Branchenmeldungen 03.06.2024
Branchentreff rückt die dentale digitale Zukunft in den Fokus
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Entscheidungsträger sowie Multiplikatoren aus Dentalindustrie und Fachhandel trafen sich anlässlich des BVD-Branchentreffs am 22. und 23. April in Stuttgart. Auch bei der diesjährigen Ausgabe standen der persönliche Austausch, nachhaltige Begegnungen und impulsgebende Vorträge im Fokus.
Der Blick in das Auditorium des diesjährigen BVD-Branchentreffs eröffnete eine Teilnehmerzahl der Superlative – rund 150 Gäste reisten nach Stuttgart, der Tagungssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Diese – verglichen mit dem Vorjahr – erneute Interessensteigerung erfreute Jochen G. Linneweh, Präsident des Bundesverband Dentalhandel e.V., ebenso wie die teilnehmenden Nicht-BVD-Mitglieder unter den Gästen. Diese waren der Einladung nach Stuttgart gerne gefolgt, um sich einen Eindruck über die aktuellen Verbandsaktivitäten und potenziellen Mehrwerte zu verschaffen. Schließlich sei in den letzten zwölf Monaten viel passiert, so Linneweh, angefangen beim neuen Messekonzept, dem Artikelpass, über die Modernisierung der DENTALZEITUNG bis hin zum Technikerausweis. Ein harmonischer Umgang miteinander und Respekt füreinander – darauf komme es innerhalb der Dentalfamilie an –, egal, ob Mitglied oder nicht.
Erfolgsstreben ohne Qualitätseinbußen als Maßgabe für alle Marktteilnehmer
Als Multiplikator und Indikator des BVD-Branchentreffs ist er zur festen Größe geworden und gab auch in diesem Jahr einen authentischen Einblick in aktuelle Themen: Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. In seinem Grußwort thematisierte er gegenwärtige Transformationsprozesse in der Zahnmedizin auf verschiedenen Ebenen, darunter die Amalgam-Debatte und die generelle Präventionspolitik. Mit dem Fazit „Wir sind genau richtig aufgestellt“ gab Benz Einblicke in eine seit 2009 fortlaufende Studie zur zahnärztlichen Versorgungslage. Es bräuchte weder mehr noch weniger Zahnärzte, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Positiv sprach er sich für die umfassende Präventionsorientierung aus – dies sei genau das, was die Patienten heute wünschen. Schlechter als geplant laufe es hingegen mit dem Gesetz für die ambulante Versorgung, so Benz. Auch hier gab er Einblicke in die derzeitigen Hürden und unterstrich, warum der „Hauszahnarzt“ die wichtigste Stellschraube für den Patienten ist und bleibe – MVZ-Diskurs hin oder her.
Nach Benz ergriff ein weiterer Branchenkenner das Wort: Klaus Bartsch in seiner Funktion als Vizepräsident des VDZI. Er nahm in seinem Grußwort das Schwerpunktthema KI zum Anlass, um über Ansätze der Umsetzung im ZahntechnikerHandwerk zu sprechen. Für Bartsch steht dabei fest, dass „digital“ nicht ohne „analog“ funktioniere. Zuerst einmal müsse die Zahntechnik händisch in größter Qualität erlernt und spezifiziert werden, bevor digitale Systeme überhaupt greifen können – wie in jedem Handwerk. Das Zahntechnik-Handwerk sei dabei der beste handwerkliche Beruf überhaupt, so Bartsch – ein leidenschaftliches Credo, was auch Linneweh als gelernter Zahntechniker mit ähnlicher Begeisterung unterstreichen kann.
Möglichkeiten von KI im zahnmedizinischen Kontext
Über KI im Gesundheitswesen sprachen nachfolgend Prof. Dr. Thomas Druyen (Soziologe und Professor an der psychologischen Fakultät der Siegmund Freud PrivatUniversität in Wien) sowie Dr. Rahild Neuburger (Leiterin der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der School of Management der Ludwig-Maximilians-Universität München). Die Conclusio: Künstliche Intelligenz sei kein Feind, sondern im besten Fall ein effizienter Freund – auch in allen Führungsfragen.
Die sich anschließende Podiumsdiskussion nahm diesen neuen Freund genauer unter die Lupe und betrachtete KI aus unterschiedlichen Perspektiven. Neben Druyen und Neuburger kamen Tobias Lehner (Dentsply Sirona) und Joachim Feldmer (Henry Schein) zu Wort. Die Moderation übernahm Jörg Linneweh (dental bauer). Die zentrale Fragestellung der Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit den durch die Politik geschaffenen Rahmenbedingungen, um KI in den Unternehmen erfolgreich zu nutzen. Wie genau dies aussehen kann, wurde anhand verschiedener Unternehmenseinblicke aufgezeigt. Die Schlussfolgerung dabei: Viele Unternehmen nutzen KI bereits und haben begonnen, diese Art von Technik in ihre Prozesse zu implementieren – im Rahmen ihrer jeweiligen rechtlichen Möglichkeiten.
Bedrohungslage durch Cyberangriffe ernst nehmen – BVD bietet Lösungen
Im zweiten Teil des Branchentreff-Montags referierte Dr. Alexander Schellong zum Thema Cybersicherheit. Diesen Ausführungen schloss sich ein Vortrag von Jochen G. Linneweh und BVD-Vizepräsident Stefan Heine an – die BVD-Branchenlösung für bestmögliche Cybersicherheit wurde präsentiert und anhand eines aktuellen Falls anschaulich beleuchtet. Gemeinsame Lösungen finden, auch in Krisensituationen, Zuverlässigkeit, ein aktives gelebtes Miteinander – dies sei in den gegenwärtigen Zeiten mit all ihren digitalen Herausforderungen erforderlich und erfolgstragend, so Linneweh.
Credo: One dental voice
Dass der BVD nicht nur Multiplikator auf Länderebene ist, sondern auch international von Bedeutung, wurde im Grußwort der ADDE (Association of Dental Dealers in Europe) deutlich. Dominique Deschietere (Generalsekretär) reiste aus Belgien an und berichtete den Gästen über die derzeitigen Aktivitäten des europäischen Dachverbandes. Rund 40 Jahre war Deschietere im dentalen Fachhandel tätig und hatte verschiedene Funktionen inne, daher wisse er nur zu gut, dass „one dental voice“ zähle. Je mehr Kraft der Dachverband habe, desto ernster werde er politisch genommen und in europäischen Angelegenheiten gewichtet. Dies beträfe aktuelle Debatten rund um Amalgam ebenso wie die jüngsten Themenbereiche Datenschutz/Datensicherheit und Digitalisierung. Viele der BVD-Mitglieder sind auch international tätig – der Wiedereintritt des BVD in die ADDE im Jahr 2023 freue ihn daher noch immer ganz besonders.
Nach diesen imposanten Worten fand der erste Tagungstag sportlichen Ausklang. Hierfür sorgte Alexander Wehrle (Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart), der einen Blick über den Tellerrand in eine ganz andere Branche – mit jedoch ähnlichen Herausforderungen – gab, gefolgt von einer abendlichen Stadionführung mit sich anschließender dort stattfindender Abendveranstaltung.
Einblicke in die BVD-Leistungsmerkmale an Tag zwei
Konkret wurde es am zweiten Veranstaltungstag: Der BVD stellte Ergebnisse der jüngsten Arbeitsgruppen vor und unterstrich die Relevanz für den Markt. Zielsetzung der aktuellen BVD-Projekte und Initiativen sei es laut Linneweh, den Nutzen für alle Mitglieder nochmals zu steigern und zukunftsfähig zu bleiben.
Zunächst hatte Fitim Mehmeti (Mitgründer und CSO der Timly Software AG) das Wort und stellte den digitalen BVD-Technikerausweis vor. Wie genau funktioniert dieser, welchen Mehrwert bietet der Pass und wie gestalten sich Schulung und Pflege der erworbenen Qualifikationen? Mehmeti bot Antworten auf all dies und zeigte den exemplarischen Workflow rund um das Neuprodukt auf. Dabei sei der BVD-Technikerausweis ein ideales Produkt zur Selbstdisziplin, was QM betrifft, so Jochen G. Linneweh, denn ab sofort obliege es den Teilnehmern, entsprechende Standards zu setzen und deren Umsetzung nachzuhalten. Dies sei ein Benefit für alle mit Blick auf eine bewertbare Qualität der Zusammenarbeit – vom Hersteller bis zum Zahnarzt.
Die Digitalisierung macht auch im Bereich Datenbanken nicht Halt, so ist es den Fachhändlern in den letzten Jahren gelungen, eine digitale Datenbank für Artikelstammdaten aufzubauen. Stefan Kreutzer (SPEIKO) stellte den Gästen das Projekt „Artikelpass“ vor und veranschaulichte die dahinterliegenden Prozesse. Die Vorteile der digitalen Stammdaten seien effiziente Abläufe, nur ein anzuliefernder Artikelstamm für alle Fachhändler, Transparenz und Schnelligkeit im Falle von Aktualisierungsbedarf. Zielsetzung in diesem Jahr ist es laut Kreutzer, das Produkt weiter zu kommunizieren und möglichst viele Interessenten zu generieren. Der digitale Artikelpass sei ein wichtiger Schritt einer zeitgemäßen Digitalisierung.
Es folgte der letzte Vortrag des Branchentreffs 2024: Führen mit Herz, Hirn und Humor – Wolfgang Walter Wulle sprach über Neuro-Leadership.
BVD-Branchentreff 2025 in Hamburg
Die Veranstaltung schloss am Dienstagmittag und hat seinen Gästen reichlich Input rund um die Themen KI und Cybersicherheit an die Hand gegeben. Jochen G. Linneweh bedankte sich in seinen Schlussworten für das Potenzial des diesjährigen Branchentreffs und gab sogleich auch einen Ausblick auf 2025: Der BVD-Branchentreff wird am 12. und 13. Mai in Hamburg stattfinden.
Dieser Artikel ist in der DENTALZEITUNG erschienen.