Branchenmeldungen 05.04.2022
In Afrika hungern die Menschen, weil in der Ukraine Krieg ist
Zum Start seiner Awareness-Kampagne zum Thema Hunger weist das Berliner Hilfswerk ora Kinderhilfe auf die dramatischen Folgen des Ukraine-Kriegs für die Ernährungssituation der Menschen in Afrika und anderen Ländern des globalen Südens hin.
Die Ukraine und Russland sind die Kornkammern der Welt. Durch den menschenverachtenden Krieg, den Wladimir Putin im Februar 2022 gegen die Ukraine begonnen hat, sind nicht nur die Energiepreise weltweit gestiegen. Auch Getreide wird knapp, die Preise schießen in die Höhe. 2020 lag der Preis für die Tonne Weizen unter 200 Euro. Heute liegt er um die 400-Euro-Marke.
„Wir alle spüren diesen Preisanstieg“, sagt ora-Geschäftsführerin Carmen Schöngraf, „aber während bei uns nur der Brotpreis steigt und die Leute Mehl hamstern, hungern die Menschen in Afrika, weil sie sich Mehl und Brot nicht mehr leisten können.“
Russland und die Ukraine produzieren fast ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens. Russland hat den Weizenexport gestoppt. Die Lieferungen aus der Ukraine könnten ganz ausfallen. Die ukrainischen Bauern kämpfen im Krieg und es ist fraglich, ob die nächste Ernte und die nächste Aussaat stattfinden können. Dazu behindert der Krieg zahlreiche Transportwege. Im Land sind die Straßen zerbombt oder liegen unter Feuer. Der Schiffsverkehr im Schwarzen Meer, über den die Hälfte des Weizens der Ukraine exportiert wird, ist eingestellt worden. Schließlich sind auch die Düngemittel knapp geworden, denn das teuer gewordene Gas ist ein unverzichtbarer Rohstoff bei der Düngemittelproduktion.
All das treibt die Inflation in die Höhe und die Lebensmittelpreise steigen. „Wir in Deutschland und Europa verkraften das“, so Carmen Schöngraf, „denn bei uns geben die meisten Haushalte nur 14 oder 15 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus. In Afrika allerdings liegt diese Quote bei 80 Prozent. Jede Verteuerung führt zu einer existenziellen Bedrohung.“ Diese Bedrohung wird umso größer, je höher der Anteil des importierten Weizens ist, erläutert die ora-Geschäftsführerin: „ora Kinderhilfe arbeitet zum Beispiel in Kenia. Dort werden 80 Prozent des Weizens importiert. Die Preise für Brot explodieren regelrecht und die Menschen haben nur eine Möglichkeit, darauf zu reagieren: weniger essen.“
Dabei ist die Situation auf dem Lebensmittelmarkt bereits extrem angespannt. Die Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten und Ernteausfälle in Folge der Klimakrise haben dazu geführt, dass die Zahl der Hungernden weltweit auf 811 Millionen Menschen gestiegen ist. Durch den Ukraine-Krieg wird sie weiter steigen. „Dagegen müssen wir etwas tun“, fordert Schöngraf. „ora Kinderhilfe unterstützt die Ukraine, indem sie Flüchtlingshilfe leistet. In Afrika investieren wir in die ländliche Entwicklung und in verbesserte Landwirtschaft. Aber wir brauchen auch schnelle Hilfe zum Beispiel durch Importe aus Ländern wie Australien oder Argentinien. Und schließlich können wir alle helfen, indem wir zum Beispiel weniger Fleisch essen. In Deutschland werden jedes Jahr 43 Millionen Tonnen Getreide geerntet, aber nur 8,6 Millionen Tonnen davon essen wir. Der weitaus größte Teil wird für die Fleischproduktion verfüttert.“
Quelle: ora Kinderhilfe