Branchenmeldungen 16.12.2013

Endodontie – Anspruch und Wirklichkeit



Endodontie – Anspruch und Wirklichkeit

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Jürgen Pischel spricht Klartext

Endodontie auf Kasse ist völlig unterbezahlt, aber bei ausreichender Bezahlung muss auch für bessere Qualität gesorgt werden“, lautet die richtige Schlussfolgerung des bekannten Endo-Experten Prof. Dr. G. Hülsmann von der Universität Göttingen, die im Übrigen auf viele andere zahnmedizinische Fachbereiche eins zu eins übertragen werden kann.

Die völlig ungenügende finanzielle Ausstattung einer endodontischen Behandlung auf Kasse führt in einen Circulus vitiosus mit Zwängen, die nur wenig erfreuliche Ergebnisse für alle Seiten bringen können. Der Patient meint, er sei ja versichert und der Zahnarzt müsste sein Bestes tun, wofür er als Versicherter nichts bezahlen müsste.

Bei den Kassenbeamten verbreitet man diese irrige Meinung auch noch, zum geltenden Tarif müsse – vor allem könne – der Zahnarzt auch State of the Art-Endodontie liefern, ohne sich selbst wirtschaftlich schwer zu belasten, wenn er an mehr als den einfachsten Behandlungsfall herangeht. Erschwerend kommt noch dazu, dass sich eine hochwertige Restauration des wurzelgefüllten Zahnes nicht nur finanziell verbietet, sondern mit einer ausladenden plastischen Füllung versorgt werden muss, deren Insuffizienz allein in der Kavitätengröße von vornherein schon begründet ist.

So lautet das schlimme Urteil des deutschen Professors für Deutschland: „Die Erfolgsquote der Wurzelbehandlung kann nach mehreren Studienergebnissen mit maximal 50 Prozent angenommen werden.“ Für Österreich liegen keine solchen Studien vor, aber die finanzielle Grundlage für Endodontie-Therapien auf Kasse ist noch viel schlechter als in Deutschland.

Handlungsbedarf – sicher ja! Nicht nur in den Praxen für Alternativbehandlungen nach Möglichkeit und Bereitschaft des Patienten, sondern vor allem für eine Revision des Kassenversorgungssystems in Österreich. Da gilt es aber nicht nur, in Vorwahlkämpfen Prospekte in Praxen mit der Forderung an die Gesundheitspolitik „Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert“ zu verbreiten, sondern man muss wirklich als Standesvertretung dafür sorgen wollen, dass sich etwas ändert. Derzeit besteht aber angesichts der politischen Verhältnisse wenig Hoffnung auf Revision dieser Tarifverhältnisse.

Hängt also alles am Behandler. Soll er, seiner besonderen ethischen Verpflichtung einer Patientenaufklärung folgend, den Patienten zu überzeugen suchen, dass „auf Kasse eben vieles nicht zu machen ist“, über die möglichen Behandlungsalternativen mit privater Zuzahlung aufklären und seinen Patienten die Chance zur besten Versorgung eröffnen? Was angesichts der Kassenversorgungs-Rechtslage gar nicht so einfach ist.

Endodontie ist Zahnerhaltung und sie hat es somit besonders verdient, in der Zahnheilkunde ernst genommen zu werden. Übrigens, von allen Seiten,

toi, toi, toi, Ihr J. Pischel

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