Branchenmeldungen 13.10.2017
Geld allein reicht nicht: Was sich Fachkräfte auf dem Land wünschen
share
Dass der Ärztemangel auf dem Land nicht nur in Deutschland ein Problem ist, zeigt eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). Wichtigste Erkenntnis dabei: Mit Geld allein kriegt man Mediziner nicht in die Dörfer.
Für die Betrachtungen wurden ausgewählte OECD-Staaten (BIP/Kopf vergleichbar mit Deutschland) miteinander verglichen. Ausgangspunkt für die Auswertung war u.a. die aktuell vorherrschende Ärztedichte. Hier führt Österreich mit 5,2 Ärzten pro 1.000 Einwohner die Rangliste an, Deutschland findet sich mit 4,1 Ärzten pro 1.000 Einwohner im oberen Drittel wieder und Korea bildet mit 2,3 Ärzten pro 1.000 Einwohner das Schlusslicht.
Auch im Bereich der Facharztdichte ist Deutschland mit 2,4 Fachärzten pro 1.000 Einwohner auf Rang 4 gut aufgestellt. Auf dem ersten Platz befindet sich Italien mit 3,1 Fachärzten pro 1.000 Einwohner und auf dem letzten Platz Irland mit 1,4 Fachärzten pro 1.000 Einwohner.
Um die regionale Verteilung genauer unter die Lupe zu nehmen, wurde der Abstand zwischen den Regionen mit der höchsten Arztdichte und den Regionen mit der niedrigsten Arztdichte herangezogen. Davon ausgehend wurde der Interquartilsabstand als Vergleichswert genommen, da dieser aussagekräftiger ist. Ein niedriger Wert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die Arztdichte in den Regionen nicht so stark unterscheidet. Mit einem Interquartilsabstand von 0,57 liegt Deutschland über dem Durchschnitt und hat somit keine sehr große Variation zwischen ländlichen und urbanen Gebieten. Da in der Auswertung allerdings nur mit Zahlen gearbeitet werden konnte, die die Gesamtärzteschaft betreffen, können auf dieser Basis keine Aussagen zu der Verteilung einzelner Fachärzte getroffen werden.
Die Studienautorin Christine Arentz resümiert in ihrem Fazit, dass alle herangezogenen OECD-Länder regionale Unterschiede in der Arztdichte vorweisen. Zudem haben weder das Gesundheitssystem noch die Finanzierung der Ärzte in den einzelnen Ländern Einfluss auf die Verteilung der Ärzte. Um dem Fachkräftemangel in ländlichen Regionen zu begegnen, reichen demnach nicht nur finanzielle Anreize. Denn Ärzte legen vermehrt Wert auf eine gute Infrastruktur, die einhergeht mit attraktiven Freizeitmöglichkeiten sowie Betreuungsangeboten für den Nachwuchs, als auch Jobchancen für den Partner, da die Work-Life-Balance besonders bei der nachfolgende Ärztegeneration einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt. Außerdem ist es Ärzten wichtig, sich mit Kollegen auszutauschen und in einem Team zu arbeiten, was sich ebenfalls auf dem Land als schwierig erweist. Christine Arenzt sieht hier vermehrt die Chancen bei e-Health und der Bündelung von Kompetenzen in Arztzentren.
Die gesamte Analyse des WIP gibt es hier.
Quelle: Wissenschaftliches Institut der PKV