Branchenmeldungen 27.03.2025

Interdisziplinäre Impulse auf der IDS 2025

GODENTIS – Am Mittwoch, den 26. März 2025, fand im Hotel Radisson BLU Köln Messe/Deutz die Interdisziplinäre Fachtagung für Praxisteams statt. Diese Veranstaltung, die im Kontext der Internationalen Dental-Schau (IDS) durchgeführt wurde, bot eine exzellente Gelegenheit zum interdisziplinären Austausch und zur vertieften fachlichen Weiterbildung.

Interdisziplinäre Impulse auf der IDS 2025

Foto: OEMUS MEDIA AG

Organisiert wurde das Event von der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker:innen (DGDH), der intHERCon, dem Aktionsbündnis gesundes Implantat, den miCura Pflegediensten & DKV Residenzen sowie goDentis.

Es müssen individuelle Ziele formuliert werden, die für einzelne Patienten erreichbar sind (Hellwig, Klimek, Schäfer & Attin): Der bekannte Leitsatz „Der Dreck muss weg, aber schonend“, fasst die Grundsätze des modernen Biofilmmanagements zusammen und stellt einen wesentlichen Pfeiler der Karies- sowie der Parodontitistherapie und -prävention dar. Die Krankheiten, die wir in der Zahnmedizin behandeln sind allerdings so komplex, dass unsere Präventions- und Therapiekonzepte um weitere, vornehmlich patientenorientierte, Aspekte ergänzt werden müssen. Herausforderungen, die sich aus einer alternden Gesellschaft mit einer größeren Zahl von Grunderkrankungen ergeben, muss genau so begegnet werden, wie der Tatsache, dass Menschen im fortgeschrittenen Alter einen höheren Unterstützungsbedarf haben. Moderne prothetische Konzepte umfassen selbstverständlich implantatgestützte Versorgungen – Langzeitkomplikationen wie einer Periimplantitis gilt es vorzubeugen. Therapeutisch sind wir in allen Bereichen von dem Verhalten unserer Patientinnen und Patienten, ihrer Mitarbeit und den sie umgebenden Co-Faktoren abhängig – Verhaltensmodifi kation wird Teil unserer Behandlungskonzepte. Verhaltensmodifikation funktioniert nicht nach dem An-/Aus- Prinzip, sondern über viele Zwischenschritte. Dies muss die Praxis-Patientenbeziehung aushalten – der Weg, über risikominimierende Zwischenschritte, ist unser Ziel. Diese Ziele erreicht Zahnmedizin nur im Team, also dem Austausch mit ärztlichen Kollegen, vor allem aber durch gut qualifiziertes Fachpersonal in unseren Praxen und Senioreneinrichtungen. All diesen spannenden Themen, widmet sich der aktuelle Zusammenschluss aus unterschiedlichen Playern im Dental- und Gesundheitsmarkt. Jeder bringt seine Expertise ein und verknüpft sie mit den Kenntnissen der anderen – zum Wohle unserer Patienten und deren Gesundheitsversorgung.

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Dr. Björn Eggert: Angesichts der immer komplexer werdenden Fragestellungen, mit denen uns unsere Patientinnen und Patienten konfrontieren, müssen wir offen für neue Konzepte sein. Im Zielbild soll die optimale Patientenversorgung stehen, der Weg dorthin muss sich aber an den patientenindividuellen Realitäten ausrichten.

Mit einer weltweit hohen Prävalenz oraler Erkrankungen, wie Karies und Parodontitis, sind deren Therapie und Prävention als Kernherausforderungen für die zahnmedizinische Versorgung anzusehen. Hierbei müssen verschiedene Lebensstilfaktoren, insbesondere zugrunde liegende schädigende Verhaltensweisen, fallorientiert berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist weiterhin das Rauchen ein bedeutender Risikofaktor. Die Vielzahl unterschiedlicher Produkte mit/ohne Tabakverbrennung machen eine zeitgemäße Risikobewertung notwendig. Im Weiteren müssen individuelle/patientenorientierte Lösungen auf dem Weg zum Rauchstopp adressiert werden. Daneben ist ein ungesundes Ernährungsverhalten, insbesondere ein hoher Zuckerkonsum, von Bedeutung und sollte im Rahmen der Patientenbetreuung berücksichtigt werden. Hierbei kann neben einer bewussten und gesundheitsbezogenen Ernährung eine ergänzende Supplementierung von Vitaminen, Mineralien oder ähnlichem helfen, entzündungshemmende Effekte zu erzielen. Die zahnärztliche Praxis/das zahnmedizinische Team nimmt im Rahmen einer patientenorientierten Präventionsmedizin in der Kontrolle und/oder Reduktion schädigender Verhaltensweisen eine bedeutende Rolle bei der Aufklärung und Patientenführung ein.

Die Mundgesundheit von betreuten Menschen in der häuslichen sowie stationären Pflege zeigt erhebliche Defizite auf. Die Ursachen für diesen Umstand sind komplex und daher sollte hier von verschiedenen Seiten entgegengewirkt werden. Zum einen bedarf es einer risiko- und bedarfsgerechten zahnmedizinischen Betreuung unter besonderer Berücksichtigung von zielgerichteten Präventionsmaßnahmen. Im Weiteren müssen neben den zu betreuenden Patienten die Angehörigen und/oder das anvertraute Pflegepersonal über Erkrankungen der Mundhöhle, Versorgungsarten und (persönlichen) Präventionsmaßnahmen aufgeklärt und geschult werden. Die Grundlage hierfür ist die Zugänglichkeit für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen zahnmedizinischem und pflegerischem Team. Die heutige Zeit macht es erforderlich, Konzepte für eine bessere Umsetzung und Sicherstellung mundgesunder Verhältnisse zu schaffen und umzusetzen – hierfür sind entsprechende Anreize notwendig.

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Marco Wittebrock: Im Bereich der Mund- und Zahlpflege stehen große pflegerische Veränderungen an. Ein besonderer Grund, weshalb diese Leistung kein Nebenprodukt einer ganzheitlichen, pflegerischen Versorgung sein darf! Ein interdisziplinärer Zusammenschluss ist zwingend erforderlich, um auch zukünftig bei Menschen mit Pflege- bzw. Versorgungsbedarf eine fachgerechte und professionelle pflegerische sowie präventive Mund- und Zahnversorgung sicherstellen zu können!

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Sylvia Fresmann: In Deutschland leben derzeit ca. 5 Mio. Menschen mit einem Pflegegrad in den eigenen 4 Wänden oder in Senioreneinrichtungen. Diese Patienten haben heutzutage mehr eigene Zähne, Implantate und hochwertige prothetische Versorgungen als je zuvor – denn: unsere jahrelange präventive Betreuung hat geholfen, viele Zähne und Implantate zu erhalten! Daraus ergeben sich jedoch neue Herausforderungen für die Patienten - Dentalhygieniker*innen können hier DIE wertvolle fachkundige Ressource sein, der es gelingen kann, hier eine interdisziplinäre Brücke zur Pflege zu schlagen und somit das aktive Bindeglied zwischen den Professionen bilden kann, an der es bislang fehlt. Wir sind gut ausgebildet und können in diesem Umfeld mit den Pfl egefachkräften zusammenarbeiten und die Prävention bei den Senioren wieder in den Fokus rücken – für mehr Mundgesundheit und Lebensqualität! Anpassungen der bestehenden Konzepte sind notwendig sowie eine rechtlich sichere Klarstellung des Einsatzrahmens der Dentalhygieniker*in im Zahnheilkundegesetz.

Periimplantäre Erkrankungen, wie die periimplantäre Mukositis und Periimplantitis, zeigen weiterhin eine hohe Prävalenz. Vor dem Hintergrund der europäischen S3-Leitlinie „Prevention and treatment of peri-implant diseases“ bleibt eine verstärkte präventions- und patientenorientierte Betreuung sowohl vor, während, als auch nach der Implantation zwingend notwendig. Ein strukturiertes, präventionsorientiertes Vorgehen beginnt bereits mit der partizipativen Planungsphase, der Schaffung mundgesunder Verhältnisse, sowie der Anamnese und Patientenberatung zu sämtlichen Risikofaktoren. Die Notwendigkeit von Verhaltensänderungen, einer motivierten häuslichen Mund-, Zahn- und Implantatpfl ege sowie die Frequenz und die Kosten der regelmäßigen professionellen Prophylaxe sind heute unbedingt schon vor der Implantation gegenüber den Patienten zu kommunizieren. Nach der chirurgischen Behandlung und implantatprothetischen Versorgung ist das Prophylaxe-Recall bei fort- und weitergebildeten Fachkräften (z. B. ZMPs, ZMFs und/oder DHs) zu terminieren und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen durchzuführen, um stabile, mundgesunde Verhältnisse zu erhalten und die langfristige Implantatgesundheit zu gewährleisten.

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Jan-Philipp Schmidt: Für die bestmögliche Schulung des zahnmedizinischen Fachpersonals hat das Aktionsbündnis gesundes Implantat gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat die Qualifi kationen ImplantatPflegeAssistent:in (IPA) und ImplantatPflegeSpezialist:in (IPS) entwickelt. Ziel der Kurse ist es, das theoretische Wissen zur Reinigung von Implantaten zu vermitteln sowie – in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen – auch die manuellen Fähigkeiten zu schulen. Implantate brauchen Pflege.

Bei Diagnosestellung und Therapieplanung nehmen, vornehmlich mit zunehmendem Alter, verschiedene patientenbezogene, anamnestischen (Risiko-)Faktoren einen zunehmenden Stellenwert ein und müssen fallorientiert berücksichtigt werden. Hierbei muss ein potentielles Komplikations- und/oder Erkrankungsrisiko anhand vorliegender Allgemeinerkrankungen (z.B. Endokarditisrisiko, Diabetes mellitus) und begleitender Medikamenteneinnahme als auch Lebensgewohnheiten (z.B. Rauchen, Ernährung) erkannt und nachfolgend berücksichtigt werden. Grundlage hier ist eine ausführliche und rekurrierende Anamneseerhebung. Die Detektion, Bewertung und Interpretation anamnestischer Auffälligkeiten ist hierbei eine schwierige und komplexe Herausforderung für das gesamte Praxisteam. Moderne und zeitgemäße digitale Software-Lösungen können dabei helfen in diesem wichtigen Prozess eine gesteigerte Sicherheit, Effektivität und Effizienz zu erzielen.

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Prof. Dr. Dirk Ziebolz: Die zielgerichtete Berücksichtigung von anamnestischen Faktoren ist elementar für eine sichere, effektive und effi ziente Patientenbetreuung. Es ist nicht ausreichend, einfach nur eine Anamnese zu erheben und diese in der Patientenkartei abzulegen. Die Vielfalt an Risikofaktoren bedarf eines klaren Plans für deren Berücksichtigung für den individuellen Patientenfall. Dabei muss die Zahnmedizin bereit sein, auch mit modernen digitalen Lösungen den nächsten Schritt für eine patientenzentrierte Versorgung zu gehen.

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