Branchenmeldungen 31.01.2013
Fortbildung zur „Dysgnathie“ an der St. Lukas Klinik in Solingen
Ein harmonisches Gesicht erzeugt einen ersten positiven Eindruck beim Betrachter. Einige Gesichter wirken unharmonisch, was häufig auf Dysgnathien, also ausgeprägte Kieferfehlstellungen, zurückzuführen ist. Zusätzlich leiden Betroffene oft unter Rückenschmerzen und Beschwerden im Kiefergelenk. Das eigene, von ihnen selbst als unvorteilhaft empfundene Erscheinungsbild führt in vielen Fällen zu seelischen Beeinträchtigungen. Wird die harmonische Entwicklung des Gesichtes durch Wachstumsstörungen, Fehlbildungen, Verletzungen oder Zahnverlust gestört, kann es notwendig und sinnvoll sein, kieferorthopädisch und/oder chirurgisch einzugreifen. Die Normalisierung der Kieferverhältnisse ist die Voraussetzung dafür, Verbesserungen des Bisses, der Kaufunktion und nicht zuletzt der Ästhetik zu erreichen und ist das Ziel eines interdisziplinären Team, bei dem minimalinvasive Operationstechniken in jedem Bereich des Kiefers und des Gesichtsschädels eingesetzt werden können.
In der Arbeitsgemeinschaft zur interdisziplinären Behandlung von Dysgnathien an der Lukas Klinik Solingen arbeiten zusammen: Dr. Erich Theo Merholz, Dr. Martin Ellrichmann und Björn Tittel, MKG Chirurgen, Dr. Sartorius, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Dr. Anke Maas, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie und die Logopädie der St. Lukas Klinik.
Bei allen in Frage kommenden Patienten, wird eine gemeinsame Diagnostiksprechstunde durchgeführt, in der das weitere Vorgehen – ob konservative KFO, chirurgische Techniken oder eine Kombination von beiden sowie begleitende Therapien – gemeinsam abgestimmt und mit dem Patienten besprochen wird. Somit wird in der St. Lukas Klinik der interdisziplinäre Austausch gelebt.
Im September letzten Jahres fand in Hilden die Fortbildung „Dysgnathie“ der Mund-,Kiefer-,Gesichtschirurgie der St. Lukas Klinik Solingen statt. Eröffnet wurde das Event, welches sich in eine Veranstaltungsreihe im K-Plus-Forum einreiht, durch Dr. Erich Theo Merholz, Chefarzt der Abteilung Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Plastische Operationen der St. Lukas-Klinik.
Den ersten Vortrag mit dem Titel „Chirurgische versus konservative Gaumennahterweiterung“ hielt Dr. Martin Ellrichmann. Er gab einen Überblick über die chirurgischen Ansätze und die Vorgehensweise bei der Gaumennahterweiterung. Neben anderen Faktoren ist in Hinblick auf die hohe Dichte wichtiger anatomischer Strukturen und zahlreichen Gefäße des Kopfbereiches die präoperative Gerinnungsanalyse ein wichtiger vorbereitender Schritt. Werden alle Patienten systematisch einer Gerinnungsanalyse unterzogen, so liegt die Zahl der nachgewiesenen und davon zu einem hohen Teil nicht bekannten Gerinnungsstörungen bei ca. 20%.
Den zweiten Vortrag hielt Dr. Lars Michael Fuck über die „Kombinationstherapie“ und die „Dehnung mit diversen Apparaturen“ im Rahmen der konservativen/nicht-chirurgischen Gaumennahterweiterung. Hierbei zeigen sich immer wieder die Grenzen dieser Technik, indem eine unzureichende skeletale Abstützung der Apparatur zu bukkalen Kippungen der Zähne führt. Dagegen zeigen ossal fixierte Distraktoren gerade an den Wurzeln der sonst zur Fixierung der Apparatur benutzten Zähne wenig Knochenresorption.
Nach den Vorträgen entstand unter der Moderation von Björn Tittel ein reger interaktiver Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten. Diskutiert wurde dabei unter anderem der Einsatz von Piezo-chirurgischen Geräten und Techniken als Alternative oder Ergänzung zur oszillierenden Säge. Die Gefahr der Überhitzung in der Anwendung von Piezo-Chirurgiegeräten wurde dargestellt. Beim Einsatz einer Hyrax Dehnapparatur kann die Eingriffsdauer zur chirurgischen Gaumennahterweiterung mit ca. 60 Minuten bemessen werden und die Dehnung kann ab dem siebten Tag erfolgen.
Weiterhin wurde der Einsatz von Miniimplantaten, das optimale Eingriffsalter sowie das Höchstalter der behandelbaren Patienten mit dieser Technik diskutiert. Dr. Merholz konstatierte auf Nachfrage, dass der neu gebildete Knochen dem gewachsenen in seiner Dichte und Belastbarkeit gleichwertig sei. Am Ende der Veranstaltung stand eine Wissensüberprüfung aus den Inhalten der beiden Referate. Die 20 Teilnehmer erhielten vier Fortbildungspunkte durch die Zahnärztekammer Nordrhein.