Branchenmeldungen 19.05.2011
Deutschland bildet besonders viele Mediziner aus
"Auch
beim Vergleich der Ärztedichte liegt Deutschland mit 3,6
praktizierenden Ärzten pro 1.000 Einwohner weit vorne", sagt Professor
Dieter Bitter-Suermann, Vorsitzender der Deutschen Hochschulmedizin.
"Der internationale Vergleich zeigt, dass die Ärztedichte weitgehend
unabhängig von der Zahl der Absolventen des Medizinstudiums in den
jeweiligen Staaten ist. So hat z. B. die Schweiz eine etwas höhere
Ärztedichte als Deutschland, obwohl im Verhältnis zur Bevölkerungszahl
dort nicht so viele Mediziner ausgebildet werden." Nach Angaben der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung werden
in der Schweiz ein Viertel weniger Ärzte pro 100.000 Einwohner
ausgebildet als in Deutschland.
Bessere Weiterbildung und weniger arztfremde Tätigkeiten
"Entscheidend für die Ärztedichte eines Landes sind die
Arbeitsbedingungen und Strukturen vor Ort, nicht die Präsenz einer
Medizinischen Fakultät und eines Universitätsklinikums in der Region",
sagt Bitter-Suermann. Dies belegt auch ein Vergleich des Statistischen
Bundesamtes hinsichtlich der Einwohnerzahl pro Vertragsarzt. So bildet
das Land Bremen gar keine Ärztinnen und Ärzte aus, hat aber die meisten
Vertragsärzte in der Bundesrepublik. "Der ärztliche Nachwuchs wird immer
mobiler. Lediglich die Hälfte der Absolventen arbeitet im Umkreis von
hundert Kilometern um den Studienort," gibt Bitter-Suermann zu bedenken.
Dies zeigt auch eine Untersuchung der Fachhochschule Münster.
"Wir dürfen uns nicht wundern, wenn ein Teil der Absolventen ihre
fachärztliche Weiterbildung nicht in Deutschland antritt. Der ärztliche
Nachwuchs stimmt heute mit den Füßen ab. Die Bürokratie mit den
arztfremden Tätigkeiten muss daher schnell abgebaut und die
Weiterbildung verbessert werden. Auch die Bedingungen des beruflichen
Umfeldes müssen familienfreundlicher für den langfristig auf über 60
Prozent steigenden Anteil von Ärztinnen gestalten werden. Die
medizinischen Fachberufe und die als Ärzte tätigen Mediziner müssen
ferner insgesamt besser zusammenwirken können. Dazu gehören die
tradierten Versorgungsstrukturen auf den Prüfstand. Auch die Grenzen
zwischen ambulanter und stationärer Versorgung müssen aufgebrochen
werden", fordert Bitter-Suermann. "Mit mehr Studienplätzen für Mediziner
würden lediglich die Kosten für die Universitäten erhöht, ohne dass
jedoch die Probleme der Versorgungsstrukturen gelöst werden."
Materialien zur Thematik sind unter http://www.mft-online.de/html/telegramm.htm abrufbar.