Branchenmeldungen 25.04.2013
Quo vadis Zahnversorgung?
Bayerns größte standespolitische Vertretung der rund 14.000 Zahnärzte/innen, der Freie Verband Deutscher Zahnärzte in Bayern (FVDZ Bayern), tagt am Samstag in Rieden/Oberpfalz. In der Ostbayernhalle diskutieren rund 60 Delegierte des FVDZ-Landesverbandes aus allen bayerischen Regierungsbezirken über ein zukunftssicheres Gesundheitswesen.
Die Delegierten fordern seit Jahren mehr Eigenverantwortung, mehr Transparenz und eine stärkere Regionalisierung im Gesundheitswesen. Letzteres ist mit der massiven Kritik am zentralistischen Gesundheitsfonds verbunden, der nachweislich Versichertengelder aus Bayern abzieht.
Jetzt droht die SPD in ihrem Programm zur Bundestagswahl mit einem ähnlichen Bürokratiemonster: die Bürgerversicherung. Diese Einheitsversicherung soll das bislang funktionierende duale Krankenversicherungssystem aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung ablösen. Bayerns Zahnärzte fürchten durch eine Bürgerversicherung und der von der SPD geplanten Kosten-Nutzen-Abwägung bei der Behandlung eine Erosion der hervorragenden (zahn)medizinischen Versorgung im Freistaat und in ganz Deutschland - und damit „englische Verhältnisse“ mit langen Wartezeiten und (Zahn)Ärztemangel. In Großbritannien werden teure Therapien nur dann finanziert, wenn der Kosten-Nutzen-Effekt gewährleistet ist. „Damit wird der Patient nicht mehr zu seinem Wohl behandelt, sondern verkommt zu einer betriebswirtschaftlichen Kostenstelle“, sagt FVDZ-Landesvorsitzender Christian Berger, Zahnarzt für Oralchirurgie in Kempten/Allgäu. „Wir brauchen das duale Krankenversicherungssystem, damit Innovation und Fortschritt in der Behandlung auch bei den Patienten ankommen.“
Zweierlei muss nach Ansicht der bayerischen Zahnärzte erreicht werden: Das deutsche Gesundheitssystem soll für die Bürger und Versicherten finanzierbar bleiben und der (zahn)medizinische Fortschritt muss auch weiterhin vorangebracht werden, um die zahnmedizinische Versorgung und deren hohe Qualität in Deutschland gewährleisten zu können. Beides sieht der Freie Verband in Bayern gefährdet und mahnt seit Jahren eine richtige Reform des Gesundheitswesens an. Er kritisiert, dass die verantwortliche Politik ständig neue Kostendämpfungsgesetze ersinne, die das System „kränker“ machten und die Beteiligten, Versicherte und Heilberufler, immer schlechter stelle.
Die Situation der Zahnarztpraxen in Bayern wird ebenfalls Thema der Zahnärztetagung sein. Der Beruf des Zahnarztes wird deutlich weiblicher. Über zwei Drittel der Universitätsabsolventen sind Frauen. Mit welchen Problemen Zahnärztinnen zwischen Beruf und Familie zu kämpfen haben und welche Weichen zu stellen sind, soll beleuchtet werden. Es wird um die immer größer werdenden Anforderungen an die Praxen hinsichtlich Hygiene und Praxissicherheit für Patient und Mitarbeiter/innen gehen und natürlich ist die Honorierung der zahnärztlichen Leistungen ein Thema. Die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) wurde 2012 nach 24 Jahren zwar novelliert, jedoch ohne die notwendige Punktwerterhöhung und ohne den Stand der Wissenschaft abzubilden. Auch das neue Patientenrechtegesetz mit seinen gestiegenen Anforderungen an die Zahnarztpraxen hinsichtlich Aufklärung der Patienten steht auf der Agenda in Rieden. Der FVDZ Bayern vermittelt hierzu den Zahnärzten/innen in einer bayernweiten Veranstaltungsreihe die wichtigen Neuerungen und Informationen für die Zahnarztpraxen im Freistaat.
Quelle: FVDZ