Branchenmeldungen 21.02.2022
Eines für alles: Drei Experten für ein neues Zirkonoxid
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Werkstoffe und Materialien sind in der Zahntechnik sowie Zahnmedizin von essenzieller Bedeutung, deshalb ist das Interesse an Innovationen und Neuerungen auch besonders groß. Das nachfolgende Interview zum KATANA™ Zirconia YML ist die Fortführung des aktuellen Beitrages „Eines für alles: Drei Experten für ein neues Zirkonoxid“ aus der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor 1 /2022.
Mit KATANA™ Zirconia YML (yttria multi-layered) führte Kuraray Noritake im Sommer 2021 einen echten Allrounder ein – einen Werkstoff, der sich für klassische und neue Zirkonoxid-Indikationen eignet. Drei Experten aus Zahnmedizin und Zahntechnik geben im Interview Einblicke in die Eigenschaften und Vorteile des neuen Zirkonoxids. Sie sprechen über die speziellen Features von KATANA™ Zirconia YML und das Potenzial für Praxis sowie Labor. Mathias Fernandez Y Lombardi (EU Scientific Manager Dental Ceramics & CAD/CAM Materials) berichtete aus Unternehmenssicht. Prof. Dr. Florian Beuer MME (Charité Universitätsmedizin Berlin) und ZTM Nondas Vlachopoulos (Inhaber des Dentallabors Aesthetic Lab, Athen) beurteilen das Produkt aus externer Sicht.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften und Vorteile von KATANA™ Zirconia YML?
Mathias Fernandez Y Lombardi: KATANA™ Zirconia YML ist ein Zirkonoxid der fünften Generation, das auf der neuesten Multilayer-Technologie basiert: Es bietet einen fließenden Farb-, Transluzenz- und Biegefestigkeitsverlauf in einer Ronde und eignet sich somit für ein nahezu grenzenloses Indikationsspektrum. Da KATANA™ Zirconia YML damit als einziges Zirkonoxid oder sogar einziges keramisches CAD/CAM-Material in einem Labor bzw. Fräszentrum eingesetzt werden kann, ist es für alle diejenigen prädestiniert, die ihre Laborprozesse vereinfachen und standardisieren möchten. Es lässt sich – unter gegebenen Umständen – innerhalb von 54 Minuten sintern, bietet alle Voraussetzungen für eine hohe Passgenauigkeit und kann unter Einsatz zeitsparender Techniken fertiggestellt werden.
Welche Vorteile entstehen aus Sicht des Zahntechnikers durch die Anwendung eines einzigen Zirkonoxids für alle Indikationen?
Nondas Vlachopoulos: Der Einsatz eines universellen Zirkonoxids mit einem hohen ästhetischen Potenzial und ausgewogenen mechanischen Eigenschaften ermöglicht es Zahntechnikern, den Lagerbestand zu reduzieren und Herstellungsprozesse zu optimieren – von der Konstruktion bis zur Fertigstellung. Uns allen ist heute bewusst, dass sich nur dann optimale Ergebnisse erzielen lassen, wenn wir die Eigenschaften des zu verarbeitenden Materials genau kennen, die Konstruktionsparameter berücksichtigen (z. B. die Mindestwandstärke) und die Sinterprotokolle einhalten. Es ist viel einfacher, dies für ein einziges Material sicherzustellen als für viele verschiedene Keramiken. Das Fehlerrisiko wird minimiert. KATANA™ Zirconia YML eignet sich besonders gut als Zirkonoxid, da sich mit ihm sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen – je nachdem, wo die Restauration im Multilayer-Rohling positioniert wird.
Welche Vorteile entstehen aus Sicht des Zahnarztes durch die Anwendung eines einzigenZirkonoxids für alle Indikationen?
Florian Beuer: Aus meiner Sicht liegt der größte Vorteil dieses Ansatzes in einer vereinfachten Dokumentation. Werden verschiedene keramische Materialien in einem zahntechnischen Labor verarbeitet, so ist für jeden einzelnen Fall genau zu dokumentieren, welcher Werkstoff verwendet wurde. Nur so ist es möglich, die richtigen Entscheidungen hinsichtlich der Befestigung der Restaurationen (Auswahl des geeigneten Befestigungsmaterials und der notwendigen Vorbehandlung der Klebeflächen) zu treffen. Außerdem ist im Falle eines Versagens der Restauration anzugeben, welches Material verwendet wurde, um dessen korrekte Verarbeitung und indikationsgerechten Einsatz nachweisen zu können. Das ist einfacher, wenn stets das gleiche Material verwendet wird. Zirkonoxid ist für diesen Ansatz prädestiniert, da es verzeihend ist, minimalinvasive Präparationen ermöglicht und sich – im Fall von KATANA™ Zirconia YML – für nahezu alle Indikationen eignet.
Woran liegt es, dass KATANA™ Zirconia YML – trotz des „eins für alles“-Ansatzes – solche Behandlungsergebnisse ermöglicht?
Mathias Fernandez Y Lombardi: KATANA™ Zirconia YML basiert auf einer neuartigen, nahtlosen Multilayer-Technologie. Die Rohlinge bestehen aus einer Kombination verschiedener, neu entwickelter Rohmaterialien mit unterschiedlichem Yttriumoxid-Gehalt. Der unternehmenseigenen Entwicklung des Materialpulvers und der präzisen Abstimmung der Schichten und ihrer Eigenschaften wie Schrumpfungsfaktor und Wärmeausdehnungskoeffizient ist es zu verdanken, dass die Übergänge fließend verlaufen. Diese Integrität ist die Voraussetzung für die Herstellung filigran gestalteter, selbst langspanniger Restaurationen mit hervorragender Passform und makelloser Ästhetik ohne Übergangslinien. Die ästhetischen Eigenschaften von KATANA™ Zirconia YML wurden zudem durch die Integration einer klinischen und nicht allein technischen Transluzenz optimiert.
Bitte erläutern Sie den Begriff der klinischen Transluzenz.
Mathias Fernandez Y Lombardi: Normalerweise wird die Transluzenz von Dentalwerkstoffen wie Zirkonoxid im weißen, voreingefärbten Zustand ermittelt. Dieser sogenannte technische Transluzenzgrad lässt sich durch die Zugabe von Yttriumoxid erhöhen. Dadurch wirkt das Zirkonoxid selbst heller. Die Transluzenz der finalen Restauration wird allerdings auch durch Pigmente und andere Additive in der Formulierung beeinflusst. Demnach können verschiedene Materialien mit derselben technischen Transluzenz eine sehr unterschiedliche klinische Transluzenz aufweisen. Diese hat wiederum einen großen Einfluss auf das ästhetische Potenzial. Die Zusammensetzung von KATANA™ Zirconia YML wurde durch eine sorgfältige Auswahl und gezielte Kombination geeigneter Additive optimiert, um eine natürliche, zahnähnliche Transluzenz zu erzielen.
Nondas Vlachopoulos, ist die Optimierung der klinischen Transluzenz entscheidend für die Verwendung von KATANA™ Zirconia YML als Allround-Zirkonoxid?
Nondas Vlachopoulos: Durch diese Maßnahme wird ein spürbar positiver Effekt erzielt. KATANA™ Zirconia YML erscheint durch die Optimierung speziell im Body-Bereich besonders warm und natürlich. Das fehlt einigen anderen Materialien mit Biegefestigkeitsverlauf. Dies führt zu einer exakten farblichen Übereinstimmung mit der VITA classical A1–D4-Farbskala sowie einem reduzierten Aufwand für farbliche Anpassungen. Für den Einsatz des Materials als einziges Zirkonoxid ist das wichtig. Schließlich sollte es auch für die Herstellung monolithischer Restaurationen perfekt geeignet sein, bei denen sich optische Mängel nicht durch eine dicke Verblendschicht kaschieren lassen. Aus meiner Sicht gibt es aber auch noch einen weiteren Faktor, der die Anwendung des Zirkonoxids für nahezu alle Indikationen ermöglicht: die Design-Freiheit bei der Verarbeitung. Diese ermöglicht es, die Transluzenz und das allgemeine ästhetische Erscheinungsbild einer Restauration durch die recht frei wählbare Position im Rohling gezielt zu steuern. Für Restaurationen mit bis zu drei Gliedern bestehen keine Einschränkungen hinsichtlich der Positionierung. Größere Restaurationen mit vier oder mehr Gliedern sind so zu positionieren, dass sich mindestens 50 Prozent des Verbinderquerschnitts in der unteren Hälfte der Ronde befinden. Das ist einfach realisierbar und ermöglicht es, je nach fallspezifischen Anforderungen an die Ästhetik und Festigkeit die Eigenschaften bestimmter Schichten optimal auszunutzen.
Wie lauten Ihre Empfehlungen für die Fertigstellung?
Mathias Fernandez Y Lombardi: Hinsichtlich des Designs und der Fertigstellung von Restaurationen aus KATANA™ Zirconia YML sind kaum Grenzen gesetzt. Sie lassen sich monolithisch konstruieren und mit flüssiger Keramik individualisieren, leicht vestibulär reduzieren und mittels Microlayering individualisieren oder sogar klassisch als Gerüst fräsen und mittels Schichttechnik verblenden. Das ästhetische Potenzial des Zirkonoxids ist hoch, sodass wir davon ausgehen, dass die erste Option in den meisten Fällen absolut zufriedenstellende Ergebnisse liefert. In diesem Fall wird die Restauration monolithisch hergestellt und die Oberfläche anschließend mit dem flüssigen Keramiksystem CERABIEN™ ZR FC Paste Stain behandelt. Die Pasten lassen sich leicht in hauchdünnen Schichten applizieren sowie gut kontrollieren und sind verschleißbeständig.
Herr Vlachopoulos, welche Methode der Fertigstellung bevorzugen Sie für Restaurationen aus KATANA™ Zirconia YML?
Nondas Vlachopoulos: Im Seitenzahnbereich entscheide ich mich häufig für monolithische Restaurationen, die mit CERABIEN™ ZR FC Paste Stain individualisiert werden. Diese Technik führt zu hervorragenden Ergebnissen, mit denen die große Mehrzahl der Patienten selbst im Frontzahnbereich sehr zufrieden ist. Da ich meist Aufträge für Frontzahnrestaurationen mit höchsten ästhetischen Ansprüchen erhalte, wähle ich meist ein Gerüstdesign mit Keramikverblendung (CERABIEN ZR Verblendkeramik). Dieses System, ebenso wie das EX-3 Portfolio für metallische Gerüste, basiert auf synthetischer Feldspatkeramik, deren Struktur und Partikelgrößenverteilung der von Dentin und Schmelz ähnelt. Grundsätzlich aber empfinde ich es als vorteilhaft, Design und Technik auf die fallspezifischen Anforderungen abstimmen zu können. Dabei ist es häufig möglich, den Aufwand beim Finishing auf ein Minimum zu reduzieren.
Klinische Transluzenz, Designfreiheit, mechanische Eigenschaften: Offenbar sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Zirkonoxiden – selbst der fünften Generation – groß. Wie stellen Anwender sicher, dass sie sich für ein Material mit vorteilhaften mechanischen und optischen Eigenschaften entscheiden?
Florian Beuer: Als die Zirkonoxide der ersten Generation eingeführt wurden, haben Labortests große material- und herstellerspezifische Qualitätsunterschiede aufgedeckt. Obwohl es bisher an unabhängigen Studien zum Vergleich der Eigenschaften und des Verhaltens verschiedener Zirkonoxide der fünften Generation fehlt, ist davon auszugehen, dass auch hier Unterschiede bestehen. Meine Empfehlung lautet, verschiedene Materialien von bekannten Herstellern auszuwählen, welche die Durchführung klinischer Studien unterstützen, die verfügbaren Studienergebnisse zu vergleichen und die Materialien im Labor zu testen. Durch einen direkten Vergleich der Konstruktionsrichtlinien, der Verarbeitungsqualität und des finalen Erscheinungsbildes sollte sich der persönliche Favorit ermitteln lassen. Ganz sicher gehört KATANA™ Zirconia YML dazu.
Dieser Artikel ist in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor erschienen.