Branchenmeldungen 27.09.2012
Erwachsene putzen Zähne auf dem Niveau von Grundschülern
Zu einem strahlenden Lächeln gehören schöne Zähne – und dazu das tägliche Zähneputzen. Das scheint jedoch nicht so einfach wie gedacht: Eine aktuelle Studie von AXA in Zusammenarbeit mit der Universität Witten/Herdecke zeigt, dass die Deutschen durch mangelndes Know-how beim Zähneputzen unfreiwillig „Mut zur Lücke“ zeigen. Selbst wenn die Mehrheit der Deutschen mindestens zweimal täglich zur Zahnbürste greift, reinigt sich ein Großteil die Zähne schlichtweg falsch. Die Folgen können mitunter eine kostspielige Behandlung beim Zahnarzt nach sich ziehen.
Verkehrte Welt: Kinder putzen richtig, Erwachsene falsch
57 Prozent der Befragten putzen ihre Zähne in kreisenden Bewegungen, was
laut Prof. Dr. Stefan Zimmer, Inhaber des Lehrstuhls für Zahnerhaltung
an der Universität Witten/Herdecke und Erster Vorsitzender der „Aktion
zahnfreundlich“, die falsche Technik ist: „Eine kreisende Bewegung der
Zahnbürste kann das Zahnfleisch verletzen sowie Zahnbelag und Bakterien
unter den Zahnfleischrand schieben, wo Entzündungen entstehen können.
Außerdem reinigt sie nicht so gut. Die richtige Technik besteht in
fegenden und rüttelnden Bewegungen, die das Zahnfleisch schonen und
bakteriellen Zahnbelag optimal entfernen.“ Weniger als ein Drittel der
Befragten reinigt sich die Zähne demnach richtig (32 Prozent). Doch
warum putzen so viele Menschen falsch? „Die meisten putzen ihre Zähne
noch wie in jungen Jahren durch die Eltern oder im Kindergarten
gelernt“, weiß Prof. Dr. Zimmer: „Für Kinder bis zum Grundschulalter
sind kreisende Bewegungen durchaus die richtige, weil einfache Technik.
Für Erwachsene jedoch nicht. Der Zahnarzt kann die individuell beste
Putztechnik empfehlen.“
Keine Konzentration, keine Zeit, kein Geld
Auch wer die richtige Zahnputztechnik beherrscht, sollte sich während
des Zähneputzens konzentrieren. Während sich die Befragten über 50 Jahre
(78 Prozent) beim Zähneputzen mehrheitlich nur auf diese Tätigkeit
konzentrieren, lenken sich besonders die 14- bis 29-Jährigen häufig ab,
indem sie beispielsweise durch die Wohnung laufen (31 Prozent) oder an
den Tag bzw. die Arbeit denken (25 Prozent). Bei den männlichen
Befragten gehören auch das Grimassenschneiden (4 Prozent) und bei den
Frauen leichte Gymnastikübungen (4 Prozent) dazu.
Die Dauer des Putzens ist im Bundesdurchschnitt zu gering. Lediglich 40
Prozent aller Befragten nehmen sich für das Putzen ihrer Zähne drei
Minuten oder länger Zeit. Darüber hinaus nutzt auch nur etwas mehr als
die Hälfte der Befragten (59 Prozent) „Hilfsmittel“ wie Zahnseide oder
Interdentalbürsten für ihre Zahnpflege. Und nur eine Minderheit (11
Prozent) nutzt Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume mindestens
einmal täglich.
Die saubersten Ergebnisse erzielt eine professionelle Zahnreinigung.
Diese ist aber vielen Deutschen (44 Prozent) schlichtweg zu teuer. Die
Vernachlässigung der Zähne aus Kostengründen hält Prof. Dr. Zimmer
jedoch für sehr bedenklich: „Nicht nur die Zahngesundheit steht auf dem
Spiel. Füllungen, Kronen und Zahnersatz sowie umfangreiche Eingriffe wie
Wurzelbehandlungen sind meist teurer als die Vorsorge selbst.“
Erst ab dem neunten Lebensjahr sollten Kinder alleine putzen
Auch bei der Mundhygiene von Kindern gibt es Verbesserungsbedarf. Jedes
zweite Kind zwischen sechs und acht ist laut Studie für die eigene
Zahnpflege schon selbst verantwortlich. Prof. Dr. med. dent. Stefan
Zimmer rät jedoch grundsätzlich: „Eltern sollten bis zum neunten
Geburtstag des Kindes die Zähne nachputzen, auch wenn das Kind lieber
alleine putzen möchte. Besonders die gründliche Pflege am
Zahnfleischrand oder die Reinigung der Zahnzwischenräume kann in diesem
Alter schlichtweg noch nicht geleistet werden.“
Das Zahnputzverhalten von Kindern ist vom Engagement der Eltern
abhängig. Laut Studie reinigen Kinder ihre Zähne schon früh
selbstständig: Bereits Drei- bis Fünfjährige putzen die Zähne selbst.
Jedes zehnte Kind ist dann schon ganz alleine für seine Zahnpflege
verantwortlich (11 Prozent) – drei Viertel putzen ihre Zähne mit
Unterstützung durch Vor- oder Nachputzen eines Elternteils. Dabei liegt
die Handzahnbürste bei den Kleinsten (drei bis fünf Jahre) vorn (65
Prozent) – nur 15 Prozent nutzen eine elektrische Zahnbürste. Die sechs-
bis achtjährigen Kinder nutzen diese bereits doppelt so häufig (36
Prozent).
„Eltern sollten ihre Kinder am besten möglichst frühzeitig zum Zahnarzt
mitnehmen. Denn regelmäßige Kontrollen und Prophylaxe reduzieren Karies.
Schäden können frühzeitig erkannt und korrigiert werden“, so Prof. Dr.
Zimmer. Und doch kann es auch bei gewissenhafter Zahnpflege zu Löchern
oder Fehlstellungen kommen und die Behandlung durch Zahnarzt oder
Kieferorthopäden nötig werden. Laut Prof. Dr. Zimmer steigt die Anzahl
der kieferorthopädischen Behandlungen bei Kindern zurzeit sogar an.
Befragungsdetails:
Im Auftrag von AXA und der Universität Witten/Herdecke hat das
Marktforschungsinstitut forsa im März / April 2012 eine repräsentative
Online-Befragung unter 1.025 Personen zwischen 14 und 69 Jahren in
Deutschland durchgeführt.
Quelle: Universität Wittem/Herdecke