Branchenmeldungen 25.09.2012

GKV-Überschüsse: Mehr Qualität und Ruf nach Einzelverträgen



GKV-Überschüsse: Mehr Qualität und Ruf nach Einzelverträgen

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Nachdem auch im Jahr 2012 die Kassen bisher Überschüsse (1. Quartal) von 1,5 Mrd. Euro erwirtschaftet haben, liegen nun auf der hohen Kante der GKVen insgesamt fast 12 Milliarden Euro. Das macht begehrlich. Von Jürgen Pischel.

Auf der einen Seite will Bundesgesundheitsminister ­Daniel Bahr (FDP) unbedingt noch im Herbst die Praxisgebühr abschaffen, die Ärzte wollen 3,5 Mrd. Euro Honorarsteigerung und die Zahnärzte eine Ausweitung des Behandlungskataloges bei Kleinkindern, Behinderten und in der Parodontologie. Auf jeden Fall, so Minister Bahr, sollten die Überschüsse den Versicherten durch Leistungs­verbesserungen oder Prämienzahlungen zugute kommen. Es gebe auch keinen Grund, „bei notwendigen und überschaubaren Mehrausgaben bereits wieder eine defizitäre Finanzentwicklung an die Wand zu malen“.

Zahnarztausgaben stabil

Die Ausgaben für die zahnärztliche Versorgung und Zahnersatz sind im Vergleich zum 1. Quartal 2011 wieder nur äußerst moderat um 3 Prozent bzw. um 1,7 Prozent ge­stiegen, der Anteil an den Gesamtausgaben bleibt bei 5 Prozent für die zahnärztliche Versorgung (2,2 Mrd. Euro) und 2 Prozent für Zahnersatz (780 Mio. Euro).

Sachverständigengutachten

In seinem neuesten Gutachten beklagt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen die Altersentwicklung bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen (das Durchschnittsalter der aktiven Ärzte und Zahnärzte ist deutlich gestiegen) und weist auf die Probleme des sich abzeichnenden Fachkräftemangels hin. In seinem Forderungskatalog stehen obenan die Qualitätssicherung bei Ärzten und Zahnärzten und die Öffnung wie Umsetzung der Möglichkeiten der Krankenkassen, mit den Leistungserbringern Einzelverträge abschließen zu können.

Mit Blick auf die Ärzte heißt es zur vertragszahnärztlichen Versorgung:
„Vergleichbare  Qualitätssicherungsverfahren für die Zahnheil­kunde fehlen bislang und sollten ­gezielt entwickelt werden. Die Zahnärzte werden bisher nicht als Teil einer sektorenübergreifenden Versorgung betrachtet. Dementsprechend werden sie auch nicht in die sektoren­übergreifende Qualitätssicherung einbezogen.“ Wenn überhaupt, gebe es in der Qualitätssicherung nur Ansätze bei Zahnersatz: „Es fehlen Anreize und Verfahren zur vergleichenden Qualitätsmessung für gute Präventions­arbeit. Ein Ergebnisindikator wie die Anzahl der gesunden Zähne bräuchte einen klaren Populationsbezug. Dieser Indikator müsste vom Zahnarzt selbst erhoben und übermittelt werden, neben dem zusätzlichen Dokumentationsaufwand ist er damit auch manipulationsanfällig.“

KZBV-Position zur Qualität

Den Forderungen nach intensiven Verfahren der Qualitätssicherung müsse man sich stellen, so die KZBV-Spitze auf deren Vertreterversammlung, und der Vorstandschef Dr. J. Fedderwitz: „Reflexartige Ressentiments gegen neue Vorgaben helfen dem Berufsstand nicht“, Qualitätssicherung sei eine originäre Aufgabe des Berufsstands, er müsse selbst aktiv werden. Dies gelte auch für die „schwarzen Schafe“ unter den Zahnärzten. „Wir können es im Interesse der Patienten nicht tolerieren und für den Berufsstand nicht zulassen. Es kann nicht sein, dass schwarze Schafe den ge­samten Berufsstand diskreditieren“, so Fedderwitz. Hier müsse man mit ganzer Härte des Berufs- und Dis­ziplinarrechts eingreifen, wenn sich die Zahnärzteschaft als Anwalt ihrer Patienten verstehe.

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