Branchenmeldungen 16.04.2020
Success Simplified: Ein Konzept und seine Integrierbarkeit
Success Simplified – das ist ein Konzept, ursprünglich entwickelt durch eine Expertengruppe von Zahnärzten aus Wissenschaft und Praxis, welches das Ziel verfolgt, den klinischen Workflow zur Herstellung indirekter Restaurationen zu vereinfachen. Möglich wird dies u. a. durch die Standardisierung von Prozessen in der Zahnarztpraxis sowie die Optimierung der Kommunikation zwischen Praxis und Labor. Im Interview mit 3M spricht ZTM Otto Prandtner über seinen in diesem Kontext komplexen Ansatz zu Planung und Herstellung ästhetischen Zahnersatzes mit Success Simplified.
Herr Prandtner, bitte stellen Sie Ihr Konzept des Backward Planning 2.0 kurz vor.
Ästhetischer Zahnersatz wird in unserem zahntechnischen Labor stets unter Berücksichtigung der Persönlichkeit eines Patienten gefertigt. Zu Beginn einer Behandlung steht darum immer eine Gesichtsanalyse (Foto Teaserbild). Dabei achten wir speziell auf Asymmetrien, die individuell der Zahnstellung angepasst werden. Zudem erfolgt vor Behandlungsbeginn eine Typ-Analyse mit dem Patienten. Dieses neue Behandlungskonzept wird in einem Video-Tutorial auf www.rezottoproduction.com so erklärt, dass es sofort in der eigenen Praxis bzw. dem eigenen Labor umsetzbar ist.
Welches Ziel verfolgen Sie mit der Typ-Analyse?
Das Ziel ist, das Besondere in dem Menschen gegenüber zu sehen und seine wahren Wünsche und Bedürfnisse zu ermitteln. Dabei erfolgt eine Einteilung in vier Typen: der Kopftyp, symmetrisch und strukturiert, der Herztyp, asymmetrisch und herzlich, der Bauchtyp, fantasievoll und humorvoll, mit viel Balance, und der Leistentyp, leidenschaftlich und mutig.
Basierend auf den Ergebnissen wird dann ein Wax-up erarbeitet. Hierbei zeige ich Kreativität und Mut – und gehe bewusst das Risiko ein, falsch zu liegen. Oftmals gelingt es mir, Patienten mit meinem Vorschlag zu begeistern. Ist dies nicht der Fall, lassen sich problemlos Modifikationen vornehmen. Ausgehend vom gewünschten Ergebnis wird schließlich der bestgeeignete Werkstoff für die Fertigung der definitiven Restaurationen gewählt. Erst danach startet der Zahnarzt mit der Präparation der Zahnhartsubstanz.
Inwiefern passt ein solch komplexer Ansatz zum Konzept Success Simplified?
Oberstes Ziel von Success Simplified ist es, die Arbeit des Zahnarztes zu erleichtern und eine vorhersagbar hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten. Dies ist unabhängig davon möglich, wie die Prozesse in einem Labor ablaufen. Success Simplified kann auf unterschiedliche Weise nützlich sein: Ich mache Zahnärzte beispielsweise gerne auf die Existenz des Booklets aufmerksam. Dieses ist insbesondere dann eine Unterstützung, wenn es um Aspekte der Zusammenarbeit geht, die ein Zahntechniker nur ungern anspricht. Dazu gehört die Tatsache, dass eine Verbesserung der Abformqualität wünschenswert wäre. Selbst solche Schmerzpunkte werden im Booklet klar dargestellt. Für mich dienen die Empfehlungen als detaillierte und übersichtliche Informationen, die im Gespräch nützlich sein können. Zudem stehen Formulare und Checklisten zur Verfügung, die darauf abzielen, die Kommunikation im Team zu erleichtern und dafür zu sorgen, dass die im Labor benötigten Informationen in standardisierter Form ankommen. Das erleichtert automatisch auch unsere Arbeit.
© 3M
Welche Checklisten stehen zur Verfügung?
Derzeit werden unter anderem ein Bestellformular und ein Befundbogen erarbeitet, die in der Praxis auszufüllen sind. Sie können auch als Grundlage für die eigene Erarbeitung eines entsprechenden Formulars dienen, auf dem festgelegt wird, welche Informationen der Zahntechniker als relevant erachtet. Ich bestehe beispielsweise darauf, dass grundsätzlich eine Funktionsanalyse mit Gesichtsbogen erfolgt und mir ein Foto des Patienten mit Gesichtsbogen zur Verfügung gestellt wird. Diese und ähnliche Wünsche lassen sich in ein eigenes, auf Grundlage der Success Simplified-Dokumente erstelltes Formular problemlos aufnehmen. Ebenfalls sinnvoll ist ein Formular mit Empfehlungen zur Befestigung einer Restauration. Hiermit wird der Zahnarzt informiert, aus welcher Materialklasse die Versorgung besteht, welche Vorbehandlung noch erfolgen sollte und welche Art Befestigungsmaterial zu verwenden ist.
Noch kurz zur Schnittstelle Materialwahl: Wie lassen sich hier Entscheidungsprozesse vereinfachen?
Bei der Materialwahl besteht die Herausforderung darin, die klinischen Parameter zu analysieren und darauf basierend die Parameter zu definieren, die das Restaurationsmaterial aufweisen sollte. Dafür ist zunächst wieder die lückenlose Übermittlung der relevanten klinischen Informationen an das zahntechnische Labor notwendig. Der Zahntechniker sollte dann aus einem von ihm festgelegten Materialportfolio gezielt das geeignete Material wählen. Dafür sind genaue Kenntnisse der mechanischen Eigenschaften wie Biegefestigkeit, Härte, E-Modul, Risszähigkeit, Verschleißverhalten sowie der Mindestwandstärke und Befestigungsoptionen erforderlich.
Bitte nennen Sie ein Beispiel aus dem eigenen Labor.
Ich verwende häufig verblendetes Zirkoniumoxid für Restaurationen im Oberkieferfrontzahnbereich, wähle aber ein opakeres Material für die 1er (3M Lava Frame Zirkoniumoxid) als für die 2er (3M Lava Plus Hochtransluzentes Zirkoniumoxid). Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass der Dentinkern eines natürlichen Zahnes die gleiche Opazität aufweist wie Lava Frame. Dementsprechend erzeugt das Material bei den 1ern eine besonders knackige Wirkung des Dentinkerns, welche ich mir zunutze machen möchte. Ein Beispiel hierfür liefert der Fall Alina (Foto).
Wie lautet Ihr Fazit?
Das Konzept Success Simplified unterstützt mich dabei, die Arbeit im restaurativen Team zu optimieren und regt dazu an, bestehende Abläufe zu hinterfragen sowie zu standardisieren. Häufig führt dies zu einer Vereinfachung der Zusammenarbeit und dadurch zu einer Erleichterung des Arbeitsalltags, ohne Abstriche in der Qualität des gefertigten Zahnersatzes in Kauf nehmen zu müssen.
Herr Prandtner, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.
Ein Leitfaden mit Best-Practice-Empfehlungen zur Vereinfachung und Standardisierung von Schritten wie der Materialauswahl, Präparation, Abformung und Befestigung steht hier zum Download bereit. |
Autor: Olivia Besten
Foto Teaserbild: 3M