Branchenmeldungen 03.12.2024

Fit für die Zukunft: Fortbildung in der Parodontologie neu gedacht

Fit für die Zukunft: Fortbildung in der Parodontologie neu gedacht

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Der Konsensbericht des zweiten europäischen Workshops zur Ausbildung in der Parodontologie wurde kürzlich im Journal of Clinical Periodontology veröffentlicht. „Dieser Bericht wird entscheidend dazu beitragen, Inhalte, Lernergebnisse sowie Lehr- und Bewertungsmethoden zu prägen, die Universitäten weltweit übernehmen“, erklärte David Herrera, Vorsitzender des Perio-Workshops 2023. „Er wird maßgeblich beeinflussen, wie Parodontologie und Implantologie auf verschiedenen Ebenen gelehrt werden – von der Grundausbildung über die berufliche Weiterbildung bis hin zur spezialisierten Fachausbildung.“ Letztere sei insbesondere für die von der European Federation of Periodontology (EFP) akkreditierten Postgraduiertenprogramme von zentraler Bedeutung, die europaweit sowie im Nahen Osten und im asiatisch-pazifischen Raum angeboten werden.

Im Jahr 2023 versammelte der Workshop 70 führende Experten aus 22 Ländern in La Granja de San Ildefonso, Spanien, mit dem Ziel, neue Standards für die Aus- und Weiterbildung in der Parodontologie zu definieren.

Anpassung erforderlich

Die dynamischen Entwicklungen der letzten Jahre – von der Klassifizierung von Parodontal- und Periimplantaterkrankungen (2018) bis hin zu neuen Technologien und Methoden, die durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt wurden – machten eine Aktualisierung der bisherigen Leitlinien aus dem Jahr 2009 erforderlich. Neben EFP-Experten beteiligten sich auch Mitglieder der Association for Dental Education in Europe (ADEE). Die Teilnehmer arbeiteten in vier Gruppen, die sich auf unterschiedliche Bereiche konzentrierten: Grundausbildung, Facharztausbildung, berufliche Weiterbildung und moderne Lehrmethoden.

Im Bereich der Grundausbildung wurde ein überarbeiteter Satz an Lernergebnissen entwickelt, der sich am neuen Rahmenwerk der ADEE orientiert. Ziel ist es, den Fokus von traditionellen Kompetenzen hin zu ergebnisorientiertem Lernen zu verschieben. Auch die Facharztausbildung wurde aktualisiert, wobei die Erfahrungen aus den akkreditierten Master- und Ausbildungsprogrammen sowie Rückmeldungen von Absolventen und Programmdirektoren berücksichtigt wurden. Themen wie Lehrmethoden, Qualitätssicherung und innovative Ansätze standen im Mittelpunkt der Diskussionen.

Neuartige Ansätze für Fortbildung

Besondere Bedeutung kommt der kontinuierlichen beruflichen Weiterbildung zu, die Zahnmedizinern ermöglicht, ihre Fachkenntnisse zu erhalten, zu aktualisieren und zu erweitern. Der Bericht beleuchtet innovative Wege, wie Fortbildungen in der Parodontologie und Implantologie praxisnah und zukunftsorientiert gestaltet werden können.

Moderne Bildungstheorien betonen die Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen: Die Qualität des Unterrichts beeinflusst maßgeblich die Fähigkeit, neues Wissen zu verinnerlichen. Im digitalen Zeitalter hat sich das Lernverhalten, insbesondere bei der Generation Z, hin zu kurzen, prägnanten „Soundbite“-Formaten verändert. Dies erfordert eine Modernisierung traditioneller Lehrmethoden. Der Konsens hebt Blended Learning hervor – die Kombination aus Präsenz- und virtuellen Lernformaten. Dieser Ansatz verbindet die Vorteile beider Welten und wird den Anforderungen der Mundgesundheitsausbildung gerecht: kritisches Denken, die Anwendung theoretischer Grundlagen sowie die Entwicklung klinischer, sozialer und praktischer Fähigkeiten.

Balance zwischen etablierten Traditionen und modernen Techniken

Virtuelle Bildungsangebote bieten Flexibilität, Effizienz und Zugang zu einem breiteren Spektrum an Fachwissen, stellen jedoch auch Herausforderungen dar. Institutionen müssen Hindernisse abbauen und Lehrkräfte für innovative, studierendenzentrierte Ansätze schulen. Der persönliche Unterricht bleibt zentral, kann aber durch gemischte Lernmethoden sinnvoll ergänzt werden. Der Schlüssel liegt darin, ein Gleichgewicht zwischen bewährten Traditionen und modernen Technologien zu finden.

EFP-Präsident Prof. Moritz Kebschull unterstrich die Bedeutung beruflicher Weiterbildung als „dritte Säule“ zwischen Grund- und Fachausbildung. Diese Programme ermöglichen es Fachkräften, ihre Standards kontinuierlich zu verbessern und so die Patientenversorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten. Berufsbildungsprogramme, gefördert durch die Europäische Kommission, fördern berufliche Identität und Selbstbewusstsein. Der modulare Aufbau solcher Programme erlaubt den Erwerb einzelner Qualifikationseinheiten, die flexibel kombiniert und separat bewertet werden können. Interaktive Prozesse wie klinische Audits und Feedbackmechanismen gewährleisten zudem Praxisnähe und Effektivität.

„Der neue Konsensbericht zeigt eindrucksvoll das Engagement der EFP, die Ausbildung in der Parodontologie wegweisend zu gestalten und sicherzustellen, dass sie stets mit den neuesten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen Schritt hält“, resümierte Kebschull.

Dieser Beitrag ist in der Dental Tribune Österreich erschienen.

Quelle: EFP

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