Branchenmeldungen 05.09.2016

Umfrage: Jeder Vierte würde zum Internet-Arzt gehen

Umfrage: Jeder Vierte würde zum Internet-Arzt gehen

Foto: © verbaska – fotolia.com

Jeder Vierte könnte sich vorstellen, bei einem Online-Arzt eine zweite Meinung einzuholen. Im Alltag nehmen bisher jedoch nur wenige Patienten den Doktor im Netz in Anspruch. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank und der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“.

Die Zahl der Ärzte auf dem Land sinkt in vielen Regionen: Telemedizin lautet für viele deshalb der Schlüssel zu einer gesicherten medizinischen Versorgung. Eine aktuelle Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Deutschen Bank und der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ zeigt jedoch: Bei der Nutzung von telemedizinischen Anwendungen klaffen Wunsch und Wirklichkeit stark auseinander. So nutzen bisher nur zwei Prozent der Befragten ab 14 Jahre die Möglichkeit, eine zweite Meinung beim Online-Arzt einzuholen, 25 Prozent können es sich jedoch vorstellen. Und erst ein Prozent hat bisher persönliche Gesundheitsdaten wie den Blutdruck automatisch messen lassen und digital an den Arzt übermittelt – 46 Prozent wären jedoch dazu bereit.

15 Prozent bestellen Medikamente im Internet

Auch bei anderen digitalen Gesundheitsangeboten sind die Menschen in Deutschland eher zurückhaltend. Laut Umfrage bestellen 15 Prozent der Befragten Medikamente überwiegend online – 25 Prozent würden das in Zukunft tun. Arzttermine vereinbaren bisher nur sieben Prozent im Netz, aber 47 Prozent können es sich vorstellen. „Der Markt für E-Health-Angebote wächst in bestimmten Segmenten stark, etwa für Fitnessapps“, sagt Guido Ketschau vom i³-Life Sciences Cluster Nordwest, einem Netzwerk aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen, das Dienstleistungen im Bereich Diagnostik sowie Analytik entwickelt. In anderen Bereichen gäbe es jedoch noch Nachholbedarf: „Damit künftig das Potenzial von E-Health-Lösungen stärker ausgenutzt werden kann, muss der Datenschutz verbessert und die Infrastruktur ausgebaut werden.“ Digitale Dienstleistungen wie Online-Sprechstunden müssten als kassenärztliche Leistung anerkannt sein. Bereits vorhandene Ansätze und Ideen sollten darüber hinaus stärker bekannt gemacht werden und flächendeckend zum Einsatz kommen, so Ketschau.

Spezialdiagnostik aus der Ferne

Besonders großes Potenzial für die elektronischen Gesundheitshelfer sieht Ketschau im Bereich Prävention und Vorsorge. Angebote wie Online-Sprechstunden seien zudem gut geeignet, um chronisch Kranke oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen medizinisch zu betreuen, etwa indem Gesundheitsdaten wie der Blutdruck via Internet an den betreuenden Arzt übermittelt werden. „Erfolgt auch die molekularbiologische Diagnostik per App, können sich Patienten auf dem Land künftig den Weg zum spezialisierten Fachlabor sparen“, sagt Ketschau.

Frühwarnsystem für Grippeviren

Im i³-Life Sciences Cluster Nordwest entwickeln derzeit Unternehmen und Forschungseinrichtungen gemeinsam ein solches Projekt, das vom Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ vor Kurzem prämiert wurde. Die Idee dahinter: Um beispielsweise den eigenen Speichel auf bestimmte Keime testen zu lassen, kann der Patient künftig zu seinem Hausarzt oder Apotheker gehen. Dieser verfügt über die Möglichkeit, vor Ort einen molekularbiologischen Test zu machen. Die Auswertung erfolgt anschließend mithilfe einer App: Online wird das digitalisierte Abbild der Untersuchung verschickt und mit einer Datenbank abgeglichen. Das Ergebnis erhält der Arzt ebenfalls digital. Ketschau: „Kommen solche Untersuchungen eines Tages deutschlandweit zum Einsatz, könnte es möglich sein, beispielsweise ein Vorwarnsystem zu entwickeln, das anzeigt, wo die Belastung mit Grippeviren besonders hoch ist.

Quelle: Deutschland – Land der Ideen

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