Branchenmeldungen 25.11.2025

Sichere Endo beim Hauszahnarzt – Rettung „verlorener“ Zähne beim Spezialisten

DENTSPLY SIRONA – Wurzelkanalbehandlungen zählen in der Zahnmedizin zu den gängigen Therapieoptionen. Wie viele Patienten eine endodontische Behandlung benötigen und wie viele davon tatsächlich durchgeführt werden, lässt sich dennoch schwer sagen. Vor drei Jahren hat die Universität Liverpool eine Studie zum Status quo der Endodontie veröffentlicht und unter anderem den Gesamtbedarf an Wurzelkanalbehandlungen und ihren Schwierigkeitsgrad abgeschätzt 1.

Sichere Endo beim Hauszahnarzt – Rettung „verlorener“ Zähne beim Spezialisten

Foto: Dentsply Sirona

Ein Zehntel aller Zähne ist wurzelbehandelt

Der Bedarf an endodontischen Behandlungen, genauer: an nicht-chirurgischen Wurzelkanalbehandlungen (engl.: non-surgical root canal treatment, NSRCT), liegt bei etwa 10 Prozent. Diese Abschätzung beruht auf der Tatsache, dass 10 Prozent aller Zähne wurzelkanalbehandelt sind. Die Universität Liverpool hat nun interessiert, welcher Anteil an Fällen mit einer Therapieoption „Wurzelkanalbehandlung“ gemäß ihrem Schwierigkeitsgrad von Allgemeinzahnärzten übernommen werden können.

Die Komplexität solcher Fälle wurde mit Hilfe des Endodontic Complexity Assessment Tool (E-CAT) bestimmt. Dabei handelt es sich um ein interaktives, digitales Online-Tool, das auf einem evidenzbasierten Ansatz beruht (www.e-cat.uk). Es erlaubt Klinikern, die endodontische Komplexität jeder nicht-chirurgischen Wurzelkanalbehandlung zu beurteilen.

Dabei machten 30 Allgemeinzahnärzte mit; sie kamen zusammen auf eine Gesamtfallzahl von 435. Wichtigstes Ergebnis: 40 Prozent wurden von den behandelnden Zahnärzten als Klasse-I-, 32 Prozent als Klasse-II-, und 28 Prozent als Klasse-III-Fall eingestuft. Dem entspricht eine grobe Einteilung in „einfach“, „mäßig komplex“ und „hochkomplex“.

Damit weisen 72 Prozent aller Fälle („Klasse I + Klasse II“) einen Schwierigkeitsgrad auf, den ein Allgemeinzahnarzt ohne weiteres bewältigen kann. Deutlich weniger als ein Drittel, genau: 28 Prozent, lagen im Bereich von Spezialisten („Klasse III“).

28 Prozent bedürfen der Rettung durch Spezialisten

Es versteht sich von selbst, dass Verallgemeinerungen dieser Untersuchung der Universität Liverpool allerhöchstens mit großer Vorsicht vorgenommen werden können. Es geht zum Beispiel speziell um die zahnmedizinische Versorgung im Vereinigten Königreich, wobei lokale Besonderheiten in Betracht zu ziehen sind. Dazu zählen zum Beispiel die Regelungen innerhalb des Krankenversicherungssystems, insbesondere des NHS (National Health Service), die generelle Haltung der Patienten zur Tolerierung einer verkürzten Zahnreihe (bzw. Extraktion eines endodontisch geschädigten hinteren Molaren), fehlende finanzielle Spielräume oder eine lediglich theoretische Überweisung an einen der wenigen (!) Spezialisten.

Dennoch zeigt die Untersuchung aus Liverpool wichtige Tendenzen auf. So wird klar, dass der Bedarf an endodontischen Therapien insgesamt hoch ist. Mehr als zwei Drittel der Fälle eignen sich mit dem heute verfügbaren Instrumentarium für die Behandlung durch Allgemeinzahnärzte. Zu 28 Prozent sollte bei komplexer Ausgangslage ein Spezialist die Zahnrettung vornehmen.

Dynamisches Teilgebiet der Zahnheilkunde

Angesichts der Entwicklung der Endodontologie in den vergangenen Jahrzehnten dürften die vorstehend vermeldeten Zahlen nicht unverrückbar sein. Das zeigt ein kurzer Blick in die Historie: Die Hersteller haben die Feilensequenzen Zug um Zug vereinfacht, und sie gestalten sich immer noch ein Stückchen einfacher – bis hin zur Verwendung nur einer einzigen Feile für nicht zu komplexe Fälle. Die Auswahl eines bestimmten Systems richtet sich nach den Erfordernissen des jeweiligen Falles, je nachdem, ob beispielsweise ein substanzschonendes Vorgehen (auch mit Blick auf etwaige Revisionen) oder die Schnelligkeit (z.B. auf Wunsch der Patienten) im Vordergrund stehen.

Generell wird die Lösung der vermeintlich „hochkomplexen“ Fälle leichter, und selbst die vor wenigen Jahren noch „zu komplexen“ Fälle werden behandelbar. Für eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit wird der Behandler alle Möglichkeiten der aktuellen Endodontologie ausschöpfen: hochflexible Nickel-Titan-Instrumente, Lupenbrille und OP-Mikroskop, optional warme Fülltechniken, biokeramische Sealer, aktivierte Spülflüssigkeit. Der endodontisch behandelnde Allgemeinzahnarzt wird tendenziell häufiger auf Ein-Feilen-Systeme setzen (z.B. WaveOne Gold oder RECIPROC blue, Dentsply Sirona). Der Spezialist bevorzugt eher Mehr-Feilen-Systeme (z.B. ProTaper Ultimate, ProTaper Gold oder TruNatomy, Dentsply Sirona). Er wird für alle Fälle verschiedene vorhalten und mitunter während der Behandlung von einem auf das andere switchen.

Diagnostisch besser – forensisch sicher

Die Hilfsmittel werden immer besser. Das zeigt sich deutlich in der Röntgendiagnostik. Mit dreidimensionalen Aufnahmen lässt sich die Wurzelkanalanatomie oft besser abschätzen als mit zweidimensionalen (z.B. Orthophos S 2D/3D, Dentsply Sirona). Das gibt Sicherheit sowohl bei der Diagnose als auch bei der Entscheidung für eine bestimmte Therapie. Bei der Auswertung endodontischer Röntgenbilder mag in Zukunft auch Künstliche Intelligenz eine größere Rolle spielen.

Während der Behandlung, zeigen endodontische Längenmessungen präzise den Fortschritt der Feile im Kanal (z.B. X-Smart Pro+, X-Smart Apex Locator oder Propex Pixi Apex Locator, Dentsply Sirona). Um ihr Bruchrisiko weiter zu senken, empfehlen sich Endo-Motoren mit einer genauen Kontrolle des Drehmoments. Und seine kontinuierliche Aufzeichnung sorgt für forensische Sicherheit (z.B. X-Smart Pro+ Endo, Dentsply Sirona).

Die aktuellen Erweiterungen der technischen Möglichkeiten läuten in der Endodontologie eine qualitativ neue Ära ein. In Zukunft wird der Allgemeinzahnarzt deutlich häufiger Wurzelkanalbehandlungen vornehmen und der Spezialist ebenso deutlich häufiger Zähne retten, die vor zwanzig, zehn oder gar zwei Jahren womöglich noch extrahiert worden wären.

Literatur
[1] Essam, O., Kasperek, D., Boyle, E. et al. The epidemiology of endodontic complexity in general dental practice: a prevalence study. Br Dent J (2022). https://doi.org/10.1038/s41415-022-4405-5

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