Branchenmeldungen 03.05.2023
Mit drei Stimmen die Zahnmedizin in Thüringen gestalten
Dieses Interview ist unter dem Originaltitel „Thüringen IN AKTION“ In der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.
Ende April wählten 2.800 Zahnärzte im Freistaat Thüringen die Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer. Dabei hatten sich 149 Kandidaten zur Wahl gestellt – mehr Kandidaten als je zuvor in der Kammergeschichte. Der Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen, Dr. Christian Junge, schätzt die Wahl für uns kurz ein.
Herr Dr. Junge, woher erklären Sie sich das große Interesse am Mitwirken in der thüringischen Standespolitik?
Der erfreuliche Trend zur steigenden Kandidatenzahl hat sich bereits bei vergangenen Wahlen abgezeichnet. Zwar treten die Praxisgründer der 1990er Jahre zunehmend in ihren wohlverdienten Ruhestand, mittlerweile ist aber auch der zahnärztliche Nachwuchs im Beruf gefestigt und miteinander vernetzt. Diesen kollegialen Austausch hat unsere Kammer immer tatkräftig unterstützt. Nun ernten wir die Früchte unserer langen Bemühungen.
Außerdem haben die letzten Jahre mit Corona, unterbrochenen Lieferketten, Fachkräftemangel und anderem mehr gezeigt, wie wirksam unsere praxisnahe Selbstverwaltung in all diesen Herausforderungen tatsächlich sein kann. Während Politik und staatliche Verwaltung oft kläglich versagten, hat unsere Standesvertretung dafür gesorgt, dass Zahnarztpraxen in Thüringen besser durch die Pandemie kamen als in manch anderen Bundesländern. Dieser Erfolg weckt natürlich neue Kräfte: Er motiviert die bereits langjährig Engagierten und ermuntert zugleich viele weitere Kolleginnen und Kollegen mit frischen Ideen.
Das große Kandidatenaufgebot bewarb sich jedoch um eine kleiner werdende Kammerversammlung – wieso verringert sich die Kammerversammlung 2023, wenn sich der Berufsstand nachweislich aufstellt?
Mit festgelegten 50 Sitzen war das Parlament der Thüringer Zahnärzte bislang größer als die Kammerversammlung unserer ärztlichen Kollegen, von denen allerdings deutlich mehr im Freistaat praktizieren. Weil auch in Thüringen die Zahl der berufstätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte abnimmt, richtet sich die Anzahl der Mandate fortan flexibel nach der Menge der aktiven Kollegenschaft. Dadurch verkleinert sich unsere Kammerversammlung auf demnächst 46 Sitze. Das kommt letztlich auch der Arbeitsfähigkeit des ehrenamtlichen Gremiums zugute.
Das Durchschnittsalter aller Kandidaten lag bei knapp 48 Jahren und fast 44 Prozent des gesamten Kandidatentableaus waren Frauen: woher kommen diese Trends in Thüringen? Sind diese Tendenzen auch deutschlandweit greifbar – jüngere Vertreter und mehr Frauen auf Entscheidungsebene?
Durch die staatlich gesteuerte Berufswahl in der früheren DDR ist über die Hälfte der Thüringer Zahnärzteschaft seit jeher weiblich. Eine sogenannte Feminisierung der Zahnmedizin in westdeutschen Bundesländern mit ihrem Wandel des Berufslebens und ihren Auswirkungen auf Standespolitik hat es bei uns in Thüringen also nie gegeben – sie war von Beginn an unser Alltag.
Allerdings ist gar nicht vorrangig, ob nun Männer oder Frauen für die Kammerversammlung antreten. Viel wichtiger ist doch, dass unser Parlament die vielfältigen Arbeitsphasen und Lebensentwürfe unseres Berufsstandes insgesamt abbildet. Jede helfende Hand, jeder kluge Kopf, jede tragende Schulter, jede klare Meinung ist willkommen. Jeder wird gebraucht. Wir können und wollen auf niemanden verzichten. Nur so können wir gemeinsam die Zukunft der Zahnmedizin in Thüringen gestalten. Das gilt für die kürzlich beendete Kammerwahl ebenso wie für die nun bevorstehende Wahl des Vorstandes und die Berufung der Ausschüsse sowie darüber hinaus.
Eckdaten zur zahnmedizinischen Versorgung in Thüringen:
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Dieses Interview ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.
Quelle: LZK Thüringen