Branchenmeldungen 21.02.2011

SVDA-Kongress im Zeichen der Kieferorthopädie

SVDA-Kongress im Zeichen der Kieferorthopädie

Foto: © Johannes Eschmann

370 Teilnehmerinnen zum Jahreskongress der Dental- und Prophylaxe-Assistentinnen Ende November im Hotel Arte, Olten

Offensichtlich waren das Fachprogramm und die Namen der Referenten attraktiv, wie SVDA- Präsidentin Elsbeth Tobler in ihrer Begrüssung feststellte. Man traf sich nicht nur zur Fortbildung, sondern besuchte auch die Stände der 30 Aussteller und genoss den Kontakt mit den Kolleginnen.


Kaum ein Jugendlicher ist heute ohne Zahnspange und auch Erwachsene merken, dass gerade Zähne besser aussehen. Dazu kommen die streng medizinisch indizierten Fälle. Die Apparaturen zur Zahnkorrektur brauchen eine sorgfältige Pflege, Patienten müssen instruiert und motiviert werden. So gesehen bot dieser Kongress die richtige Mischung. Neun Referentinnen und Referenten aus Klinik und Praxis vermittelten an zwei Kongresstagen einen Einblick in die Kieferorthopädie. Dies darf auch als Aufwartung an die Assistenzberufe gewertet werden, oder wie sagte Dr. Pawel Pazera von den ZMK Bern: „Ohne sie wären unsere Praxen nichts…“ Die Moderatorinnen Daniela Bubendorf und Caroline Rüfenacht legten sozusagen die Schienen von Vortrag zu Vortrag.

Mit einer „Allgemeinen Übersicht über kieferorthopädische Fehlstellungen und ihre Behandlungsmethoden“ eröffnete Dr. Pazera den Vortragsreigen. Die Klassifizierung der Malokklusionen und der Unterschied zwischen dentalen und skelettale Problemen führten in das Thema ein. In seinem zweiten Vortrag ging Dr. Pazera dann auf skelettale Verankerungen, Minischrauben, Miniplatten und Gaumenimplantate ein. Eindrücklich sein Bild mit dem Vergleich der Minischrauben, die inzwischen von etwa 200 Herstellern angeboten werden.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sind eine anspruchsvolle Aufgabe für das gesamte Spezialistenteam, denn der Patient muss von Geburt bis zum 20. Altersjahr betreut werden. Etwa 100 Kinder jährlich werden mit einer LKG geboren. Priv.-Doz. Dr. Urs Thüer von den ZMK Bern unterstrich, wie viel Einfühlungsvermögen von den Dentalassistentinnen im Umgang mit diesen Patienten und deren Eltern erforderlich ist.

KVG, VVG, UVG, IV oder SZP – welches dieser Kürzel zahlt wann und bei welcher Indikation? Dr. Sacha Ryf von den ZMK Bern und Privatpraxis in Biel gelang es, die trockene Materie anschaulich darzustellen. Mittels TED animierte er die Zuhörerinnen zum Mitmachen. Eltern gibt er den dringenden Rat, sich früh zu informieren. Ein Krankenkassenwechsel kann, gerade bei den privaten KK, fatale Folgen für die Versicherten haben. Die eine Kasse spricht gut, die andere nicht. Ein Feld, auf dem sich eine DA profilieren kann.

KFO-Apparaturen erhöhen das Kariesrisiko. Was zur Prophylaxe und Behandlung zu beachten ist, darüber sprach Priv.-Doz. Dr. Rengin Attin, Zürich. Sie schilderte nicht nur die theoretischen Grundlagen, wie die Definition aktiver und passiver Läsionen, sondern zeigte auch praxistaugliche Behandlungsstrategien, wie den Tipp, nach dem Zähneputzen nur auszuspucken und nicht zu spülen. Dies alles sei auf evidenzbasierter Grundlage zur sofortigen Umsetzung geeignet.

Die ästhetische bzw. fast unsichtbare Kieferorthopädie liegt bei Erwachsenen und anspruchsvollen Patienten im Trend. Dr. Christian Drost, KFO-Praxis, Zug, machte die Invisalign-Behandlung zum Thema. Ihren Einsatz zeigte er Schritt für Schritt an Beispielen und mithilfe einer 3-D-Animation.

Jede wirksame Behandlung kann auch unerwünschte Wirkungen zeitigen. Dr. Lothar Mock, ZMK Bern, schilderte die negativen Effekte einer KFO-Behandlung. Schädigungen der Zahnhartsubstanz und Pulpa lassen sich durch prophylaktische Massnahmen verhindern, die sind aber nicht immer erfolgreich. Daher ist eine Aufklärung der Patienten unerlässlich.

Ausgeprägte skelettale Dysgnathien beeinträchtigen Funktion und Ästhetik. Sie verursachen auch eine Reihe von Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schnarchen oder den verhinderten Lippenschluss. Dr. Dr. Jürgen Zix, Kiefer- und Gesichtschirurg am Inselspital Bern, zeigte Operationen im Ober- und Unterkiefer. Mit einer Reihe eindrücklicher Vor- und Nachher-Bilder demonstrierte er die heutigen Möglichkeiten, Patienten zu helfen.

Auf die Behandlung Erwachsener konzentrierte sich Dr. Johannes-M. Grossen, ZMK Bern. Der Anteil dieser Patientengruppe liegt heute schon, je nach Lage und Angebot der Praxis, bei bis zu 30 Prozent. Tendenz steigend. Er gab auch Antworten auf die Frage, wann welche Therapieform indiziert ist.

Die Lingualtechnik gehört zum Spezialgebiet von Prof. Dr. Christos Katsaros, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie der ZMK Bern. Die linguale Kieferorthopädie hat sich mit der Einführung der CAD/CAM-Technik enorm entwickelt. Prof. Katsaros schilderte die Vor- und Nachteile dieser Technik und verglich diese mit anderen Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel der traditionellen labialen Apparaturen.

In ihrem Schlusswort dankte SVDA-Präsidentin Elsbeth Tobler allen Beteiligten für diesen erfolgreichen Kongress. Man trifft sich wieder am 18./19. November 2011 in Olten.

Wort & Bild: Johannes Eschmann, Dental Tribune Schweiz


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