Wissenschaft und Forschung 24.06.2013
Dem schwarzen Hautkrebs geht die Luft aus
Hoffnung auf Therapie einer unheilbaren Erkrankung
Wird schwarzer Hautkrebs frühzeitig entdeckt, kann er meist erfolgreich behandelt werden. Anders sieht es hingegen aus, wenn er zu spät gefunden wird: Dann sind die Heilungschancen gering. Weltweit suchen Forscher daher nach neuen Therapien, um auch Patienten im fortgeschrittenen Stadium effektiv zu behandeln. Einen vielversprechenden Ansatz stellen nun Homburger Mediziner und Wissenschaftler in einer aktuellen Studie vor: Sie kombinieren Krebsmedikamente mit einem Diabetes-Medikament. Erste Ergebnisse zeigen, dass dieser Wirkstoffcocktail deutlich mehr Tumorzellen abtötet.
Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) zeichnet sich dadurch aus,
dass früh Metastasen über die Blut- und Lymphbahnen im Körper
entstehen. Seit kurzer Zeit sind neue Medikamente, unter anderem mit dem
Wirkstoff Vemurafenib, auf dem Markt, die das Wachstum des Tumors
wenigstens vorübergehend aufhalten können. Allerdings schlagen diese
Medikamente schon nach relativ kurzer Zeit nicht mehr an.
Mitverantwortlich dafür scheinen bestimmte hochresistente Zellen des
Tumors zu sein, sogenannte Stammzellen. „Die einzelnen Zelltypen des
Tumorgewebes unterscheiden sich zum Teil stark voneinander“, erklärt
Privatdozent Dr. Alexander Roesch, Oberarzt in der Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Homburger Uniklinikum. Das
Team um Roesch hat in einer vorangegangenen Studie Melanomzellen
entdeckt, die sich nur sehr langsam oder gar nicht teilen. „Das ist für
Krebszellen eigentlich unüblich, da diese sich normalerweise schnell
teilen“, kommentiert der Mediziner diesen Befund.
In der jetzt veröffentlichen Studie konnten Roesch und seine Kollegen
zeigen, dass „diese speziellen Zellen tatsächlich die therapieresistente
Wachstumsreserve des Melanoms bilden“, so Roesch weiter. Bei der Frage,
warum sich diese Zellen derartig verhalten, sind sie auf eine
Besonderheit gestossen: Die langsam wachsenden Zellen nutzen einen nicht
Krebs-typischen Stoffwechselweg, um Energie zu produzieren. „Wir haben
herausgefunden, dass die Zellen ihren Energiebedarf über die sogenannte
Atmungskette in den Mitochondrien decken“, berichtet Roesch. Hierbei
erzeugen die Mitochondrien der Tumorzellen über die oxidative
Phosphorylierung – eine Reaktionskette, die im Prinzip einer
Knallgasreaktion entspricht – die notwendige Energie. Andere Tumorzellen
hingegen setzen auf die Glykolyse, bei der Zuckermoleküle gespalten
werden und so schneller Energie für das Wachstum zur Verfügung steht.
Die Homburger Forscher und Ärzte haben daraufhin nach Wirkstoffen
gesucht, die die Atmungskette blockieren. Sehr vielversprechend erwies
sich dabei Phenformin – eine Substanz, die früher bei Diabetes
verschrieben wurde. In Versuchen mit Zellkulturen und mit Mausmodellen
konnte das Team um Roesch bereits nachweisen, dass der Wirkstoff diese
langsam wachsenden Tumorzellen abtötet. In Kombination mit
Melanommedikamenten wie beispielsweise Vemurafenib könnte Phenformin in
der Zukunft eine effiziente Therapie für Melanompatienten darstellen.
Die Studie „Overcoming Intrinsic Multidrug Resistance in Melanoma by
Blocking the Mitochondrial Respiratory Chain of Slow-Cycling JARID1Bhigh
Cells“ wurde nun im renommierten Journal Cancer Cell veröffentlicht:
DOI 10.1016/j.ccr.2013.05.003.
Neben den Ärzten und Forschern der Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie waren auch Kollegen aus der Biophysik, der Physiologe,
dem Institut für Klinische und Experimentelle Chirurgie sowie aus der
Experimentellen and Klinischen Pharmakologie und Toxikologie an der
Studie beteiligt. Dabei haben die Homburger eng mit der
Goethe-Universität in Frankfurt, der Universität von Pennsylvania, der
Universität von Kalifornien und vor allem dem Wistar Institut in
Philadelphia zusammengearbeitet.
Fragen beantworten:
Priv.-Doz. Dr. med. Alexander Roesch
Oberarzt
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Universitätsklinikum des Saarlandes
Tel.: 06841 16 23788
E-Mail: alexander.roesch@uks.eu
Professor Dr. med. Thomas Vogt
Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Tel.: 06841 16-23800
E-Mail: thomas.vogt@uks.eu
Quelle: Universität des Saarlandes