlich und immer biologisch. Allein die Frage, welche Rolle das Implantatlager, die systemischen Aspekte des Patienten und auch die persönlichen Möglichkeiten und Präferenzen des Patienten spielen, sind etablierte, biologische Kriterien. Die Sofortimplantation hat eine Renaissance erfahren und bedarf bezüglich dieser Kriterien besondere Beachtung, da bei dieser Methode das Regenerationspotenzial des Körpers besonders gefragt ist.

Worin sehen Sie die klaren Vorteile der Sofortimplantation und welche Bedingungen müssen grundsätzlich immer erfüllt werden, um so erfolgreich wie möglich arbeiten zu können?

Sofortimplantation ist nicht nur komfortabel, sondern auch bezüglich der Weichgewebsarchitektur stabilisierend. Die Fehlermöglichkeiten sind hoch. Absolute Grenzen gibt es (leider) nicht mehr. Daher kann man schnell eine Situation und das eigene Können falsch einschätzen. Wichtige Faktoren, die es zu beachten gilt, sind Infektion, Phänotyp, Zahnposition und Restknochen, um hier nur einige wenige zu nennen.

Die Biologisierung in der Implantologie hat über die letzten Jahre durch Materialinnovationen an Fahrt aufgenommen. Dabei wird der Diskurs unter anderem von Schlagwörtern wie Vitamin D, Biomaterialien und Wundheilungsbeschleuniger bestimmt. Wie sehen Sie den derzeitigen Stand der Thematik?

Das Thema ist unendlich wichtig, aber sicher viel zu sehr von kurzfristigen finanziellen Interessen bestimmt. So erhärten sich die Daten bezüglich Vitamin D zunehmend. Der Effekt einer Substitution konnte hingegen nie belegt werden. Wir sind also weit davon entfernt, durch geschickte biologische Substitution von irgendwelchen Stoffen Heilung gezielt zu verbessern. Umso wichtiger sind Tagungen wie der Blood Concentrate Day, auf denen offen und ehrlich, transparent und kritisch diese Dinge beleuchtet werden.

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Praxis Wirtschaft erschienen.

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