Branchenmeldungen 04.03.2020

Mundschutz-Knappheit: Zahnärztliche Versorgung in Gefahr?

Großbritannien meldete bereits vor Wochen Engpässe bei der Auslieferung von Mundschutz und extreme Preisanstiege. Ähnliches zeichnet sich nun auch hierzulande ab, wie Praxen in den sozialen Netzwerken und Dental Depots berichten.

Große Unternehmen, wie Euronda, dental bauer oder GERL.DENTAL, informieren bereits auf ihren Websites über die Versorgungslage mit Mundschutz und weisen darauf hin, dass die Auswirkungen des Coronavirus immer stärker zu spüren seien. Grund: Die Gesichtsmasken stammen hauptsächlich aus China – der Export wurde jedoch gestoppt.

Das Aussetzen des Exports kombiniert mit der gestiegenen Nachfrage ist nun auch vermehrt in Praxen spürbar. In verschiedenen Facebookgruppen berichtet zahnmedizinisches Personal über die Verknappung ihrer Mundschutzvorräte.

Starke Nachfrage nach Atemmasken

Die Furcht vor dem neuartigen Coronavirus sorgt für einen Ansturm auf Schutzmasken in Apotheken. „Atemmasken werden derzeit verstärkt nachgefragt“, sagte ein Sprecher des Apothekerverbands ABDA am Mittwoch in Berlin. Das sei schon seit Tagen zu beobachten.

Für die Menschen in Deutschland sei es aber nicht nötig, im Alltag Atemmasken zu tragen, betonte die Apothekervereinigung. Ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, wie ihn Ärzte bei medizinischen Eingriffen nutzen, schütze nicht zuverlässig vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus Sars-CoV-2. „Sie sind dafür konzipiert, die Umwelt vor einem infizierten Träger zu schützen.“ Atemschutzmasken mit eingebautem Filter seien wirksamer, aber für medizinisches Personal gedacht und unangenehm zu tragen. „Sie sind für den Alltag nicht zu empfehlen.“

Wer sich vor Infektionen mit Atemwegserkrankungen schützen wolle, solle auf Handhygiene achten, also häufig und gründlich die Hände waschen, teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mit. Auch gelte es, einen „Höflichkeitsabstand“ zu anderen Menschen im öffentlichen Raum einhalten.

Von einer starken Nachfrage nach Atemmasken hatte zuletzt auch der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO) berichtet. Es gebe „erhebliche und umfängliche Lieferengpässe“, hatte Geschäftsführer Thomas Porstner gesagt.

Wucherpreise für Mundschutzmasken

Die hohe Nachfrage nach Mundschutz- oder OP-Masken zum vermeintlichen Schutz vor dem Coronavirus führt vereinzelt zu extremen Preissprüngen. So bot zum Beispiel ein Händler bei Amazon eine Box mit 50 Gesichtsmasken „mit elastischen Ohrschlaufen weiß 3-lagig“ des Herstellers SF am Mittwoch für 79,90 Euro an. Versandapotheken hatten das gleiche Produkt vor kurzem noch für 3,95 Euro im Angebot gehabt – jetzt ist es ausverkauft.

Dem US-Internetmagazin „Wired“ zufolge hat Amazon einige überteuerte Angebote bereits von seinen Seiten entfernt und Händler gewarnt, keine unangemessenen Preise zu fordern. Ein Amazon-Sprecher sagte in München, Verkäufer setzten ihre Preise selbst fest, aber bei Verstößen gegen die Richtlinien werde Amazon Maßnahmen ergreifen. Ein SF-Mitarbeiter in Berlin sagte auf Anfrage, wegen der hohen Nachfrage habe es Preiserhöhungen gegeben, aber die Masken seien derzeit nicht mehr lieferbar. Das nutzten einige wohl spekulativ aus.

Desinfektionsmittelhersteller erhöhen Produktion

Wegen der Ausweitung des neuartigen Coronavirus fahren Hygiene- und Medizinartikelhersteller Sonderschichten. „Die Nachfrage nach Masken oder Desinfektionsprodukten ist in den vergangenen Wochen gestiegen“, sagte Philipp Hellmich, Sprecher des Medizinartikelherstellers Paul Hartmann mit Sitz in Heidenheim. Das Hartmann-Tochterunternehmen Bode Chemie in Hamburg produziert das Desinfektionsmittel Sterillium, das in Krankenhäusern und Arztpraxen zur Desinfektion der Hände zum Einsatz kommt. Bei Bode werde nun auch am Wochenende gearbeitet.

Für die gestiegene Nachfrage reicht das jedoch nicht. „Wir haben bei ausgewählten Produkten wie den Masken frühzeitig entschieden, dass die Verteilung manuell erfolgt“, sagte Hellmich. „Das heißt, dass wir je nach Anforderung und Anfrage entsprechende Produkte einzeln den Bedarfen unserer Kunden - unter anderem aus dem klinischen und ambulanten Bereich - sowie akuten Notfällen zuordnen.“

Beim Hersteller von Sagrotan, der RB Hygiene Home Deutschland GmbH mit Sitz in Heidelberg, spricht man von einer „exponentiellen Zunahme“ der Nachfrage nach Desinfektionsmitteln. „Wir arbeiten unermüdlich daran, die Marktnachfrage zu erfüllen“, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Lieferkette sei auf den steigenden Bedarf ausgerichtet. „Wir versuchen, trotz eventuell möglicher Einschränkungen, alle unsere Kunden, Verbraucher und Patienten bestmöglich zu bedienen“, hieß es.

Quelle: dpa

Foto Teaserbild: Belkin & Co – stock.adobe.com

Mehr News aus Branchenmeldungen

ePaper