Wissenschaft und Forschung 29.08.2022
Auswirkungen der Strahlentherapie auf die Zähne
share
Ein französisches Forscherteam hat die Auswirkungen der Strahlentherapie auf den Zahnschmelz und im Hinblick auf die mögliche Auslösung von Karies untersucht.
Kopf- und Halskrebserkrankungen sind weitverbreitet und werden mit Strahlentherapie behandelt. Hierbei kommt es nach Therapieende häufig zu Karies. Die Forscher stützen sich bezüglich dieser Ausgangsthese auf eine Vielzahl bereits durchgeführter wissenschaftlicher Erhebungen, die genau das belegen. Dieser Umstand liege darin begründet, dass das Kariesrisiko durch Hyposalivation und Veränderung der Mundflora in Richtung karzinogener Bakterienarten oder durch Veränderungen von Dentin und Zahnschmelz besonders hoch ist. Die Karies kann sich dann schnell ausbreiten, Zahnverfall droht.Ziel dieser neuen systematischen Übersichtsarbeit des französischen Forscherteams war es daher, die aufgezeichneten Auswirkungen therapeutischer Strahlung auf die chemischen, strukturellen und mechanischen Eigenschaften von Zähnen in Verbindung mit ihren Untersuchungsmethoden zu erfassen.
Strahlenkaries als häufigste Nebenwirkung
Untersucht wurde die Strahlungswirkung auf koronales Dentin, Zahnschmelz und Wurzeldentin. Hierzu wurde eine Literaturrecherche nach In-vivo- und In-vitro-Studien durchgeführt. Die Autoren identifizierten dazu 353 Artikel mit achtundzwanzig Einschlusskriterien. Zweiundzwanzig Studien untersuchten die Entwicklung des Zahnschmelzes, neun die des koronalen Dentins und acht die des Wurzeldentins.
Die Ergebnisse für das koronale und das Wurzeldentin deuten auf einen starken Einfluss der Strahlung auf die organische Matrix hin. Die chemischen Eigenschaften des Zahnschmelzes wurden weniger stark verändert. Die Härte des Zahnschmelzes und des Wurzeldentins wird durch die therapeutische Bestrahlung verringert, aber für das koronale Dentin gibt es keinen Konsens.
Aussage zur klinischen Bedeutung
Eine bessere Kenntnis und ein besseres Verständnis der Mechanismen, die am Abbau von Zahnschmelz und Dentin beteiligt sind, würde die Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Methoden für eine bessere medizinische Versorgung von Patienten ermöglichen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen.
Die Autoren erklären dazu, dass die weitere Forschung einen funktionsübergreifenden und kooperativen Ansatz zwischen Biologen, Zahnmedizinern, Materialwissenschaftlern und Physikern erfordert. Dieser Ansatz würde das Verständnis der Auswirkungen von Strahlung auf das Zahngewebe und der Ursachen von Karies nach der Behandlung verbessern. Die neue Arbeit liefert folglich eine solide Wissensgrundlage für künftige Studien.
Quellen: sciencedirect.com, https://doi.org/10.1016/j.dental.2022.04.014