Branchenmeldungen 02.09.2024
Arme Kinder haben schlechtere Zahngesundheit
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Eine britische Studie beschäftigte sich mit verschiedenen ethnischen Gruppen im Land und fand heraus, dass es große Unterschiede zwischen Herkunft und Zahngesundheit gibt. Laut Studie verdreifacht sich die Zahl der Zahnextraktionen bei Kindern in benachteiligten Gebieten.
Eine neue Studie, durchgeführt an der Londoner Queen Mary Universität, hat ergeben, dass Kinder in Randgruppen dreimal häufiger an schwerem Zahnverfall leiden als Altersgenossen in besser situierten Gebieten. Gleichzeit ist bei ihnen häufiger eine Extraktion unter Vollnarkose erforderlich.
Hintergrund der Studie
Die Zahnextraktion unter Vollnarkose („dental extraction under general anaesthetic“ kurz DGA) ist die schwerste und irreversibelste zahnärztliche Behandlung bei Karies im Kindesalter. Das Forschungsteam untersuchte Ungleichheiten bei DGA in einer ethnisch vielfältigen, benachteiligten Population im Schulalter.
Methodik und Vorgehen
Zur Erhebung dienten die Daten von 608.278 Kindern im Alter von 5 bis 16 Jahren in den Jahren 2017 bis 2022 aus verknüpften elektronischen Gesundheitsdatensätzen (EHR) des lokalen Krankenhauses und der Primärversorgung für eine Region in London. Als Variablen wurden in die Auswertung das Geburtsjahr und der Verwaltungsbezirk einbezogen. Die ethnische Zugehörigkeit wurde ebenfalls erfasst. Außerdem flossen in die Auswertung Daten zur Einkommensverteilung ein.
Ergebnisse
Insgesamt hatten 3.034 Kinder mindestens eine Zahnextraktion unter Vollnarkose, davon 5,5 Prozent mindestens zwei. Dies variierte nach lokaler Verwaltungsregion, ethnischer Herkunft und Benachteiligung auf Gebietsebene. Kinder, die in Gebieten mit dem niedrigsten sozioökonomischen Status lebten, hatten eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit für eine DGA als Kinder aus Gebieten mit einem besseren Status. Die DGA-Inzidenz nahm mit dem Alter zum Zeitpunkt des Eingriffs ab. Waren es 212,1 pro 100.000 Kinder bei den 5-Jährigen, sank die Quote auf 56,1 pro 100.000 Kinder bei den 16-Jährigen.
Ergebnisse nach ethnischer Gruppierung:
Kinder weißer irischer (Odds Ratio, kurz OR: 1,96; 95 %, Quote 1,17 bis 3,29), anderer asiatischer (1,23; 95 %, Quote 1,01 bis 1,50), bangladeschischer (1,49; 95 %, Quote 1,30 bis 1,70) und pakistanischer (1,41; 95 %, Quote 1,21 bis 1,65) Ethnien waren häufiger betroffen als Kinder chinesischer (0,48; 95 %, Quote 0,27 bis 0,86), weiß- und schwarzafrikanischer (0,59; 95 %, Quote 0,35 bis 0,98), anderer gemischter (0,69; 95 %, Quote 0,50 bis 0,95), indischer (0,65; 95 %, Quote 0,53 bis 0,81), schwarzafrikanischer (0,79; 95 %, Quote 0,66 bis 0,93) und anderer schwarzer (0,62; 95 %, Quote 0,48 bis 0,82) Ethnien.
Schlussfolgerung
Die Forscher gaben bekannt, dass die Ergebnisse „große sozioökonomische und ethnische Ungleichheiten bei schwerer Karies bei Kindern“ aufzeigen. Nicola Firman, Gesundheitsdatenwissenschaftlerin an der Queen Mary Universität und Hauptautorin der Studie, sagte hierzu: „Durch die Verknüpfung von Gesundheitsdaten aus verschiedenen Bereichen konnten wir Ungleichheiten im zahnmedizinischen Versorgungssystem deutlicher erkennen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein gerechter Zugang zu präventiven allgemeinen zahnärztlichen Leistungen und Maßnahmen, die auf die weiteren Determinanten der Zahngesundheit abzielen, dringend erforderlich sind.“
Diese gesundheitlichen Ungleichheiten sollten zukünftig durch entsprechende Aufklärungs- und Präventionsprogramme verbessert werden.
Zur Studie: https://doi.org/10.1136/bmjph-2023-000622
Quelle: dentistry.co.uk