Branchenmeldungen 06.05.2020
Offener Brief des DZOI-Präsidenten Dr. Engels an Jens Spahn
In einem offenen Brief wendet sich Dipl. Ing. Dr. med. dent. Helmut B. Engels, Präsident des DZOI, an Gesundheitsminister Jens Spahn und kritisiert dessen Umgang mit der deutschen Zahnärzteschaft hinsichtlich der Verteilung von angemessener Schutzkleidung.
Herr Spahn, warum missachten Sie die Würde einer gesamten Berufsgruppe? Bundestagspräsident und CDU-Mitglied Dr. Wolfgang Schäuble sagte am 26.4.20 in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“: „Aber wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig. Grundrechte beschränken sich gegenseitig. Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gibt, dann ist das die Würde des Menschen. Die ist unantastbar.“
Ihre zahlreichen Versprechungen, dass (Zahn-)Ärzte Mund- und Nasenschutz (mindestens FFP 2 bzw. FFP 3) und auch Schutzbekleidungen von den entsprechenden Organisationen Ihrer Regierung kostenlos erhalten sollen, sind bisher nur heiße Luft. Ich spreche vom Zahnärztestand und seinen Mitarbeitern. Auch das sind Menschen mit dem Recht auf Würde und körperliche Unversehrtheit. Warum haben Sie diese Berufsgruppe ausgespart?
In diesem Bereich arbeiten bundesweit ca. 300.000 Zahnärzte und Zahnärztinnen sowie deren fachmedizinisches Personal in sehr naher Umgebung mit eventuell infizierten Patientinnen und Patienten. Dies bedeutet stark erhöhte Infektionsgefahr, die letztlich durch Behandlungen ohne Schutzmaterial zu einer Unterversorgung der zahnmedizinischen Heilkunde führen kann. Dies wollten Sie doch vermeiden. Aufgrund der sozialen Verpflichtung, die Zahn- und Mundgesundheit der Bevölkerung zu pflegen und zu erhalten, sind die zahnärztlichen Praxen in Deutschland gezwungen, ihren Beruf trotz der Corona-Krise auszuüben. Eine Praxisschließung ist rechtlich nur in Ausnahmefällen möglich.
Mehrere persönliche Anschreiben für eine schnelle Lieferung der benötigten Schutzmaßnahmen haben bei Ihnen keinerlei Wirkung erzielt.
Dies ist mehr als peinlich für einen hoch organisierten und verordnungsfreudigen Staat wie Deutschland. Der verantwortliche Minister für das Gesundheitswesen sind Sie, Herr Spahn.
Über rechtliche Auseinandersetzungen würde ich mich nicht wundern, wenn infizierte Kolleginnen und Kollegen Ihnen die Schuld zuweisen. Dies ist eine massive Verletzung der menschlichen Würde!
Quelle: DZOI
Foto Teaserbild: DZOI